Deutschland gegen Holland ist ein großes Spiel und eine große Rivalität. Wir erinnern an die legendärsten Duelle.
21. April 1924
Niederlande – Deutschland 0:1
Deutschland brauchte sieben Spiele, um erstmals gegen die Niederlande zu gewinnen. Die erste Partie, 1910, ging 2:4 verloren. Es folgten Niederlagen und eishockeyartige Unentschieden wie ein 5:5 (1912) oder ein 4:4 (1914). Am 21 . April 1924 war es dann soweit: Deutschland siegte durch ein Tor des Fürthers Karl Auer mit 1:0 in Amsterdam. Schöne Anekdote: Es waren für diese Begegnung ausschließlich Spieler der SpVgg Fürth und vom 1. FC Nürnberg nominiert worden. Die Rivalität war allerdings so groß, dass die Spieler Hin- und Rückfahrt in nach Vereinen getrennten Zugabteilen verbrachten.
21. Oktober 1959
Deutschland – Niederlande 7:0
Am 21. Oktober 1959 feierte Deutschland den bis heute höchsten Sieg gegen die Niederlande. Beim 7:0 im Müngersdorfer Stadion erzielte Uwe Seeler drei Tore. Der Sieg brachte der DFB-Elf im deutsch-niederländischen Vergleich nicht nur ein ausgeglichenes Punktekonto, sondern auch erstmals ein positives Torverhältnis. Im Presse-Zelt jubelten die Reporter: „So gut hat die deutsche Mannschaft seit 1954 nicht mehr gespielt.“ Das Sport Magazin druckte am Tag drauf einen flotten Kommentar von Richard Kirns ab, der sich über die gut gelaunten Oranje-Fans freute: „Ach, und wie fröhlich waren sie, und wie süß waren die Mädchen mit den delftblauen Trommeln, also: wenn ich noch mal eine Braut hätte, die müsste mir jeden Abend etwas vortrommeln.“
7. Juli 1974
Deutschland – Niederlande 2:1
Aus niederländischer Sicht gilt das 1:2 im WM-Finale von 1974 als die Mutter aller Niederlagen. Einig war man sich jedenfalls allerorten, dass jene Elftal die beste aller Zeiten gewesen war. Später gab es zudem allerhand Verschwörungstheorien. Die Niederlande hätte vor allem wegen eines übermüdeten Johan Cruyff verloren. Dieser hatte nämlich ein paar Tage zuvor eine wilde Pool-Party mit leicht bekleideten Mädchen gefeiert. Als Fotos dieser Party einen Tag vor dem Finale in einer niederländischen Zeitung erschienen, klingelte bei Johan Cruyff prompt das Telefon. Am anderen Ende: Seine erboste Frau. Das Telefonat soll bis in den Morgengrauen gedauert haben.
9. Mai 1975
Deutschland – Niederlande 1:1
Das erste Aufeinandertreffen nach dem WM-Finale 1974 fand am 19. Mai 1975 in Frankfurt statt. Anlass war das 75-jährige Jubiläum des DFB, zu dem der Verband ein prunkvolles Fest organisierte. Eintrittspreise von bis zu 66 Mark sollten eine Rekordsumme von 1,2 Millionen Mark in die Kassen spülen. Dumm nur, dass die Ausgaben beinahe genauso hoch waren. Das Rahmenprogramm (Stichwort: Menschen, Tiere, Sensationen) soll über 500.000 Mark gekostet haben und die Niederländer, die für dieses Jubiläumsspiel unter dem Slogan „Die Revanche für 1974“ aufliefen, erhielten eine Antrittsgage von 200.000 Mark. Fußball gespielt wurde auch. Das Spiel endete 1:1 (Tore: Herbert Wimmer und Willem van Hanegem).
