Heute jährt sich der traurigste Tag in der Fußballgeschichte Kolumbiens zum 28. Mal, am 02.07.1994 wurde Nationalspieler Andrés Escobar ermordet. Wieso, ist bis heute unklar.
Unter dem Einfluss dieser Gemengelage fuhr die kolumbianische Mannschaft zur WM in die USA. Es lief von vornherein nicht gut. Der Auftaktgegner Rumänien war sehr viel besser als sein Ruf und gewann das Spiel 3:1. Wilde Gerüchte um Todesdrohungen aufgebrachter Drogenbosse machten die Runde im kolumbianischen Quartier.
Am 22. Juni 1994 gegen die USA ging es in Pasadena schon um alles oder nichts. Es kam die verhängnisvolle 34. Minute. Der US-Amerikaner John Harkes flankte von links in die Mitte, Escobar wollte klären und fälschte den Ball ins eigene Tor. Die Amerikaner legten noch ein zweites Tor nach, Valencia verkürzte erst in der Schlussminute auf 1:2 und Kolumbien war raus. Vorzeitig gescheitert, der 2:0‑Sieg im letzten Spiel gegen die Schweiz interessierte nur noch die Statistiker.
Am 2. Juli, zehn Tage nach dem Eigentor von Pasadena, besuchte Andrés Escobar mit Freunden die Bar „El Indio“ in Medellín. In den frühen Morgenstunden wurde er auf dem Weg zu seinem Auto auf dem Parkplatz angepöbelt. Es wurde lauter, Humberto Munoz Castro zog seine Waffe und schoss sechsmal.
Der Mörder war als Fahrer und Bodyguard ein kleines Licht im Medellin-Kartell, aber allein das war Anlass für Spekulationen, sie halten sich bis heute. Geschah der Mord an Andrés Escobar im Auftrag enttäuschter Drogenbosse, die mit Kolumbiens Ausscheiden viel Geld verloren hatten? Oder war es nur die Wahnsinnstat eines enttäuschten Fußballfans? Im Kolumbien vor zwanzig Jahren war ein Menschenleben nicht viel wert und Medellín galt als die gefährlichste Stadt der Welt.
Zu Escobars Beerdigung kamen 120 000 Menschen, unter ihnen der Staatspräsident. Der kolumbianische Fußball hat lange gebraucht, um sich von seinem Trauma zu erholen. Es ist eine neue goldene Generation um den großartigen James Rodriguez, die in diesen Tagen die Welt in Atem hält. Am Freitag spielt das neue Kolumbien in Fortaleza gegen Brasilien um den Einzug ins Halbfinale. Zwanzig Jahre und zwei Tage nach dem Mord an Andrés Escobar.