Randal Kolo Muani ist im selben Ort aufgewachsen wie Kylian Mbappé. Sein Weg aber verlief gänzlich anders. Er führte ihn nach Frankfurt – wo er jetzt schon der Transfer der Saison ist.
Und da stand er. Kolo Muani kommt in der Folge zu mehreren Kurzeinsätzen in der ersten Liga. Doch er will mehr Spielzeit und wird 2019 zum französischen Drittligisten US Boulogne verliehen. Der Start dort verläuft holprig: Am 6. Spieltag sieht er für zwei kleine Fouls innerhalb von zehn Minuten die Gelb-Rote-Karte und sein Trainer verpasst ihm einen Denkzettel, indem er ihn für die nächsten vier Spiele nicht in den Kader beruft. Seine Unreife macht sich kurz darauf abermals bemerkbar: Im dritten Spiel nach seiner Rückkehr ins Team geht er mit gestrecktem Bein in einen Zweikampf und sieht wieder die Rote Karte.
Doch bald wird Kolo Muani erwachsener, lernt auch außerhalb des Platzes dazu: Standen in Nantes noch regelmäßige Party-Nächte auf der Agenda, konzentriert sich der Teenager in Boulogne zunehmend auf den Fußball: „Boulogne hat mich wieder auf den richtigen Weg gebracht: Ich kannte nur noch zwei Wege – von zu Hause zum Fußballplatz, vom Fußballplatz nach Hause.“ Schon bald macht sich das bemerkbar. In 14 Spielen erzielt er drei Tore und bereitet weitere fünf vor. Dann kommt Corona, die Saison wird abgebrochen und die Rückkehr zum FC Nantes steht bevor. Kolo Muani will es jetzt allen beweisen: „Als ich zurückkam, war ich auf Rache aus. Ich bin zurückgekommen, um alles zu zerstören. Entweder ich spiele mit der ersten Mannschaft, oder ich gehe.“
Als der Ball wieder rollt und die Saison 2020/21 startet, ist der Stürmer in der Startelf gesetzt. Und lässt seiner großen Klappe Taten folgen: Mit zehn Treffern und neun Assists trägt er einen großen Teil dazu bei, dass der Verein in der Relegation die Klasse halten kann. Die kommende Spielzeit verläuft ähnlich erfolgreich. Er kommt auf 20 Scorerpunkte. Auch Dank Randal Kolo Muani gewinnen „Les Canaris“ den Coupe-De-France und somit den ersten Vereinstitel seit über 20 Jahren.
Lauscht man wenig später den Worten von Nantes Präsidenten Waldemar Kita, wird deutlich: Der Abgang von Randal Kolo Muani tut den Verantwortlichen des französischen Erstligisten weh. „Er wird gehen und ich bereue es sehr“, gesteht Kita in einem Interview mit dem Radiosender RMC im April 2022. Dabei hatte der Verein alles getan, um den auslaufenden Vertrag zu verlängern. „Vor einem Jahr habe ich versucht, Kontakt zu seinem Vater aufzunehmen, um ihm ein großes Gehalt anzubieten“, so der Präsident im April 2022. „Er hätte mehr Geld bekommen können, als er jemals in Frankfurt bekommen wird.“ Der Grund, warum Kolo Muani das Angebot nicht angenommen hat? Er hatte Frankfurts Fußball-Direktor Ben Manga und Ex-Vorstand Fredi Bobic schon sein Wort gegeben.
Manga und Bobic waren bereits im Herbst 2020 auf den Stürmer zugekommen. Sie zeigen Kolo Muani Stärken und Schwächen in seinem Spiel auf, was ihm imponiert. Vor allem Manga bringt ihm den Klub, die Eintracht-Philosophie und seine angedachte Rolle nah. Die Agentur des Spielers erklärt in einem Statement zum Wechsel: „Ben Manga nahm von Beginn an eine entscheidende Rolle bei diesem Transfer ein. Er kam schon 2020 auf uns zu. Wir hatten gleich eine besondere Beziehung aufgebaut.“
Was Kolo Muani letztlich überzeugt hat? „Es geht eher familiär zu, man löst die Dinge im Kollektiv. Dazu kommen der Spielstil und die Atmosphäre im Stadion.“ Ein Wechsel zur Saison 2021/22 scheitert noch an den Ablöseforderungen des FC Nantes. Doch die Hessen bleiben geduldig und Randal Kolo Muani steht zu seiner mündlichen Zusage, obwohl mittlerweile auch andere Vereine, unter anderem AC Mailand, Interesse an ihm zeigen. Er kommt ablösefrei an den Main. „Dass der Junge bei seinem Wort geblieben ist, sagt einiges über ihn aus. Find ich gut!“, sagte Fredi Bobic vor wenigen Wochen. Randal Kolo Muani ist jetzt schon der Transfer der Saison.