14. Juni 1980
Deutschland – Niederlande 3:2
Was für eine Offensive! Hansi Müller und Bernd Schuster lenkten bei der EM 1980 das Mittelfeld der deutschen Elf und legten im Vorrundenspiel gegen die Niederlande dreimal erfolgreich für Klaus Allofs auf. Dabei wurde es trotz der drei Tore des damaligen Düsseldorfers noch einmal knapp. Nicolas Rep und Willy van de Kerkhof verkürzten gen Ende der Partie auf 2:3. Doch dabei blieb es. Deutschland wurde wenige Tage später mit einem Sieg gegen Belgien Europameister. Der „Spiegel“ führte danach eine gewisse Lockerheit Jupp Derwalls als Grund für den EM-Triumph an: „Derwall ließ Bräute und Ehefrauen sogar zum EM-Turnier nach Italien mitreisen. Als abends vor einem Spiel ein Nationalspieler der ehelichten Pflicht nachkam, führte das nicht wie noch unter Herberger zum totalen Ausschluss aus dem Fußballkader oder wie unter Schön zur Streichung aus der Mannschaftsaufstellung.“
21. Juni 1988
Deutschland – Niederlande 1:2
Die späte Revanche für 1974. Die Niederlande schlugen Deutschland im Halbfinale der EM 1988 mit 2:1. Eine Minute vor Ende der Partie gewann Marco van Basten einen Zweikampf gegen Jürgen Kohler und schob den Ball an Eike Immel vorbei ins Tor. Immel, der bei diesem Turnier nach Jahren als Reservist endlich Stammtorhüter geworden war, erinnerte sich später: „Wenn du heute mit der deutschen Mannschaft in das Halbfinale eines großen Turniers kommst, sind alle zufrieden, damals war das Aus der Weltuntergang und die 89. Minute wie ein Schlag ins Gesicht der ganzen Nation. Ich erinnerte mich vor dem Spiel noch an die Worte von Sepp Maier: ›Wenn du als Torwart sicher in ein Turnier startest, in den ersten Spielen keine Fehler machst, wirst du immer besser, du wirst unbezwingbar.‹ Und dann sah ich den Ball von Marco van Basten an meiner rechten Hand vorbei ins Tor rollen. Neunmal hätte ich diesen Schuss gehalten – dieser war leider der zehnte.“ Kurios bei diesem Spiel: Etwa 40.000 Fans im Hamburger Volksparkstadion waren in Orange gehüllt. Frank Mill sagte später: „Es wäre schön, wenn wir heute ein Heimspiel gehabt hätten.“
24. Juni 1990
Niederlande – Deutschland 1:2
Das Achtelfinale der WM 1990 in Italien ging als eines der besten Spiele einer deutschen Mannschaft in die Geschichte ein. „Infarkt-Fußball: Bespuckt, betrogen und trotzdem gesiegt“, jubelte die Bild-Zeitung einen Tag nach der Partie. Jürgen Klinsmann und Andreas Brehme schossen Deutschland 2:0 in Führung, Ronald Koeman verkürzte in der 88. Minute auf 2:1. Zwischenzeitlich waren Rudi Völler und Frank Rijkaard vom Platz gestellt worden, der Niederländer hatte den Deutschen in die schwarz-graue Nackenmähne gespuckt. Warum auch Völler die Rote Karte bekam, verstanden die wenigsten Zuschauer. Heribert Faßbender und Co-Kommentator redeten sich daraufhin herrlich in Rage. Faßbender schrie zunächst: „Er gibt ihm Rot! (…) Ich fürchte, er hat dem Rudi Völler Rot gezeigt. Ein Skandal.“ Rummenigge pflichtete prompt bei: „Der Schiedsrichter muss aufpassen, dass ihm das Spiel nicht entgleitet.“ Später forderte Heribert Faßbender: „Schickt den Mann zurück in die Pampa.“
15. Juni 2004
Deutschland – Niederlande 1:1
(…) Kurze Werbeunterbrechung
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Heute ein Held, morgen ein Depp. Nach einem mehr als respektablen 1:1 gegen die Niederlande hatten sich einige Zeitungen und Experten im Kollektiv überschlagen. Franz Beckenbauer schrieb in der Bild etwa: „Wir gehören zum Kreis der Teams, von denen man sagt: Sie können den Titel holen.“ Und weiter: „Wir müssen vor keinem Gegner Angst haben.“ Tatsächlich war das Spiel eine große Überraschung für all diejenigen, die ob des Kaders biedere Fußballkost erwartet hatten. Dabei lesen sich einige Spielernamen der deutschen Elf aus heutiger Sicht gar nicht so schlecht: Oliver Kahn, Philipp Lahm, Dietmar Hamann, Bernd Schneider, Bastian Schweinsteiger, Michael Ballack. Oder auch Torsten Frings, der in der 30. Minute einen Freistoß von Linksaußen ins lange Eck zirkelte. Ruud van Nistelrooy konnte erst in der 81. Minute ausgleichen. Die Ausgangslage war nach dem Spiel mehr als komfortabel: Wenn Deutschland nämlich gegen Lettland gewonnen hätte, hätte gegen Tschechien ein Unentschieden gereicht. Doch wie sagte schon Dieter Eilts: „Wenn meine Oma ein Bus wäre, könnte sie hupen.“ Deutschland schied nach der Vorrunde aus.