Mit einem Sieg gegen Gladbach verschafft sich Lucien Favre etwas Ruhe. Doch die nächsten Wochen versprechen weiter beste Unterhaltung in Dortmund.
Am Morgen des Spieltags wird Jadon Sancho suspendiert. Der 19-jährige Ausnahmespieler habe in den letzten Wochen seine Grenzen ausgetestet und diese müsse man ihm nun aufzeigen, erklärt Michael Zorc kurz vor dem Anpfiff der Partie gegen Tabellenführer Borussia Mönchengladbach. Auf die Dauer der Suspendierung angesprochen, sagt Lucien Favre: „Heute ist heute!“
Das war die Ausgangslage. Favre angeschossen. Sancho suspendiert. Sieben Spiele in 21 Tagen. Zweimal Gladbach, zweimal Inter, einmal Derby, einmal Wolfsburg, einmal München, wo man in den letzten Jahren zum neuen Hamburg geworden ist.
Seit Jahren begleitet den Verein ein nervöses Grundrauschen und aus dem Rauschen würde mit einer Niederlage gegen Gladbach ein Donnern. Das war klar. Trotzdem sei man das ganze mit einer positiven Einstellung angegangen, sagt Torwart Roman Bürki.
„Wir haben nicht perfekt gespielt. Wir haben gekämpft,“ erklärt der Keeper. „Wir wussten, dass es eine große Chance ist.“ Von Druck spricht er nicht, erwähnt aber dann das Glück, das ihm trotz einer verletzungsbedingten Auswechslung ein treuer Begleiter war. Zweimal kann er gegen den heranstürmenden Breel Embolo heranstürmen. Zweimal hat ihn Manuel Akanji in Verlegenheit gebracht.
„Morgen ist ein anderer Tag“
„Ich war komplett überfordert mit Manus Rückpass“, sagt Bürki über Akanjis zweiten groben Schnitzer. „Ich wusste nicht, ob ich vor oder zurück sollte. Wenn ich den Ball nicht treffe, bin ich der Buhmann. Richtig und falsch liegt oft sehr, sehr nah beieinander.“
So war es auch an diesem Samstag, an dem Borussia Mönchengladbach mindestens ein Elfmeter verweigert wird, an dem die Gäste trotz Niederlage in einem mäßigen Spiel die besseren Abschlüsse haben, die Expected Goals mit 3.22 zu 1.63 gewinnen und als Tabellenführer zurück an den Niederrhein fahren.
Aber diesmal trafen die Dortmunder die richtigeren Entscheidungen. Bürki rettet gegen Lainer, Stegemann übersieht ein Hummels-Foul im Strafraum, Hazard überzeugt erstmals und Marco Reus überwindet einmal Yann Sommer, der nicht entschlossen genug aus dem Tor kommt. Das reicht vorerst.
„Morgen“, sagt Lucien Favre am Ende seiner Pressekonferenz, „ist ein anderer Tag.“ Die Dortmunder werden atmen und leben, entspannen werden sie sich nicht. Trotz der aufkommenden Mentalitätskrise der Bayern.