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Seite 2: „Ganzkörpererigiert fuhr ich heim“

Rainer Aigner: Ganz­kör­per­e­ri­giert fuhr ich heim“

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Rainer Aigner spielte in der Saison 1990/91 für die Bayern gegen Hertha BSC. Bayern gewann 7:3 im Olym­pia­sta­dion.

Einige Wochen, nachdem ich von den Ama­teuren in den Pro­fi­kader gekommen war, ver­passte mir Manni Schwabl beim Fünf gegen Zwei im Trai­ning den Rit­ter­schlag. Du kannst ja halb­wegs kicken“, kon­sta­tierte er erstaunt. Nach diesem Satz bin ich ganzkörpererigiert heim­ge­fahren. Auch Co-Trainer Egon Coordes, einen echt harten Hund, konnte ich mit meiner Ein­satz­freude überzeugen. Vor dem Spiel gegen Hertha öffnete sich die Tür des Hotel­zim­mers, das ich mir mit Allan Nielsen teilte. Jupp Heyn­ckes kam rein: Der Kokser und der Gra­hammer sind ver­letzt. Rainer, kannst du dir vor­stellen, von Beginn an neben dem Hansi Pflügler als Mann­de­cker zu spielen?“ Da musste ich nicht lang überlegen. Bei der Tak­tik­be­spre­chung schien mir Heyn­ckes mit seinem hoch­roten Kopf genauso ange­spannt zu sein wie ich. Spieler wie Thon, Reuter oder Effen­berg saßen hin­gegen gelassen auf der Bank, einige stu­dierten unter dem Tisch den neuen Kicker“. Manni Bender, der Spaß­vogel, jon­glierte währenddessen sogar den Ball durch die Kabine. Auch Uli Hoeneß wuselte durch den Raum. Alle waren absolut sie­ges­si­cher, weil die Ber­liner bereits Wochen zuvor abge­stiegen waren. Ich muss ehr­lich sein: Wir hatten eine tolle Mann­schaft. Statt mir hätte auch jeder Stra­ßen­kehrer über neunzig Minuten mit­spielen können.

Marco Grimm: Ver­häng­nis­volle Ein­wechs­lung“

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Marco Grimm holte mit den Bayern in der Saison 1994/95 einen 1:2‑Rückstand auf und gewann 5:2 bei Ein­tracht Frank­furt. Das Spiel wurde mit 0:2 gewertet.

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Bei meinem Spiel in Frank­furt ging Mitte der ersten Halb­zeit plötzlich alles ganz schnell. Thomas Helmer ver­letzte sich am Ober­schenkel, und ich wurde ohne nen­nens­wertes Aufwärmen ein­ge­wech­selt. Tra­pat­toni und Augen­thaler riefen mir noch kurze Anwei­sungen zu, und dann gewann ich auch gleich den ersten Zwei­kampf gegen Marek Penksa. Sammy Kuf­four und ich spielten als Vor­stopper, da war die Vor­gabe: schönes Tack­ling und dann den Ball schnell wei­ter­spielen. Die verhängnisvolle Ein­wechs­lung von Didi Hamann habe ich auf dem Platz nur am Rande wahr­ge­nommen. Ich wusste nichts von der Regel, dass nur drei Ver­trags­ama­teure spielen dürfen, ich war einer der drei, die bereits auf dem Platz standen. Markus Hörwick wollte den Wechsel wohl noch ver­hin­dern, hatte von der Tribüne aus aber keinen Zugang zu den Trainerbänken. Nach dem Spiel holten uns dann die Ver­ant­wort­li­chen direkt vom Platz. Inter­view­sperre! In der Kabine hielten Hoeneß und Hörwick eine sach­liche Ansprache, dass Frank­furt wohl Ein­spruch ein­legen würde und wir erstmal die Füße still­halten sollen. Auch wenn das Spiel am Grünen Tisch gegen uns gewertet wurde, war ich trotzdem stolz. Wir haben das 1:2 in ein 5:2 gedreht und ich war ein Teil dieser Mann­schaft.

