Der Hamburger SV rechnet ab, Hermann Gerland geht und Werder Bremen wirbt: Unser Newsletter „11FREUNDE am Morgen“.
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Das große Scherbengericht. Es gehört zu den Gesetzmäßigkeiten des Fußballs, dass nach großen Enttäuschungen gerne ebenso große Abrechnungen mit dem verantwortlichen Personal stattfinden. Insofern nicht erstaunlich, dass es in den letzten Tagen beim Hamburger SV hoch her ging. Als einen der ersten erwischte den Mittelfeldspieler Jeremy Dudziak. Der wurde freigestellt, mit der vernichtenden Begründung, er habe sich nicht „an einfache teaminterne Regeln gehalten“, laut Medienberichten eine Umschreibung für wiederholtes Zuspätkommen. Nach der Saison soll der frühere St. Paulianer abgegeben werden.
Und auch abseits solcher Undizipliniertheiten werden nun all die Fehler und Versäumnisse aufgezählt, die dem HSV ein weiteres Jahr in der zweiten Liga bescheren. Da war der unappetiliche Machtkampf in der HSV-Spitze, an dessen Ende das komplette Präsidium zurücktrat, einen Schritt, den Präsident Marcell Jansen damals mit den schönen Worten einleitete: „Nach sehr intensiven und zielführenden Gesprächen in den vergangenen Tagen…“. Ähnlich intensiv und zielführend war offenbar im Frühjahr die Diskussion um den Verbleib von Trainer Daniel Thioune geführt worden, der trotz erkennbarer Auflösungserscheinungen erst drei Spieltage vor Schluss expediert wurde, als es längst zu spät war. Da war der angekündigte Abgang von Simon Terrode zum FC Schalke. Da waren Disziplinlosigkeiten, nicht nur von Dudziak. Und da war der angesichts der letzten Jahre schwer nachvollziehbare Optimismus, dass es am Ende diesmal doch irgendwie klappen würde. Hat es aber nicht.
Und jetzt? Sportvorstand Jonas Boldt mahnt selbstredend zur Ruhe. Es sei wichtig „während der Saison auch bei sich zu bleiben und nicht abzuheben und vom Aufstieg zu träumen. Wir können nicht immer nur von Druck reden“. Und da hat er ja recht. Es ist ja nur der HSV, ein ganz normaler Zweitligist .
Abschied von Gerland. Beim FC Bayern wird gerade so mancher Spind geräumt. Dass Hansi Flick, Jerome Boateng und David Alaba den Rekordmeister verlassen würden, war ja schon länger klar. Dass mit dem Cheftrainer Flick auch die Co-Trainer Miro Klose und Hermann Gerland abgeräumt werden würden, ist hingegen durchaus überraschend. Insbesondere der alte Haudegen Gerland galt ja als lebendes Inventar, welcher Coach immer auch bei den Bayern anheuerte. Nun aber soll Julian Nagelsmann keine Verwendung mehr für Gerland gesehen haben – ein bemerkenswerter Vorgang, der zweierlei zeigt: Erstens, dass der neue Coach mit deutlich mehr Machtfülle ausgestattet ist als seine Vorgänger und auch gewillt ist, diese Macht auszuüben. Und zweitens, dass die Kluboberen von Rummenigge bis Kahn nicht mehr die schützende Hand über Gerland hielten. Was mit der unklaren Rolle Gerlands im Skandal um die Nachwuchsakademie zu tun haben könnte, aber vielleicht auch mit der Erkenntnis, dass der zugleich unprätentiöse wie traditionelle Gestus des Co-Trainers nicht so recht zur jungen Truppe passt, die nun an der Säbener Straße einrückt.
„Weder sollte der Profifußball für sich eine Sonderrolle in der Gesellschaft reklamieren. Noch möchte die KSV Holstein eine Bevorzugung gegenüber anderen Sportvereinen im Land erfahren.“
Glück gehabt. Ein Rive-Plate-Anhänger hatte sich nach dem Gewinn der Copa Libertadores einen QR-Code auf den Unterschenkel tätowieren lassen. Wer sein Handy drüberhielt, wurde zu einem Highlight-Video des Spiels auf Youtube weitergeleitet. Zumindest für ein paar Tage, dann löschte der Kanal den Clip blöderweise wegen Urheberrechtsverletzungen. Ungünstig fürs Tattoo, das nun nur noch auf den schnöden Hinweis verlinkte, zum Spott der weltweiten Internetgemeinde. In den Wochen danach gab es Bemühungen, den Clip wieder zu aktivieren. Und wer sagt´s denn: Mittlerweile ist der Clip wieder zu sehen.
Ungewöhnliches Marketing. Um seine Mittelstandsanleihe an den Mann zu bringen, geht der SV Werder ungewöhnliche Wege. Statt Drückerkolonnen in Syke, Oberneuland und Vegesack von Haustür zu Haustür zu schicken, inserieren die Bremer lieber in ostwestfälischen Regionalzeitungen und machen sich dabei noch nicht mal die Mühe, die Anzeige in die Landessprache zu übersetzen. Ein solides „Tach“ statt des anbiedernden „Moin“ hätte sicher so manches verschlossene ostwestfälische Herz geöffnet. Arminia-Fan Mario Herrmann zeigte sich auf Twitter dennoch generös: „Wenn ihr gegen Gladbach verliert, könnte man mal sprechen“.
Ronaldo nach Lissabon? Zumindest, wenn es nach seiner Mutter Maria Dolores geht, soll Cristiano Ronaldo möglichst rasch wieder bei Sporting anheuern und im Estadio José Alvalade XXI auflaufen: „Ich werde mit ihm sprechen, ich werde ihn überzeugen, nächstes Jahr im Alvalade zu spielen.“ Was ein ziemlich kühnes Vorhaben wäre, würde der Sohnemann gerade in Turin die Zeit seines Lebens verbringen. Stattdessen mehren sich die Hinweise, dass es um das Binnenverhältnis zwischen Ronaldo und den Teamkollegen nicht besonders gut bestellt ist. In der „Gazetta dello Sport“ wird sogar die Existenz eines solchen negiert, der Superstar sei im Team „isoliert“, notierte Redakteur Carlo Laudisa, was auch an den zahlreichen Extrawürsten liege, die ihm die Trainer zubilligten. Unter dem früheren Trainer Maurizio Sarri hatte Ronaldo nicht zwingend an Teamsitzungen teilnehmen müssen, der neue Coach Andrea Pirlo genehmigt Ronaldo für Sponsorentermine den einen oder anderen freien Tag. Besonders erzürnt hat die Mitspieler jedoch der jüngste Trip des Kollegen. Juventus hatte gerade erst 0:3 gegen den AC Milan verloren, da war Ronaldo zusammen mit Juve-Eigner Andrea Agnelli nach Maranello gefahren, um dort einen Ferrari Monza SP2 abzuholen – natürlich während die Kollegen ein ganz normales Mannschaftstraining absolvierten. Trotz der Friktionen: Zu Sporting Lissabon wird der fünffache Weltfußballer eher noch nicht zurückkehren, wie schon die Headline der Gazetta andeutet: „Monstergehalt und Steuerbonus: Deshalb wird Ronaldo Juventus nicht verlassen!“