Die Coronakrise bedroht auch die Existenz des FC Schalke 04. Nun wird wieder mal über eine Ausgliederung diskutiert. Dabei könnte der Klub aus seinem Status als eingetragener Verein möglicherweise viel mehr Kapital schlagen.
Aufatmen auf Schalke. Oder zumindest: durchatmen. Das Schlimmste scheint vorerst abgewendet. Denn wie Bild und Spiegel vermelden, hat sich die DFL trotz der unsicheren Fortsetzung der Saison mit den Rechteinhabern auf die Zahlung zumindest eines Großteils der noch ausstehenden Fernsehgelder geeinigt. Auch wenn die DFL eine vertragliche Fixierung dementierte: Die Aussicht, zeitnah Einnahmen in Höhe von rund 16 Millionen Euro zu erhalten, dürfte bei den Schalker Verantwortlichen für einige Erleichterung sorgen.
In den vergangen Wochen hatten sie wiederholt betont, wie ernst, gar existenzbedrohend die aktuelle Lage für den FC Schalke 04 sei. Doch eine endgültige Rettung ist die Zahlung der Fernsehgelder mitnichten. Das hatte der Klub unlängst zugegeben, als er seine Ticket- und Dauerkarteninhaber über die Modalitäten möglicher Rückerstattungen informierte. Denn unabhängig von einer Fortsetzung der Saison und den damit verbundenen TV-Einnahmen, hieß es da, stehe der Verein „aktuell vor einer potenziell existenzbedrohenden wirtschaftlichen Situation“.
Und mit der Angst um die Existenz geht auch wieder einmal ein Gespenst um in Gelsenkirchen – das Gespenst der Ausgliederung. Auch wenn die Verantwortlichen derzeit noch abwiegeln. Marketing-Vorstand Alexander Jobst warnte sogar unlängst davor, „eine Ausgliederung mit dem jetzigen Liquiditätsengpass zu koppeln oder in einen kausalen Zusammenhang zu stellen.“ Auch Jobsts Vorstandskollege Peter Peters, zuständig für Finanzen, präsentierte sich kurz nach dem Osterfest als Meister des Eiertanzes, als er zu einer möglichen Ausgliederung der Profiabteilung sagte: „Wir machen uns alle Gedanken, ich persönlich habe damit nicht vollständig abgeschlossen. Wir werden das in den Gremien zu erörtern haben.“ Aber natürlich sei Schalke „ein lebendiger Verein, der die Größe und Stärke hat, das zu diskutieren“.
Dass Schalke nun mitten in dieser Diskussion um die eigene Rechtsform steckt, scheint den Verantwortlichen zumindest nicht ungelegen zu kommen. Bereits im vergangenen Oktober hatte Jobst im Vereinsmagazin Schalker Kreisel sinngemäß gesagt, dass sich zum eingetragenen Verein nur diejenigen bekennen könnten, die bei mehrmaligem Verpassen des internationalen Geschäfts auch langfristig damit zufrieden wären, jede Saison mit Platz zehn bis zwölf abzuschließen. Und auch Peters wies auf die Aufgabe hin, den Verein nach der Krise „wieder erfolgreich zu gestalten“ und warf dabei die Frage nach „modernen Strukturen“ auf.
„Mithilfe einer Leitbild- und Wertekommunikation besteht ein herausragendes Potential, aus den Errungenschaften der Tradition ein sicheres Fundament für die Zukunft zu gießen.“
Sind die Strukturen eines eingetragenen Vereins für ein Unternehmen mit Millionenumsätzen also nicht mehr zeitgemäß? Raphael Brinkert, Schalke-Fan und einer der bekanntesten Sportmarketing-Unternehmer Deutschlands, ist fest vom Gegenteil überzeugt. Für Brinkert, der in der Vergangenheit auch schon mit dem Verein zusammengearbeitet hat, ist der e.V. sogar „die Einzigartigkeit des FC Schalke 04“.
In einer sich verändernden Fußballwelt gebe es nur zwei Möglichkeiten, sich im immer härteren Wettbewerb zu behaupten: „Durch massiven sportlichen Erfolg oder durch einen einzigartigen Wertekanon mit einem einzigartigen Vereinsversprechen. Sportlich wird Schalke auch bei Abbau aller Verbindlichkeiten einer immer stärkeren Konkurrenz ausgesetzt sein. Aber mithilfe einer Leitbild- und Wertekommunikation besteht ein herausragendes Potential, aus den Errungenschaften der Tradition ein sicheres Fundament für die Zukunft zu gießen.“