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Seite 2: Medellín galt als die gefährlichste Stadt der Welt

Unter dem Ein­fluss dieser Gemenge­lage fuhr die kolum­bia­ni­sche Mann­schaft zur WM in die USA. Es lief von vorn­herein nicht gut. Der Auf­takt­gegner Rumä­nien war sehr viel besser als sein Ruf und gewann das Spiel 3:1. Wilde Gerüchte um Todes­dro­hungen auf­ge­brachter Dro­gen­bosse machten die Runde im kolum­bia­ni­schen Quar­tier.

Am 22. Juni 1994 gegen die USA ging es in Pasa­dena schon um alles oder nichts. Es kam die ver­häng­nis­volle 34. Minute. Der US-Ame­ri­kaner John Harkes flankte von links in die Mitte, Escobar wollte klären und fälschte den Ball ins eigene Tor. Die Ame­ri­kaner legten noch ein zweites Tor nach, Valencia ver­kürzte erst in der Schluss­mi­nute auf 1:2 und Kolum­bien war raus. Vor­zeitig geschei­tert, der 2:0‑Sieg im letzten Spiel gegen die Schweiz inter­es­sierte nur noch die Sta­tis­tiker.

Hum­berto Munoz Castro zog seine Waffe und schoss sechsmal

Am 2. Juli, zehn Tage nach dem Eigentor von Pasa­dena, besuchte Andrés Escobar mit Freunden die Bar El Indio“ in Medellín. In den frühen Mor­gen­stunden wurde er auf dem Weg zu seinem Auto auf dem Park­platz ange­pö­belt. Es wurde lauter, Hum­berto Munoz Castro zog seine Waffe und schoss sechsmal.

Der Mörder war als Fahrer und Body­guard ein kleines Licht im Medellin-Kar­tell, aber allein das war Anlass für Spe­ku­la­tionen, sie halten sich bis heute. Geschah der Mord an Andrés Escobar im Auf­trag ent­täuschter Dro­gen­bosse, die mit Kolum­biens Aus­scheiden viel Geld ver­loren hatten? Oder war es nur die Wahn­sinnstat eines ent­täuschten Fuß­ball­fans? Im Kolum­bien vor zwanzig Jahren war ein Men­schen­leben nicht viel wert und Medellín galt als die gefähr­lichste Stadt der Welt.

Zu Esco­bars Beer­di­gung kamen 120 000 Men­schen, unter ihnen der Staats­prä­si­dent. Der kolum­bia­ni­sche Fuß­ball hat lange gebraucht, um sich von seinem Trauma zu erholen. Es ist eine neue gol­dene Gene­ra­tion um den groß­ar­tigen James Rodri­guez, die in diesen Tagen die Welt in Atem hält. Am Freitag spielt das neue Kolum­bien in For­ta­leza gegen Bra­si­lien um den Einzug ins Halb­fi­nale. Zwanzig Jahre und zwei Tage nach dem Mord an Andrés Escobar.