Es soll ja Bremer Fans geben, die trotz des offensiven Hurra-Fußballs der vergangenen Jahre doch die ein oder andere Träne klobigen Fußball-Rüpeln a lá Uli Borowka oder Bernhard Trares hinterher weinen. Spieler, deren Ballfertigkeiten voraussichtlich nicht für die Aufnahme in den aktuellen Stammkader der Edelfüße von der Weser gereicht hätten. Die allerdings so schön böse gucken und grätschen konnten, dass gegnerische Stürmer immer noch einmal kräftig schlucken mussten, ehe sie das Grün am Weserbogen betraten. Ehrliche, gradlinige Arbeiter.
Auch Dusko Tosic schien vor der Saison 2007/08 so eine Art Fußballer zu sein, als er zur Champions-League-Truppe aus Bremen stieß. Hardliner jubelten, neben den Künstlern und Feingeistern sollte nun dieser breitschultrige Serbe für beinharte Arbeit auf der linken Seite sorgen. Dort, wo sich in Bremen vor Jahren ein gewisser Thorsten Legat effektiv in das allgemeine Gedächtnisgut eingebrannt hatte.
Tosic kam mit der Empfehlung eines Stammspielers vom französischen Pokalsieger FC Sochaux, in 40 Spielen hatte er zwar nur ein Tor erzielt, dafür allerdings mit seinen heftigen Flügelläufen viele Tore vorbereitet und zugleich dank körpernaher Zweikampfarbeit seinen Defensivbereich vorbildlich verteidigt. Doch wird in Frankreichs erster Liga ein anderer Ball gespielt, die taktischen Systeme erlauben einen zwar technisch anspruchsvolleren, aber zugleich langsameren Fußball. Tosic war diese komplizierte Umstellung auf dem Platz deutlich anzumerken, denn einer wie er braucht den nötigen Anlauf (und dafür die nötige Zeit) um seine Angriffe zu starten. Anders als beispielsweise Phillip Lahm hat Tosic seine Stärken im gradlinigen Spiel an der Außenlinie, in einer Zeit, wo jeder Spieler eigentlich auf jeder Position einsetzbar sein muss, ist Tosic ein Linksverteidiger der alten Schule. Unmöglich, sich ihn als Innenverteidiger oder im rechten Mittelfeld vorzustellen. Der Serbe braucht Platz und Raum im Offensivbereich, den er sich mit seiner Schnelligkeit verschaffen kann. Das konnte er in Bremen während seiner insgesamt zwölf Einsätze nur selten zeigen. Zudem offenbarte er technische Mängel, nicht selten patzte Tosic bei einfachen Ballannahmen, auch raumöffnende Pässe hat das deutsche Publikum noch nicht von ihm gesehen.
Knackig dagegen sein Defensivverhalten. Tosic steht eng am Mann, sein ohne Zweifel vorhandenes Timing lässt ihn in Eins-gegen-Eins Situationen oft gut aussehen, einige Grätschen erinnerten tatsächlich an das knallharte Duo Borowka/Legat. Tosic ist mit seinen 23 Jahren noch immer in der Ausbildung, keiner wird das so gut wissen, wie Thomas Schaaf. Unter seiner Ägide haben sich schon einige »Problemfälle« zu überdurchschnittlichen Bundesliga-Profis entwickelt. Wahrscheinlich wird er auch in der kommenden Spielzeit die Möglichkeit bekommen aus dem Rohmaterial Tosic einen Stammspieler zu schnitzen.
Die Bremer Verantwortlichen haben auf Tosic Wechselabsichten– wie üblich – sehr gelassen reagiert. Tosic wird gebraucht, spätestens nach den Abgängen von Owomoyela (Dortmund) und Womé (Köln) ist die Auswahl der Außenverteidiger kleiner geworden. Die Saison 2008/09 könnte zu einer echten Chance für Dusko Tosic werden, auch wenn der das noch nicht begriffen hat. Das Publikum jedenfalls sehnt sich nach neuen Borowkas.