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Seite 2: „Mein erstes Auto kaufte ich für 99 Pfennig"

Kannten Sie auch Rudolf Dassler, den Fir­men­gründer?
Natür­lich. Ich durfte jeder­zeit in sein Büro und mir von den weg­ge­wor­fenen Brief­um­schlägen die Brief­marken ablösen. Unser Ver­hältnis war fast so wie zwi­schen Groß­vater und Enkel. Er ist mit mir an der Alt­mühl angeln gewesen, ich habe ihn auch zu Hause besucht und bekam ab und an neue Schuhe, einen Trai­nings­anzug oder einen Ball von ihm geschenkt.

In Ihrer Auto­bio­grafie schreiben Sie, dass Sie von Dassler auch Ihr erstes Auto bekommen haben.
Ja, das war so. Aber nicht von Rudolf, son­dern von seinem Sohn Armin, der die Geschäfte nach dem Tod seines Vaters geführt hat. Irgend­wann hat er mich gefragt, ob ich schon meinen Füh­rer­schein gemacht hätte. Ich war gerade dabei. Dassler ging in seinem Büro ans Fenster und zeigte nach draußen auf einen grünen Golf. Wenn du den Füh­rer­schein hast, kommst du zu mir. Dann ist der Golf deiner“, sagte er. Aber bring eine D‑Mark mit!“

Wieso das?
Als ich ihm paar Wochen später meinen Füh­rer­schein zeigte, sagte Armin Dassler, ich solle zu seiner Sekre­tärin gehen und von ihr einen Kauf­ver­trag auf­setzen lassen. Die Sekre­tärin wusste schon Bescheid. Ich gab ihr eine Mark und bekam einen Pfennig zurück. So hatte ich für 99 Pfennig mein erstes Auto gekauft, einen gebrauchten Golf mit 50 PS und 60 000 Kilo­meter auf dem Tacho.

Ich war Borussia Mön­chen­glad­bach durch und durch“

Welche Rolle hat Puma 1979 bei Ihrem Wechsel zu Borussia Mön­chen­glad­bach gespielt?
Durch Puma bin ich Fan von Borussia Mön­chen­glad­bach geworden. Es hat Poster gegeben, Schuhe mit den Namen der Spieler. Ich hatte die ganze Mann­schaft von Borussia Mön­chen­glad­bach über dem Bett hängen, und Günter Netzer war mein Hero. Als ich elf war und der Foto­graf für das Klas­sen­foto in die Schule kam, hatte ich ein T‑Shirt mit dem Kon­terfei von Günter Netzer an. Das war eben die große Anfangs­zeit von Borussia in der Bun­des­liga, mit den ersten Meis­ter­schaften und den ersten inter­na­tio­nalen Erfolgen. Ich war Borussia Mön­chen­glad­bach durch und durch. Und irgend­wann war man selbst dabei.

Wissen Sie noch, ob Borussia mal bei Puma in Her­zo­gen­au­rach zu Besuch war?
Ab und zu hat man ein­zelne Spieler von Borussia bei Puma gesehen, Berti Vogts, Jupp Heyn­ckes oder Günter Netzer. Und ein- oder zweimal war auch die ganze Mann­schaft da. So wie die Bayern bei Adidas. Aber die sind natür­lich etwas häu­figer in Her­zo­gen­au­rach gewesen.

Du weißt doch, dass ich Borussia-Mön­chen­glad­bach-Fan bin, und natür­lich wäre es super, wenn ich für diesen Verein spielen könnte“

Wie ist Ihr Wechsel nach Mön­chen­glad­bach von­stat­ten­ge­gangen?
Dass ich zu Borussia gewech­selt bin, lag spe­ziell an Pumas PR-Chef Hans Nowak, einem ehe­ma­ligen Natio­nal­spieler, der für Bayern, Schalke und Offen­bach gespielt hatte. Er war nicht nur PR-Chef bei Puma, son­dern auch Rat­geber und teil­weise sogar Trainer bei dem Verein, für den ich damals gespielt habe.

Beim 1. FC Her­zo­gen­au­rach.
Genau. Hans kannte ich sehr gut. In seinem Büro hatte er einen eigenen Kühl­schrank, der ist immer von meinem Vater auf­ge­füllt worden. Puma war ja wie eine große Familie, man ist sich ein­fach häufig über den Weg gelaufen. Des­halb wusste Hans natür­lich auch, für wel­chen Verein ich schwärmte. Trotzdem hat er mich irgend­wann einmal pro­vo­kativ gefragt: Lothar, wenn du die Mög­lich­keit hät­test, in der Bun­des­liga zu spielen: Zu wel­chem Verein wür­dest du am liebsten gehen?“ – Hans“, habe ich geant­wortet, du weißt doch, dass ich Borussia-Mön­chen­glad­bach-Fan bin, und natür­lich wäre es super, wenn ich für diesen Verein spielen könnte.“

Wussten Sie, dass er den Kon­takt zu Borussia her­ge­stellt hatte?
Ja, ich wusste alles. Helmut Gras­hoff hatte mich ange­rufen, und dann ist Jupp Heyn­ckes nach Her­zo­gen­au­rach gekommen. Damals war er noch Assis­tent von Udo Lattek, aber es war schon klar, dass er ihn im Sommer 1979 als Chef­trainer ablösen würde. Jupp Heyn­ckes hat sich ein Spiel von mir ange­schaut. Ich weiß sogar noch, wel­ches.

Näm­lich?
Gegen die Spiel­ver­ei­ni­gung Vohen­strauß aus der Ober­pfalz, Lan­des­liga, Senioren. Ich war damals 17 Jahre alt. Dass Jupp Heyn­ckes sich das Spiel ange­schaut hat, war natür­lich ein Rie­sen­ge­sprächs­thema. Man wusste auch, dass er mei­net­wegen da war. Wir haben das Spiel 5:1 gewonnen, und ich habe zwei Tore gemacht.

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Bei dem Bei­trag han­delt es sich um die gekürzte Fas­sung eines Inter­views aus dem Buch Das Glad­bach-Trikot. Von 1900 bis heute“ von Stefan Appen­owitz, Mat­thias Gorke und Tages­spiegel-Redak­teur Stefan Her­manns. Es ist im Verlag Die Werk­statt erschienen (256 Seiten, 29,90 Euro). An dieser Stelle erscheint das Inter­view im Rahmen einer Koope­ra­tion mit dem Tages­spiegel.

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