Przybylski or not Przybylski, das ist hier die Frage. Der Spieler vom ASV Mettmann stand in der Nähe, als der Schiri beleidigt wurde. Das reichte für ein Urteil.
Der Weg in Richtung Kabine ist für Schiedsrichter häufig wie der Gang nach Canossa. Am Kaiserslauterer Betzenberg zum Beispiel gehörten fliegende Bierbecher lange Zeit ebenso zum Inventar wie ein von Ordnern gebauter Kokon aus schützenden Regenschirmen. Im Amateurfußball prasseln zwar keine Bierduschen auf die Unparteiischen nieder, dafür aber regelmäßig Beschimpfungen der Kategorie FSK 18.
Vor allem dann, wenn in der zweiten Halbzeit acht Spieler verwarnt wurden, einer vom Platz flog und das Spiel knapp mit 3:2 endete. So geschehen beim Spiel in der Landesliga Niederrhein zwischen dem VDS Nievenheim und dem ASV Mettmann. Keine Partie, die über Abstieg oder Meisterschaft entschied. Kein Derby, in dem emotionale Ausbrüche zu erwarten sind.
Du bist, wo du stehst
Als Schiedsrichter Thiemo Bartsch vor achtzig Zuschauern nach Spielende das Feld verlassen wollte, wurde er „auf diskriminierende Weise“ von Mettmanns Severin Przybylski beleidigt. So behauptet es das Sportgericht. Das Ding ist nur: Przybylski hatte gar nicht gespielt und als er nach Abpfiff den Platz betrat, stand er lediglich in der Nähe des eigentlichen Übeltäters Phil Eilenberger. So behauptet es der ASV Mettmann.
Und dafür wurde einiges an Beweismaterial geliefert. Als die Verhandlungen vor der Spruchkammer anliefen, gestand Eilenberger seine Verbalattacke, Mettmanns Co-Trainer bestätigte den Vorgang ebenfalls, mehrere schriftliche Aussagen wurden vorlgelegt und Fotos, die bewiesen, dass Eilenberger tatsächlich in der Sichtlinie von Przybylski stand. Der ASV Mettmann fuhr einiges auf, um den „eigentlich ganz ruhigen Typ“ Przybylski zu entlasten, weitaus mehr, als es in Verhandlungen unterer Spielklassen üblich ist.