Jahr für Jahr gibt es dutzende Beinahe-Transfers. Aber keiner war so schön wie der von Edgar Davids zu Schalke.
Selbst die „Frankfurter Allgemeine“ ließ sich dazu hinreißen, einen Ordner auf der Baustelle der Arena zu zitieren. Dieser habe Davids bereits gesichtet. „Der Assauer kann erzählen, was er will, ich habe den Davids hier zweimal gesehen, da lasse ich mich nicht von abbringen.“ Andere schworen Stein und Bein, Davids habe auf der Geschäftsstelle vorgesprochen.
So skurril es klingen mochte, dass jemand wie Edgar Davids beim FC Schalke mit schwitzigen Händen zum Bewerbungsgespräch bei Rudi Assauer erscheint, die Glaubensgemeinschaft des „Edgar-Davids-Transfers“ wuchs und wuchs. Der „Berliner Kurier“ meldete sogleich, Schalke wolle im Wettbieten gar Manchester United ausstechen und nicht nur bei den von den Engländern gebotenen 20 Millionen D‑Mark mitgehen, sondern noch Emile Mpenza dazugeben.
Der Einfädler: Marco van Hoogdalem
Immer häufiger gingen Hinweise aus der Bevölkerung ein, wo sich Edgar Davids gerade im Kohlenpott aufhalte. Ein Mensch mit normalem 24-Stunden-Tag konnte gar nicht überall da sein, wo Davids vermutet wurde. Dies führte jedoch in der Fanschaft nicht zum Zweifel an derlei Meldungen, sondern zu der Annahme, dass Davids noch seinen Bruder oder Cousin mitbringen würde. Als Einfädler des Deals galt neben Rudi Assauer schnell Marco van Hoogdalem, damaliger Mittelfeldspieler des FC Schalke. Die Beweisführung bestand lediglich aus der gemeinsamen Nationalität der beiden Spieler – aber das musste reichen.
Doch Edgar Davids kam weder im Winter 2000, noch im Sommer 2001, noch zur Eröffnung der Arena und auch in all den anderen Jahren nicht. Er war in Turin, Mailand, Barcelona, London, Amsterdam und beim unterklassigen FC Barnet in England. Edgar Davids war wohl überall auf dieser Welt, aber niemals in Dorsten.
Marinho wohnt nun im Haus von Davids
Auf dem Blog „schalkefan.de“ hieß es in einem Porträt des Spielers Marinho, der ebenfalls nie nach Schalke kam, augenzwinkernd: „Francisco Marinho lebt heute zur Untermiete in Edgar Davids Hertener Doppelhaushälfte und hat Zugriff auf das Girokonto des extravaganten Brillenträgers bei der Stadtsparkasse Gelsenkirchen.“ Und auch das Fan-Magzin „Schalke Unser“ fragte zu seiner 50. Ausgabe im Jahr 2006: „Lieber Edgar Davids, wie lange sollen wir noch die Doppelhaushälfte in Gladbeck für dich freihalten?“
Vielleicht wird Edgar Davids irgendwann einmal gefragt, was es denn mit dieser Transfer-Ente und Schalke 04 auf sich gehabt habe. Und Davids wird antworten: „Sportlich hat alles gepasst, wir waren uns einig. Aber diese Mitarbeiter der Stadtsparkasse Gelsenkirchen waren so verdammt unfreundlich, da hab ich es gelassen.“
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