Dieser Text erschien erstmalig in der Ausgabe #227. Das Heft ist im 11FREUNDE-Shop erhältlich.
Carsten Lakies durfte am 10. Mai 1997 für die Bayern ran und wurde Zaungast des legendären Werbetonnentritts von Jürgen Klinsmann. Das Spiel endete 0:0.
Das Spiel gegen Freiburg sollte mein erstes werden und verhalf mir zu fragwürdiger Berühmtheit. Ich war kein großes Licht im Bayern-Kader, bloß ein Vertragsamateur. Auch am 31. Spieltag saß ich zunächst auf der Bank, inmitten von Hochkarätern. Nach der Halbzeit schickte uns Trainer Giovanni Trapattoni zum Warmmachen. In der 80. Minute war es so weit: Trapattoni rief mich zu sich und forderte von mir, ich solle vorne Betrieb machen und ein Tor schießen. „Spiel so wie bei den Amateuren“, raunte er mir zu. Auch Lothar Matthäus, der an diesem Tag nicht im Kader war, kam vor der Einwechslung zu mir. Er trug seine typische Sonnenbrille im Haar, wünschte mir viel Glück und meinte, dass ich mir nicht so viele Gedanken machen und einfach mein Spiel runterspielen soll. Ich war ganz schön nervös. Doch als ich dann an der Seitenlinie stand, war es mir plötzlich vollkommen egal, für wen ich eingewechselt würde. Dass es tatsächlich Jürgen Klinsmann traf, erkannte ich zwar, als der Blondschopf auf mich zutrabte. Ihm stank es natürlich, dass er mal wieder raus musste. Die Auswechslungen waren über die gesamte Saison ein Streitpunkt zwischen ihm und Trapattoni. Aber dass er in die Werbetrommel treten würde, hätte ich nicht gedacht. Jürgen war ja eher der ruhigere Typ. Ich registrierte zunächst auch gar nicht, was hinter mir passiert war. Zwar habe ich noch einen Schlag gehört, aber in einem Stadion, in dem 63 000 Zuschauer sind, hört man alles Mögliche. Die ganze Aktion habe ich erst später im Fernsehen gesehen. Im Spiel gab ich sofort Gas, wie der Trainer es von mir verlangt hatte, und kam nach drei Minuten zu meiner Chance: Im Mittelfeld spielte ich rechts raus zu Mehmet Scholl, und als er flankte, war ich schon wieder vorne im Strafraum. Ich stieg hoch, gab wirklich alles, aber leider köpfte ich den Ball über die Latte. Es blieb beim 0:0. Von Konsequenzen, die es für Klinsmann gab, weiß ich nichts.
Max Eberl stand 45 Minuten für den FC Bayern auf dem Platz. Im Neckarstadion verlor der FCB in der Saison 1991/92 mit 3:2.
Meine Mutter hätte mich gern beim FC Alte Haide gesehen, doch als Kind war es mein großer Traum, zu den Bayern zu gehen. Nachdem ich sie endlich überreden konnte, spielte ich für die erste von Bayern München gegründete Bambini-Mannschaft und durchlief sämtliche Nachwuchsteams. Als ich 18 Jahre alt war, gab es einige Ausfälle bei den Profis, und Trainer Sören Lerby holte Jugendspieler wie mich ins Training. Am Mittwoch hieß es: „Komm Donnerstag wieder.“ Zunächst habe ich mir keinen Kopf gemacht, bis Lerby mir zurief: „Max, morgen Trainingsanzug anziehen, du fährst mit nach Stuttgart.“ Ich nahm an, ich würde das Team nur begleiten, um den Kader zu vervollständigen. Doch schon auf der Fahrt hat der Coach viel auf mich eingeredet und ich dachte: Was will der dauernd von mir? Samstag, wenige Stunden vor der Partie, war die Besprechung. Ich kam in den Raum, blickte auf das Flipchart. Dort stand mein Name. Auf der Rechtsverteidigerposition. Mein Herz ist mir in die Hose gerutscht. Ich bekam, wie jeder, der aufgeregt ist, auch erst mal Durchfall. Auch der Weg zum Stadion machte alles nicht besser: Wenn wir Freundschaftsspiele auf dem Land hatten, freute sich jeder auf uns. Als wir zum Stadion des VfB fuhren, flogen Dutzende Bierflaschen gegen unseren Mannschaftsbus. Am ersten Gegentor war ich nicht ganz unbeteiligt: Michael Frontzeck hatte mich aussteigen lassen und die Flanke zum Treffer geschlagen. Zur Halbzeit wurde ich ausgewechselt. Obwohl wir 2:3 verloren hatten, traf ich mich abends mit meinen Freunden und wir begossen mein Debüt.