Olaf Gerhardt versorgt Bundesligaspieler mit den neuesten Smartphones und besorgt Neuzugängen zur Not auch mal einen Kühlschrank. Wer ist dieser Mann?
Mit Neuer hat alles angefangen für den Schalke-Fan Gerhardt. 2006 lernte er den Torwart über den Essener U21-Nationalspieler Baris Özbek kennen. Neuer interessierte sich für Gerhardts Geschäft, die beiden trafen sich öfter. Mittlerweile ist Neuer sogar Gesellschafter bei Mobile World 24. Damals war der gelernte Bürokaufmann Gerhardt erst seit Kurzem im Mobilfunkgeschäft tätig. Jahrelang hatte er sich in der Speditions- und Versicherungsbranche verdingt, nun witterte er seine Chance. Über Neuer knüpfte er Kontakt zur deutschen U21-Nationalmannschaft und rüstete sie beim EM-Sieg 2009 mit Handys und Verträgen aus. „Der erste große Coup war dann die WM 2010 in Südafrika“, sagt Gerhardt. „Dreimal darfste raten, mit wessen Flatrate der Özil und die anderen nach Deutschland telefoniert haben!“
„Ist das der Dicke mit den Handys?“
Weltmeisterschaften sind für Gerhardt die Kür. Sein Tagesgeschäft aber bedeutet: Präsenz zeigen. Jedes Wochenende treibt er sich in anderen Hotellobbys und anderen Bundesligastadien herum. Immer in der Nähe der Profis, versteht sich. So seien im Laufe der Zeit immer mehr Spieler auf ihn aufmerksam geworden: „Ist das der, von dem du erzählt hast? Der Dicke mit den Handys?“ Gerhardts üppige Statur ist sein Wiedererkennungsmerkmal.
Auch unter der Woche ist er häufig unterwegs. Heute geht es noch nach Mönchengladbach, Mittagessen mit Tony Jantschke, Peniel Mlapa und Djibril Sow, einem Neuzugang aus der Schweiz. Die Stirn glänzt, es wird immer heißer. „Tauwetter für Dicke“, sagt Gerhardt.Wieder vergeht keine Minute ohne Anruf. Zunächst meldet sich Peniel Mlapa: „Peniel Emmmmlapa, wo biste? (…) Sach dem Tony, er soll mitkommen, wenn er seine Fußpflege fertig hat. (…) Sonst hat der morgen kein Netz mehr.“ Aber Mlapa und Jantschke haben anscheinend doch keine Zeit für das verabredete Mittagessen, Lucien Favre hat das Training vorverlegt. Dann ist etwas Ruhe. Unerträglich beinahe. Sach ma, wie läuft’s eigentlich für Tim Wiese in Las Vegas? Kurzer Blick aufs Display, die Nummer steht da, wie eine Währung. Anruf. Mailbox. „Das ist unüblich für ihn.“ Egal, weiter geht’s!
Angekommen in Mönchengladbach setzt sich Gerhardt mit einem Spielerberater in das Fußballlokal „Parkklause“. Lagebesprechung. Mehrere Profis des Spielerberaters haben Verträge mit Mobile World 24, der neueste ist Djibril Sow, der gerade noch mit Jantschke und Co. trainiert. „Man kennt sich, man hilft sich“, sagt Gerhardt noch einmal.
Gewusel im Dunstkreis der Spieler
Es ist nicht so, dass Gerhardts Wirken sich im Verborgenen abspielen würde. Im Gegenteil: Längst sind Spielerberater und Boulevardreporter hinter ihm her, sie wollen über ihn an neue Deals, Telefonnummern und Storys herankommen. Gerhardt ist genervt von ihnen, macht aber sein Handy trotzdem nicht aus. „Wir mischen uns nie und nimmer in deren Arbeit ein und geben auch keine Empfehlungen ab. Da können sich die Spieler sicher sein, dass wir keinen Scheiß machen. Das geht gar nicht.“ Schwarze Schafe, die das Vertrauen der Spieler missbrauchen, gebe es durchaus. Die ganze Szenerie rund um die Profis floriert: Alle sind miteinander vernetzt, wuseln umher im Dunstkreis der Spieler. Auch Gerhardt gehört im Grunde zu dieser Spezies, denn er beschafft nicht nur Handys. Er kümmert sich um Nachsendeanträge, Rundfunkgebühren, Gemeindeanmeldung, Passfotos oder einen neuen Kühlschrank. Warum? Ach, ja: Man kennt sich, man hilft sich. Was Gerhardt ebenfalls zugutekommt: Er vergisst fast nichts. Bei einem Gerichtsverfahren trat er vor Jahren als Nebenkläger auf. Das Gericht bescheinigte ihm damals überdurchschnittliche Intelligenz und ein ungewöhnliches Erinnerungsvermögen.