Heute bestreitet der FC Bayern als erster Club überhaupt sein 2000. Bundesligaspiel. Manche Profis waren nur bei bei genau einem davon dabei. Acht bayrische One-Hot-Wonder über ihren großen Moment.
Einige Wochen, nachdem ich von den Amateuren in den Profikader gekommen war, verpasste mir Manni Schwabl beim Fünf gegen Zwei im Training den Ritterschlag. „Du kannst ja halbwegs kicken“, konstatierte er erstaunt. Nach diesem Satz bin ich ganzkörpererigiert heimgefahren. Auch Co-Trainer Egon Coordes, einen echt harten Hund, konnte ich mit meiner Einsatzfreude überzeugen. Vor dem Spiel gegen Hertha öffnete sich die Tür des Hotelzimmers, das ich mir mit Allan Nielsen teilte. Jupp Heynckes kam rein: „Der Kokser und der Grahammer sind verletzt. Rainer, kannst du dir vorstellen, von Beginn an neben dem Hansi Pflügler als Manndecker zu spielen?“ Da musste ich nicht lang überlegen. Bei der Taktikbesprechung schien mir Heynckes mit seinem hochroten Kopf genauso angespannt zu sein wie ich. Spieler wie Thon, Reuter oder Effenberg saßen hingegen gelassen auf der Bank, einige studierten unter dem Tisch den neuen „Kicker“. Manni Bender, der Spaßvogel, jonglierte währenddessen sogar den Ball durch die Kabine. Auch Uli Hoeneß wuselte durch den Raum. Alle waren absolut siegessicher, weil die Berliner bereits Wochen zuvor abgestiegen waren. Ich muss ehrlich sein: Wir hatten eine tolle Mannschaft. Statt mir hätte auch jeder Straßenkehrer über neunzig Minuten mitspielen können.
Bei meinem Spiel in Frankfurt ging Mitte der ersten Halbzeit plötzlich alles ganz schnell. Thomas Helmer verletzte sich am Oberschenkel, und ich wurde ohne nennenswertes Aufwärmen eingewechselt. Trapattoni und Augenthaler riefen mir noch kurze Anweisungen zu, und dann gewann ich auch gleich den ersten Zweikampf gegen Marek Penksa. Sammy Kuffour und ich spielten als Vorstopper, da war die Vorgabe: schönes Tackling und dann den Ball schnell weiterspielen. Die verhängnisvolle Einwechslung von Didi Hamann habe ich auf dem Platz nur am Rande wahrgenommen. Ich wusste nichts von der Regel, dass nur drei Vertragsamateure spielen dürfen, ich war einer der drei, die bereits auf dem Platz standen. Markus Hörwick wollte den Wechsel wohl noch verhindern, hatte von der Tribüne aus aber keinen Zugang zu den Trainerbänken. Nach dem Spiel holten uns dann die Verantwortlichen direkt vom Platz. Interviewsperre! In der Kabine hielten Hoeneß und Hörwick eine sachliche Ansprache, dass Frankfurt wohl Einspruch einlegen würde und wir erstmal die Füße stillhalten sollen. Auch wenn das Spiel am Grünen Tisch gegen uns gewertet wurde, war ich trotzdem stolz. Wir haben das 1:2 in ein 5:2 gedreht und ich war ein Teil dieser Mannschaft.
Ich spielte mit Franz Beckenbauer in der A‑Jugend und war zwischen 1964 und 1966 Vertragsspieler beim FC Bayern. In dieser Zeit stand ich eigentlich immer im Kader der Profis, lief aber zumeist in der Reserveliga Süd auf. Am 28. Mai 1966, es war schon der 34. Spieltag, durfte ich auswärts gegen Werder Bremen ran, wir spielten Unentschieden. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir etwas anderes. Nach dem Training ging die ganze Mannschaft in der Regel zusammen Mittagessen. Unser jugoslawischer Trainer Zlatko Cajkovski, den wir hinter vorgehaltener Hand den „kleinen Dicken“ nannten, hat sehr darauf geachtet, dass wir ausreichend und gut essen. Er ist dann immer durch die Reihen gegangen und hat mit dem Finger unser Essen probiert. Dem schon etwas älteren Torwart Fritz Kosar hat das irgendwann gar nicht mehr gefallen. Er meinte, Cajkovski solle die Finger aus seinem Essen nehmen. Cajkovski machte aber weiter. Daraufhin haute ihm Kosar mit dem Messerrücken auf die Finger und brach dem Trainer dabei zwei Finger. Danach hat er nie wieder gespielt, ab dem Zeitpunkt war Sepp Maier unantastbar. Der Rest ist Geschichte.
Als mich Ottmar Hitzfeld heranrief und sagte, dass ich gleich für Ali Daei ins Spiel kommen werde, fing es in meinem Körper an zu kribbeln. Dienstagabend, Flutlichtspiel, ausverkaufter Betzenberg, ohrenbetäubender Lärm. Das war gigantisch. Ich streifte mir das Trikot mit der 31 über und sprintete hochmotiviert aufs Feld. Seitdem ich als kleines, 16-jähriges Kerlchen von Prag nach München gewechselt war, hatte ich immer von diesem Moment geträumt. Dass wir den 1:2‑Rückstand gegen Lautern nicht mehr drehen konnten, war ärgerlich. Noch viel ärgerlicher aber war, dass ich danach nie wieder die Chance bekam, mich unter Hitzfeld in der Bundesliga zu beweisen. Als Klaus Augenthaler dann im März 2000 Trainer in Nürnberg wurde, erkundigte er sich direkt nach mir. Schließlich kannte er mich noch aus seiner Zeit als Co-Trainer von Giovanni Trapattoni. Der Verein war einverstanden, ich auch. Zusammen mit meinen Kumpels Nisse Johannson und Frank Wiblishauser wechselte ich von den Bayern zum Club in die 2.Liga. Obwohl meine Profikarriere erst in Nürnberg und später beim HSV so richtig in Fahrt kam, werde ich das Spiel auf dem Betze nie vergessen. Das Trikot von meinem ersten Bundesligaspiel mit dem Opel-Zafira-Schriftzug hängt noch immer bei mir zuhause im Schrank.