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Nie­der­län­disch ist eine wun­der­schöne Sprache. Zum Sty­ropor sagen sie dort Piepschuim“. Pinda­kaas“ beschreibt die Erd­nuss­butter. Und Liebe machen heißt im Hol­län­di­schen: Neuken. („Liebe machen in der Küche“ heißt über­setzt übri­gens Neuken in de Keuken“.)

Als Louis van Gaal 1994 Trainer bei Ajax Ams­terdam war, sangen die geg­ne­ri­schen Fans für ihn. Wieder so ein nett anzu­hö­rendes hol­län­di­sches Wort: Kanker“. Seit drei Jahren war van Gaal Trainer von Ajax Ams­terdam. Seitdem hatte der Verein nicht nur den Uefa-Pokal gewonnen, son­dern auch jedes wei­tere Jahr einen anderen Titel geholt und nebenher einen gewaltig Umbruch hinter sich gebracht. Dennis Berg­kamp war zwar nicht zu halten gewesen. Doch um die Achse von Edwin van der Saar, Frank und Ronald de Boer und den zurück­ge­kehrten Frank Rij­kaard bil­deten sich Talente wie Cla­rence See­dorf, Marc Over­mars, Edgar Davis oder Michael Rei­ziger. Jene Mann­schaft, die ein Jahr später die Cham­pions League gewinnen sollte.

Kanker van Gaal“

Und die Men­schen sangen: Kanker van Gaal, Kanker van Gaal, kanker, kanker, kanker van Gaal!“ Nie­der­län­disch kann wider­lich sein. Weil es nett klingt. Aber Kanker“ eben Krebs“ bedeutet. Die geg­ne­ri­schen Fans erin­nerten Louis van Gaal daran, dass zuhause seine tod­kranke Frau warten würde. Ich war das Opfer“, sagte van Gaal später, aber ich konnte das ertragen“.

Als er das 2010 der Süd­deut­schen Zei­tung sagte, war er schon Trainer beim FC Bayern. Eines seiner letzten großen Pro­jekte. Und er sprach dar­über, wie der Tod seiner Frau ihn seit 1994 ver­än­dert hatte. Dass er des­halb vor­sichtig im Umgang mit den Men­schen geworden sei. Er erklärte seine Suche nach Wärme in einer Mann­schaft. Seiner Akribie bei der Zusam­men­stel­lung des Kaders. Und dass er sich stets vor seine Spieler stellen würde: Das Wich­tigste ist, dass der Trainer von seinen Spie­lern respek­tiert wird. Dann vom Vor­stand. Dann vom Publikum. Dann von den Medien. Das ist die Rei­hen­folge.“

Kein schlechtes Wort

Zumin­dest in Mün­chen gelang ihm das nahezu in Per­fek­tion. Als der FC Bayern 2013 die Cham­pions League gewann, war Louis van Gaal zwar nicht mehr Trainer. Trotzdem wid­mete Philipp Lahm ihm in einem Gast­bei­trag im Spiegel viele Zeilen. Schließ­lich, so Lahm, sei der Nie­der­länder ent­schei­dend für den inter­na­tio­nalen Erfolg des FC Bayern gewesen: Louis van Gaal steht für einen ent­schei­denden Wen­de­punkt: Er hat ab 2009 eine kon­krete Spiel­idee ein­ge­führt – ein Stürmer, zwei Außen, zwei defen­sive Mit­tel­feld­spieler – und den Klub mit dieser Spiel­phi­lo­so­phie bis heute geprägt.“

In Mün­chens Mann­schaft soll es nie­manden gegeben haben, der ein schlechtes Wort verlor über den ehe­ma­ligen Trainer, der stets etwas bol­lerig über den Trai­nings­platz schlurfte. Neun Jahre liegt das Regi­ment von van Gaal mitt­ler­weile zurück. Seitdem hat sich kein Spieler aus der Jugend des FC Bayern durch­setzen können. Van Gaal schenkte Spie­lern wie Thomas Müller, Holger Bad­s­tuber oder Diego Con­tento das Ver­trauen. Erreichte mit ihnen das Cham­pions-League-Finale 2010. Er holte Toni Kroos zurück. Und er ging ein Jahr später, nicht ohne sich für die För­de­rung von David Alaba ein­zu­setzen.