Der FC Sevilla zieht die Kartenpreise für Gästefans an. Manchester United sponsert seinen Anhängern die Erhöhung und gibt sich als großer Gönner. Ein Widerspruch.
Es ist ein bizarres Theater, das sich Manchester United und der FC Sevilla da gerade liefern. Der englische Rekordmeister und der Europa League-Sieger von 2014 bis 2016 wohlgemerkt – zwei Clubs, die einiges an Geld auf der hohen Kante haben sollten.
Dennoch meinten die Verantwortlichen in Spanien vor dem anstehenden Champions-League-Achtelfinal-Kick der beiden Teams die Ticketpreise um schlappe 40 Euro gegenüber den Hinrundenpartien erhöhen zu müssen. Der geneigte Auswärtsfahrer aus England wird nun mit stolzen 100 Euro zur Kasse gebeten, in manchen Kategorien gar mit 150 Euro.
Nun sind auch 60 Euro für 90 Minuten Fußball schon kein Pappenstiel. Klar kann man erwarten, dass die Fans für ihr Geld auch internationalen Spitzenfußball geboten bekommen (wenn solch vielversprechende Aufeinandertreffen auch gerne mal in einem 0:0‑Geduldsspiel enden). Die Frage, ob internationale Spitzenklubs darauf angewiesen sind, die Preisspirale beständig nach oben zu treiben, muss dennoch erlaubt sein.
Buntlackierte Retourkutsche
Manchester United jedenfalls geriert sich als Ausnahme von der Regel und scheint mit einer ungewöhnlichen Reaktion auf die Erhöhung der Ticketpreise alles richtig gemacht zu haben. Der Verein kündigte an, die Gäste-Karten mit jeweils 40 Euro zu bezuschussen, sodass die Anhänger wieder beim ursprünglichen Preis landen. Die Medienreaktionen fallen mehrheitlich positiv aus, von einem „classy move“ schreibt etwa die Lokalzeitung „Manchester Evening News“. Auch der „Manchester United Supporters Trust“ möchte „applaudieren“.
Der scheinbar großzügige Akt des laut Wirtschaftsmagazin „Forbes“ wertvollsten Fußballklubs der Welt entpuppt sich aber schnell als buntlackierte Retourkutsche. Nicht etwa aus der eigenen, prall gefüllten Geldbörse möchte United seine treuen Anhänger belohnen. Nein, im Gegenzug werden die eigenen Preise eben auch angezogen und die Fans des FC Sevilla geschröpft – und schon sind die Ausgaben durch die Hintertür wieder drin.
Generös verkündet der Club, eventuelle Mehreinnahmen für karitative Zwecke zu verwenden. So wird auf dem Rücken der Fans gar noch das Markenimage aufpoliert. Eine Debatte um die zum Teil geradezu astronomischen Summen, die für Champions-League-Fußball mittlerweile veranschlagt werden, findet gar nicht mehr statt. Stattdessen ergeht man sich in einem Kleinkrieg mit dem FC Sevilla.
Im Prinzip nichts Neues
Der spanische Gegner lässt sich freilich nicht lumpen und sponsert nun seinen Fans ebenfalls die England-Reise. Im selben Atemzug folgt die Ankündigung, United bei der Uefa anzuschwärzen, weil die Preise zu spät geändert worden seien.
Am Ende dieses Hin und Hers stehen also im Prinzip nicht mehr als eine Beschwerde beim europäischen Fußballverband, bürokratischer Mehraufwand für sämtliche Auswärtsfahrer und die gleichen (teuren) Preise wie zuvor. Vor allem aber ist da die Einsicht, dass sich die Champions-League-Klubs von den Bedürfnissen ihrer treuen Anhängerschaft wieder ein bisschen weiter entfernt haben.