Hubert Winds­perger: Das gefähr­liche Mit­tag­essen“

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1:1 hieß es am 34. Spieltag der Saison 1965/66 zwi­schen Werder Bremen und Bayern München. Und Hubert Winds­perger hatte sein ein­ziges Bun­des­li­ga­spiel absol­viert.

Ich spielte mit Franz Becken­bauer in der A‑Jugend und war zwi­schen 1964 und 1966 Ver­trags­spieler beim FC Bayern. In dieser Zeit stand ich eigent­lich immer im Kader der Profis, lief aber zumeist in der Reser­ve­liga Süd auf. Am 28. Mai 1966, es war schon der 34. Spieltag, durfte ich auswärts gegen Werder Bremen ran, wir spielten Unent­schieden. Beson­ders in Erin­ne­rung geblieben ist mir etwas anderes. Nach dem Trai­ning ging die ganze Mann­schaft in der Regel zusammen Mit­tag­essen. Unser jugo­sla­wi­scher Trainer Zlatko Caj­kovski, den wir hinter vor­ge­hal­tener Hand den kleinen Dicken“ nannten, hat sehr darauf geachtet, dass wir aus­rei­chend und gut essen. Er ist dann immer durch die Reihen gegangen und hat mit dem Finger unser Essen pro­biert. Dem schon etwas älteren Tor­wart Fritz Kosar hat das irgend­wann gar nicht mehr gefallen. Er meinte, Caj­kovski solle die Finger aus seinem Essen nehmen. Caj­kovski machte aber weiter. Dar­aufhin haute ihm Kosar mit dem Messerrücken auf die Finger und brach dem Trainer dabei zwei Finger. Danach hat er nie wieder gespielt, ab dem Zeit­punkt war Sepp Maier unan­tastbar. Der Rest ist Geschichte.

David Jarolim: Immer von diesem Moment geträumt“

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David Jarolím verlor mit den Bayern in der Saison 1998/1999 1:2 in Kai­sers­lau­tern. 10 Minuten stand er für die Münchner auf dem Platz.

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Als mich Ottmar Hitz­feld her­an­rief und sagte, dass ich gleich für Ali Daei ins Spiel kommen werde, fing es in meinem Körper an zu krib­beln. Diens­tag­abend, Flut­licht­spiel, aus­ver­kaufter Bet­zen­berg, ohren­be­täu­bender Lärm. Das war gigan­tisch. Ich streifte mir das Trikot mit der 31 über und sprin­tete hoch­mo­ti­viert aufs Feld. Seitdem ich als kleines, 16-jäh­riges Kerl­chen von Prag nach Mün­chen gewech­selt war, hatte ich immer von diesem Moment geträumt. Dass wir den 1:2‑Rückstand gegen Lau­tern nicht mehr drehen konnten, war ärger­lich. Noch viel ärger­li­cher aber war, dass ich danach nie wieder die Chance bekam, mich unter Hitz­feld in der Bun­des­liga zu beweisen. Als Klaus Augen­thaler dann im März 2000 Trainer in Nürn­berg wurde, erkun­digte er sich direkt nach mir. Schließ­lich kannte er mich noch aus seiner Zeit als Co-Trainer von Gio­vanni Tra­pat­toni. Der Verein war ein­ver­standen, ich auch. Zusammen mit meinen Kum­pels Nisse Johannson und Frank Wib­lishauser wech­selte ich von den Bayern zum Club in die 2.Liga. Obwohl meine Pro­fi­kar­riere erst in Nürn­berg und später beim HSV so richtig in Fahrt kam, werde ich das Spiel auf dem Betze nie ver­gessen. Das Trikot von meinem ersten Bun­des­li­ga­spiel mit dem Opel-Zafira-Schriftzug hängt noch immer bei mir zuhause im Schrank.