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Seite 3: „Brehme ist nicht bundesligatauglich“

Schließ­lich kam Her­mann Sanne auf die Idee, das eh schon geringe Grund­ge­halt der Spieler auf 300 Mark zu redu­zieren und sie an den Ticket­ein­nahmen zu betei­ligen. Es machte alles nur noch schlimmer. Die Spieler ver­wei­gerten sich dem Vor­schlag, einige suchten sich sogar einen neuen Verein, so dass BU am Ende der Saison nur noch 13 Spieler im Kader zählte. Ihr Groll war durchaus ver­ständ­lich, denn mitt­ler­weile schwanden die Zuschauer von Spiel zu Spiel. In der Rück­serie kamen oft weniger als 500. Zum vor­letzten Heim­spiel gegen Schwarz-Weiß Essen waren es gerade mal 307. Der Kas­sierer zählte eine Ein­nahme von 1800 Mark, der Vor­stand zählte Ver­bind­lich­keiten von 500.000 Mark.

Abschied im Zorn?

Anfang Juni 1975 flat­terten 13 frist­lose Kün­di­gungen auf der BU-Geschäfts­stelle ein. Doch vor dem letzten Sai­son­spiel über­nahm der DFB die Gehälter von ins­ge­samt 70 000 Mark, und die Mann­schaft lief zu einem finalen Zweit­li­ga­spiel gegen Han­nover auf. Her­mann Sanne war da als Prä­si­dent schon zurück­ge­treten. Im Januar 1975 hatte er erklärt, dass er sich um seinen erkrankten Sohn küm­mern müsse. Einige Fans glaubten hin­gegen, er habe sich an der Situa­tion zu stark auf­ge­rieben. Die Presse schrieb von einem Abschied im Zorn.

Sanne ver­passte eine unge­ahnte Soli­da­ri­sie­rungs­welle. Das Ernst-Deutsch-Theater spielte für den Klub dreimal vor aus­ver­kauftem Haus und spen­dete 16.000 Mark. Barm­beker Bürger sam­melten der­weil über 30.000 Mark. Den größten Betrag erlöste aber Gerd Ribatis vom NDR, der seine Kon­takte in die Schla­ger­szene spielen ließ. Der Rund­funk­jour­na­list konnte Heino, Tony, Cindy und Bert, Costa Cord­alis und Roberto Blanco für eine Schall­platte mit dem Titel Stars singen für BU“ gewinnen. 10.000 ver­kaufte Exem­plare bewahrten den Verein vor der Insol­venz.

Trai­ning mit der Blei­weste hatte sich gelohnt“

Den sport­li­chen Nie­der­gang konnten Roberto Blanco und Co. aller­dings nicht ver­hin­dern, zwi­schen­zeit­lich stieg BU sogar in die Bezirks­liga ab. Nur Brehmes Geschichte ging stetig bergauf. Drei Jahre nach der Zweit­li­ga­saison debü­tierte er als 17-Jäh­riger in der Ober­liga Ham­burg. Grandt war begeis­tert. Das Trai­ning mit der Blei­weste hatte sich gelohnt“, sagt er.

Und dann erzählt er eine schöne Geschichte, die jeder in Barmbek kennt. Ende der sieb­ziger Jahre lernte Grandt eine Frau in Bie­le­feld kennen, die Kon­takt zu dem dama­ligen Arminia-Geschäfts­führer Willi Nol­ting hatte. Grandt sah die große Chance für Andi Brehme, die große Chance für BU, mal wieder in die Schlag­zeilen zu kommen. Er stellte tat­säch­lich einen Kon­takt zur Arminia her. Der dama­lige Bun­des­li­gist ver­sprach, Andreas Brehme zu beob­achten. Als Grandt, der Hobby-Spie­ler­ver­mittler, wenige Wochen später noch einmal auf der Arminia-Geschäfts­stelle fragte, was nun mit seinem Lieb­lings­spieler sei, hieß es dort: Brehme ist nicht bun­des­li­ga­taug­lich.“

Der Rest ist bekannt. Brehme machte Kar­riere beim 1. FC Kai­sers­lau­tern, beim FC Bayern und Inter Mai­land. Am 8. Juli 1990 schoss er Deutsch­land zum Welt­meis­ter­titel. In jenen Jahren wurde öfter über BU berichtet, schließ­lich wollten die Leute wissen, woher der Junge mit den zwei Wun­der­füßen stammte. Grandt nahm damals noch einmal Kon­takt nach Bie­le­feld auf. Er schickte ein Plas­tik­ge­biss an die Arminia-Geschäfts­stelle. Dazu legte er einen Brief. Er begann mit den Worten: Damit Sie sich selber in den Arsch beißen können.“