Cesare Maldini war so viel mehr als nur der Erzeuger von Paolo. Auch für viele andere war er eine Vaterfigur. Heute wäre er 90 Jahre alt geworden.
Dieser Nachruf erschien erstmals in 11FREUNDE #174. Das Heft ist hier bei uns im Shop erhältlich.
Für manche war er dann doch nur der Vater von Paolo Maldini, aber das ist natürlich nicht mal die halbe Wahrheit. Paolo mag fünf Mal die Champions League gewonnen haben, doch es war Cesare, der als erster Italiener die wichtigste europäische Vereinstrophäe (die damals noch Europapokal der Landesmeister hieß) in die Höhe reckte. Am 22. Mai 1963 trafen im Wembleystadion der AC Mailand und Benfica Lissabon aufeinander, die Mailänder gewannen mit Spielmacher Gianni Rivera und Kapitän Cesare Maldini das Endspiel 2:1.
Es war der Höhepunkt einer Karriere, die Maldini nicht gerade in die Wiege gelegt worden war. Er wuchs als Sohn eines Seemannes in Triest auf und litt als Kind unter der häufigen Abwesenheit seines Vaters; die Mutter war die wichtigste Bezugsperson. Vielleicht rührte aus dieser Konstellation der Familiensinn des später sechsfachen Vaters her, der auch als Trainer stets als gütiger Patriarch auftreten sollte. Der junge Maldini begann seine Profilaufbahn bei US Triestina und wechselte 1954 nach Mailand, wo er sofort Stammspieler wurde und gleich im ersten Jahr den Scudetto, die italienische Meisterschaft, gewann.
Im Laufe der zwölf Jahre, die er bei Milan verbrachte, kamen noch drei weitere Meistertitel dazu, mit dem Landesmeisterpokal als Zugabe. Erfolge, an denen Maldini nicht nur als eleganter und taktisch versierter Innenverteidiger oder Libero, sondern auch als Führungspersönlichkeit einen gehörigen Anteil hatte.
Kein Wunder also, wenn so jemand später Trainer wird, wobei die zweite Karriere ganz anders verlief als die erste: Hatte der Spieler Maldini seine Erfolge vor allem im Klub gefeiert und nur 14 Länderspiele bestritten, war es als Coach umgekehrt. Nach einem verheißungsvollen Auftakt beim Leib- und Magenverein, mit dem er 1973 sowohl die Coppa Italia als auch den Europapokal der Pokalsieger gewann, strandete Maldini später bei Foggia, Ternana und Parma – bis ihn der Verband rief, ein Glücksgriff für beide.
Als Assistent von Enzo Bearzot wurde er 1982 Weltmeister, von 1986 bis 1996 betreute er dann als väterlicher Lehrmeister die italienische U21 und ebnete Talenten wie Gigi Buffon, Fabio Cannavaro oder Francesco Totti den Weg ins A‑Nationalteam. Eben das trainierte er selbst von 1996 bis 1998. Bei der WM in Frankreich ließ Maldini Catenaccio mit Manndeckung und Libero spielen – und wunderte sich, dass die Fußballwelt so nicht mehr funktionierte. Dennoch wagte er vier Jahre später, mit bereits 70 Jahren, einen neuen Anlauf mit Paraguay.
Am 3. April 2016 verstarb Cesare Maldini mit 84 Jahren in seiner Wahlheimat Mailand. Zwei Tage später trug ihn die Crème de la Crème des italienischen Fußballs zu Grabe.