Werder Bremen sucht einen neuen Trainer. Doch: worauf könnte der Neue aufbauen, welche Probleme müsste er lösen – und welchem Kandidaten ist das zuzutrauen?
Wir starten mit einer guten Nachricht für alle Fans von Werder Bremen: Noch nie ist ein Bundesliga-Klub abgestiegen, der nach zehn Spieltagen nur drei Tore erzielt hat. Gut, allzu viel Hoffnung dürfte diese Statistik nicht verbreiten, schließlich hat in 55 Bundesliga-Saisons noch nie ein Klub weniger als vier Tore erzielt. Selbst Tasmania Berlin startete mit sechs kassierten Gegentoren besser in ihre historisch schlechte Saison als Bremen (Tasmania kassierte aber auch rund dreimal so viele Gegentore).
Alexander Nouris Entlassung erklärt sich in erster Linie aus dieser Statistik. Defensiv standen seine Bremer meist solide bis gut. Doch das Toreschießen wollte ihnen nicht gelingen. Tiefpunkt war der vergangene Sonntag. Der FC Augsburg stellte sich einfach an den eigenen Sechzehner und überließ Bremen den Ball. Werder hatte keinerlei Idee, wie sie den Gegner knacken sollten, und ließ sich gnadenlos auskontern. Am Ende stand es 0:3. Vom einst so berüchtigten Bremer Offensivfußball ist nicht mehr allzu viel übrig.
Balance gesucht
Der Spagat für den neuen Trainer: Er muss die Offensive beleben, gleichzeitig aber die unter Nouri weitestgehend intakte Defensive stabil halten. Bremen agierte unter Nouri äußerst mannorientiert. Mit ihrem 5 – 3‑2-System gelang es ihnen, den Gegner schachmatt zu setzen. Enge Spiele waren die Folge. Hier kann der neue Trainer auf alten Stärken aufbauen.
Die erste Aufgabe des neuen Trainers wird es sein, die Bremer Offensive zu beflügeln. Es genügt nicht, einfach nur mehr Stürmer einzusetzen oder an der Formation zu feilen. Die Bremer brauchen eine bessere Raumbesetzung, ein direkteres Passspiel sowie eine bessere Spielauslösung aus der Abwehr. Mitten in der Saison eine derartige Wende im spielerischen Bereich hinzubekommen, ist eine echte Mammutaufgabe.
Spielaufbau gefragt
Gerade im zentralen Mittelfeld fehlte Bremen zuletzt die Präsenz. Die Bremer boten sich zu selten in den Verbindungsräumen an. Der Abwehr blieb im Spielaufbau häufig nur der Pass auf die Flügel. Dieses Mittel war für den Gegner zum Einen ausrechenbar, zum Anderen fehlte im Strafraum ein Abnehmer für diese Hereingaben. Werder benötigt ein schnelleres, variantenreicheres Aufbauspiel, bei dem sie auch einmal die Option haben, über das Zentrum anzugreifen.