Heute vor 15 Jahren machte Lothar Matthäus sein letztes Bundesligaspiel. Da ging er hin. Ein großer Spieler, ein Weltstar.
Es wirkte, als ob ein Staatsbediensteter in einer Tragik von nationalem Ausmaß emeritieren würde. Und irgendwie war es auch so. Der Abschied des Lothar M. wurde zum Drama in vielen Akten apostrophiert, und Teil eins der innenpolitischen Krise führte man in Stuttgart auf, am 4. März 2000.
„Ich werde bestimmt einiges vermissen. Die deutschen Stadien, die Fans, die Bundesliga“, unkte der Scheidende nach einem Spiel, dessen Verlauf nicht in den vorgesehenen Bilderrahmen passte. Zwar hatten sie in München, beim FC Bayern, dezent gemurrt, weil das loddamaddäus’sche Bohei aus allen Nähten geplatzt war, aber anständige 90 Abschussminuten wollten sie ihrem Veteran dann doch bescheren. Allein aus Eigennutz, Leverkusen triezte Bayern im Meisterrennen (und wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, wo Unterhaching zu lokalisieren ist).
Zum Abschied einen Cowboyhut
So hatte Trainer Hitzfeld seinen Mannen, die unter der Woche einen famosen 4:2‑Sieg im Bernabéu gelandet hatten, den Alltags-Rhythmus aufoktroyiert und Matthäus als Libero berufen. Auch von VfB-Seite erhielt Lothar artig Präsente, einen Cowboyhut und ein Trikot-Potpourri, genäht aus Stoffstücken des FC Bayern, Borussia Mönchengladbach, Inter Mailand und des deutschen Nationalteams – Matthäus‘ Karrierestationen.
Von sogenannten „Konzepttrainern“ sprach kurz nach der Jahrtausendwende niemand, doch wenn der Begriff schon Einzug in den Jargon der Kick-Branche gefunden hätte, wäre Ralf Rangnick ein Pionier gewesen. Vor dem Bayern-Spiel versuchte der Jung-Trainer, seine Profis an bisher unbekannten Synapsen zu striegeln, und ließ 1,20 Meter lange Eisenstangen an deren Hälsen anbringen, die mit den Händen angeblich nicht zu verbiegen seien – wohl aber unter Einsatz des Kehlkopfes. Die Suggestion deckte sich mit dem Kahn-Motto: Wille!
„Das geht heute schief!“
Bayern-Manager Uli Hoeneß überkam ein ungutes Gefühl. Als erste deutsche Mannschaft hatte Bayern in Madrid gewinnen können, jetzt aber kaufte ihnen Stuttgart den Schneid ab. Bald spürte Hoeneß, „dass das heute schief geht“.
Falls Matthäus auf schwäbisches Schaulaufen spekuliert hatte, wurde seine Hoffnung enttäuscht. Ersatzkeeper Bernd Dreher (für den Pause-bedürftigen Oliver Kahn dabei) stürmte ohne Not aus dem Tor und zwang seinen 38-jährigen Libero zu einem Sprint Richtung Torlinie. Matthäus, der Rückstand-Retter.