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Seite 2: Die Spieler wurden als Vaterlandsverräter dargestellt

Fin­kiel­kraut hat damit den Ton vor­ge­geben, wie zukünftig über die Mann­schaft gespro­chen wird. Alles an der Iden­tität der Spieler wird in Frage gestellt: ihr Geld, ihre eth­ni­sche Her­kunft, ihre soziale Her­kunft, ihre Intel­li­genz. 

Der Sozio­loge Sté­phane Béaud stellt in seiner Ana­lyse Traî­tres à la nation?“ fest, die Spieler seien einer über­wäl­ti­genden Mehr­heit der Presse als Vater­lands­ver­räter dar­ge­stellt worden. Man habe immerzu die Rädels­führer des Streikes gesucht – und was man gefunden hat, waren nur Schwarze und Ribéry, der zum Islam kon­ver­tiert ist. Im Großen und Ganzen“, sagt Béaud in einem Inter­view mit Libé­ra­tion, hat man gesagt oder durch­schim­mern lassen: Die Anführer kommen aus der Ban­lieue. Und für viele gilt: Ban­lieue = Schwarze = Araber.“

Klas­sen­un­ter­schiede zwi­schen Fuß­ball­spie­lern und Sport­jour­na­listen

Béaud ver­weist auf die Klas­sen­un­ter­schiede zwi­schen jungen Fuß­ball­spie­lern und Sport­jour­na­listen. Die einen stammen meist aus armen Fami­lien, aus den Vor­städten, haben eine unge­nü­gende Schul­bil­dung und sind sehr schnell zu sehr viel Geld und Ruhm gekommen. Die anderen, mit hohem kul­tu­rellen Kapital aus­ge­stattet, sind Abgänger von Jour­na­lis­ten­schulen, gebildet und welt­ge­wandt, meis­tens aus dem Bür­gertum stam­mend und immer auf der Suche nach dem bon client“, dem guten Kunden; also einem Spieler, der sich in der Zei­tung ver­kaufen lässt.

Das ist bei dieser fran­zö­si­schen Natio­nal­mann­schaft ein Pro­blem. Karim Ben­zema trägt öffent­lich die Schüch­tern­heit eines Teen­agers mit sich herum; Franck Ribéry ver­fügt über die rhe­to­ri­schen Fähig­keiten eines baye­ri­schen Minis­ter­prä­si­denten, selbst in Mün­chen gibt er kaum Inter­views; wenn es nach Wil­liam Gallas ginge, bestünde Sprache aus zwei Worten, ja“ und nein“, alles andere scheint er als Koko­lores zu emp­finden. Ihre Unfä­hig­keit, sich ange­messen – das heißt nach den Regeln der Presse – zu arti­ku­lieren, spie­gelt das Unver­mögen ihrer Gene­ra­tion, sich Gehör zu ver­schaffen.

Wenn’s nur einer ist, geht’s noch“

Die Medien zeigen ein Zerr­bild einer Gesell­schaft, die – so die Moral von Knysna – nicht funk­tio­nieren kann: eine voller Ein­wan­derer, unter­ent­wi­ckelten Schul­ab­bre­chern, Leuten, die in den Stra­ßen­schluchten der Ban­lieues abhängen. Zur glei­chen Zeit sagt – zu einem anderen Anlass – Innen­mi­nister Horte­feux über Araber: Wenn’s nur einer ist, geht’s noch. Wenn es viele werden, gibt’s Pro­bleme.“