Nach Wladimir-Putin-Gedächtnis-Jerseys und schützengrabentauglichem Camouflage-Leibchen: endlich normale Trikots. Allerdings gibt es nicht mal für den Gewinner die Note 1.
Eine gut angezogene 20-köpfige 11FREUNDE-Jury hat die Trikots der EM-Teilnehmer mit Schulnoten bewertet. Seht hier die Top 10, und seht dort den Rest.
10. Platz: Wales (Heim); Note: 2,7.
Bei der WM 2006 wollte uns Sportpsychologen noch weismachen, dass ein rotes Trikot das aggressive Spiel des Trägers fördert. Nun gut, wir erwarten Gareth Bale mit Kettensäge im Stutzen, Aaron Ramsey mit angelegtem Nunchaku und Joe Allen mit einem tollwütigem Hundewelpen in der Hose. Roter war zuletzt nur der Parteitag der Linken. Extrapunkte für die schlichte Schönheit.
10. Platz: Türkei (Heim); Note: 2,7.
Das Trikot zu Stefan Raabs Hit-Single »Maschendrahtzaun«. Ihr habt jetzt einen Ohrwurm? Sorry. Dann zieht euch schnell dieses Lied rein.
10. Platz: Portugal (Heim); Note: 2,7.
Mal ehrlich: Spielt Portugal seit 45 Jahren bei jedem Turnier mit dem gleichen Trikot? An sich ja löblich, aber das kann Modegott Cristiano Ronaldo doch nicht gefallen, oder? Wie auch immer: Ein Trikot wie ein Glas Rotwein zum Abendessen. Schöne Tradition, schön beruhigend, schön in der K.o.-Runde nicht mehr zu sehen. Klassiker.
10. Platz: Polen (Heim); Note: 2,7.
Der geteilte zehnte Platz für das polnische Heimtrikot ist verdient. Schlicht gehalten, sorgen die angedeuteten Streifen für moderne Eleganz. Die roten Streifen im Kragen verstecken sich dabei, sorgen allerdings für Konturen.
6. Platz: Polen (Auswärts); Note: 2,6.
Man nehme ein französisches bordeauxrot und setze dem deutschen Adler im Wappen eine Krone auf – zack feddich: Grundsolides Trikotowski unserer Nachbarn aus Polen.
6. Platz: Frankreich (Auswärts); Note: 2,6.
Blau, weiß, rot. Selten wurden die drei Farben schöner kombiniert als im französischen EM-Auswärtstrikot, findet zumindest die Jury. Die Franzosen, die bereits 2014 elegant gekleidet aufliefen, gewinnen auf jeden Fall in der Kategorie »Nike-Trikots mit gleichem Design und leichten Farbunterschieden«.
6. Platz: Frankreich (Heim); Note: 2,6.
Modisch adrett. Nur müsste bei diesem Wappen natürlich »Coq Sportif« der Ausrüster sein. Und dann müsste Karim Benzema auch unbedingt mit.
6. Platz: England (Auswärts); Note: 2,6.
Man stelle sich vor, ein so schöner Mann wie David Beckham würde noch immer für England spielen. In diesem Trikot. Nackt. Leider nur ein Traum. Kein Beckham übrig, dafür zumindest dieses rot-etwas rötere-blau-weiße Superding. Tragen darf das dann Wayne Rooney. Die Welt ist ungerecht.
5. Platz: Italien (Heim); Note: 2,5.
Der Italiener wirft sich in Schale – ein Trikot wie von Girogio Armani höchstpersönlich entworfen und maßgeschneidert für die Squadra Azzurra. Schlicht und elegant wird niemals langweilig. Der Gedanke an ein Aufeinandertreffen mit der deutschen Auswahl treibt den Ästheten Tränen der Vorfreude in die Augen.
4. Platz: Belgien (Auswärts); Note: 2,4.
Die Flagge so dick auf der Brust tragen, hat manchmal was Unangenehmes. Als Kontrast setzen die Macher aber auf ein beruhigendes Türkis, das dich an die Karibik oder zumindest das Thermalbad deines Vertrauens erinnern soll. Ob man damit Fußball spielen kann? Keine Zeit, darüber nachzudenken. Wir sind gerade im Dampfbad.
3. Platz: Nordirland (Auswärts); Note: 2,3.
Ja, in diesem Trikot wollen wir nachts durch die Straße ziehen und mit Superheldentaten die Herzen der EM euphorisierten Mädchen erobern. Unschuldiges weiß trifft hoffnungsvolles Grün, keine Schnörkel, gerade Linien. In diesem Trikot könnte man heiraten oder Babys betten. Wunderbar.
2. Platz: Deutschland (Heim); Note: 2,2.
Nur Platz zwei? Für Jogi Löw vermutlich zu wenig, für die Adidas-Designer ein Erfolg. Nach der lautstarken Kritik für das WM-Trikot ist mit dem klassisch schwarz-weißen Jersey in diesem Jahr wieder der 1954-Look angesagt und sorgt für positive Kritik.
1. Platz: Schweden (Heim); Note: 2.
Ein Trikot wie eine Mittsommernacht auf der Terrasse unseres imaginären Ferienhauses am Österdalälven. Neben uns erzählt Henrik Larsson die schönsten Anekdoten aus dem Weltfußball, vor uns tollen unsere Kinder mit jungen Elchbabys im seidigen Gras. Irgendwo nagelt Patrick Andersson mit Granatenfreistößen ein Poolhaus zusammen. Dieses Trikot ist eine schlicht-schöne Liebeserklärung an alle Trikotliebhaber dieser Welt. Sein leuchtend blauer Augenaufschlag bringt uns um den Verstand, sein positives Gelb lässt uns träumen von einer besseren Welt. Danke. Wir sind schwer verliebt.