In Lesotho hat jeder vierte Erwachsene HIV. Ein Fußballklub aus der Hauptstadt Maseru baut nun ein Stadion, um das Virus zu bekämpfen – in Trikots von Darmstadt 98.
Auch in Europa?
Es gibt in Lesotho einige talentierte Spieler, aber physisch und taktisch können sie nicht mit den europäischen Profis mithalten. Die Qualität der lesothischen Premier League ist vielleicht vergleichbar mit den besseren Ligen des britischen Non-League-Footballs. Die Spiele wirken sogar oft noch schlechter, weil die Platzverhältnisse katastrophal sind. Der Rasen – wenn überhaupt vorhanden – ist oft hart und uneben, was mit dem Klima zu tun hat. Das Ziel der meisten Spieler ist eher die südafrikanische Liga, da spielen ja auch einige lesothische Nationalspieler. Ansonsten haben es Spieler nach Ägypten geschafft, einer spielt professionell in Tunesien. Thabiso Brown, ein ehemaliger Kick4Life-Spieler, hatte sogar mal ein Probetraining in der Ukraine. Sein Agent fand dann aber einen passenderen Klub in der Zweiten Liga Boliviens. Allerdings müssen die Spieler auch aufpassen.
Was meinen Sie?
Natürlich träumen sie von Europa und den großen Vereinen. Und Agenten versuchen, diese Situation auszunutzen. Daher gehört auch das zu unseren Aufgaben: die Spieler über seriöse und unseriöse Angebote aufzuklären und Karrierepläne zu entwickeln.
In Südafrika, das Lesotho umschließt, ist Fußball sehr populär. Zu Spielen zwischen den Orlando Pirates und Kaizer Chiefs kommen oft über 80.000 Zuschauer. Wie populär ist Fußball in Lesotho?
Fußball ist hier mit großem Abstand die Sportart Nummer eins. Aber die meisten Menschen schauen lieber die englische Premier League oder La Liga im Fernsehen an als ein Spiel der einheimischen Liga. Auch der südafrikanische Fußball ist beliebter als der lesothische, vor allem die zwei Soweto-Klubs, die Pirates und Chiefs. In Lesotho selbst gibt es in jedem Distrikt einen großen Klub, dem die Bewohner folgen. Zu den Spielen der Topteams Matlama FC, Lioli FC und Bantu FC kommen immerhin um die 15.000 Zuschauer.
Wie ist die Stimmung?
Zwischen Lioli und Bantu hat sich in den vergangenen Jahren eine Rivalität entwickelt. Die gegnerischen Fans sitzen trotzdem oft zusammen und tanzen und trinken. Es wird sehr viel getrunken. Brenzlig wird es eher für Spieler und Funktionäre. Es kam in den vergangenen Jahren zu Platzstürmen, und vor ein paar Jahren wurde ein Schiedsrichter von einem Fan geschlagen, weil wir das Spiel durch eine zweifelhafte Entscheidung gewonnen hatten.
Der Kick4Life FC spielt momentan in einem fremden Stadion, weil das eigene Stadion nicht erstligatauglich ist. In naher Zukunft wollen Sie aber ein neues Stadion bauen: das Stadium of Life für 3000 Zuschauer. Was hat es damit auf sich?
Das Stadion soll unseren Mannschaften bessere Spiel- und Trainingsbedingungen bieten, aber es wird auch HIV-Test-Einrichtungen sowie ein Kunst- und Kultur-Zentrum geben. Außerdem werden wir im Stadion einheimische Bäume pflanzen, um die Natur mit in die Architektur zu integrieren. Das Stadion ist der nächste Schritt unserer Mission, der Jugend in Lesotho durch den Fußball ein besseres Leben zu ermöglichen.