Der „Hannover-96-Vertrag“ soll den Frieden zwischen dem Mutterverein und dem ausgegliederten Profibereich besiegeln. Dr. Andreas Hüttl, Rechtsanwalt und Mitglied der Satzungskommission von Hannover 96 beantwortet die wichtigsten Fragen.
Die Markenrechte werden an eine neu gegründete GmbH übertragen, an welcher der e.V. zu 49 Prozent beteiligt ist. Was bedeutet das?
Die Markenrechte waren lange Zeit ein erheblicher Streitpunkt. Als Martin Kind 1997 Präsident wurde, sicherte er sich die Markenrechte für damals 800.000 DM. Zum Vergleich: Eintracht Frankfurt bekommt von der Spielbetriebs-Gesellschaft Eintracht Frankfurt pro Jahr zwei Millionen Euro für die Markennutzung. Ein riesiges Ungleichgewicht! Mit der jetzigen, neu gegründeten GmbH, partizipiert der e.V. erstmals an Geldeingängen, die mit der Markte zusammen hängen. An möglichen Erlösen, die über die Märke generiert werden, wird der e.V. mit 49 Prozent beteiligt und muss selbst nichts für seine Anteile bezahlen. Dass Kind und Investoren 51 Prozent halten und der e.V. nur 49 Prozent sieht zwar optisch nicht schön aus, ist aber de facto ein riesiger Gewinn für den Verein.
Wird Martin Kind seine Füße bezüglich 50+1 in Zukunft still halten?
Ich erwarte tatsächlich, dass er nichts mehr unternimmt. Sein Plan, 50+1 bei Hannover 96 zu kippen, ist verbindlich gescheitert. Außerdem befindet sich im ausgehandelten Vertrag ein Passus, der besagt, dass weder die KGaA mit Martin Kind, noch der e.V. nochmal einen Antrag auf Ausnahmegenehmigung bei der DFL einreichen dürfen.
Viele sprechen von einer „Vernunftentscheidung“. Das klingt nicht nach Euphorie.
Möglicherweise hat man Abstriche gemacht, was die ursprünglich aufgestellten Forderungen angeht. Aber das Kernthema, dass 50+1 bei Hannover 96 bestehen bleibt ist erreicht worden. Es ist ein Akt der Vernunft, wenn man an seinen ursprünglichen Forderungen nicht mehr festhält, um ein höheres Ziel zu erreichen. Dass 50+1 dingfest gemacht wurde, ist für mich wichtiger als alles andere.
Wird Hannover 96 jetzt zur Ruhe kommen?
Ich denke und hoffe sehr, dass mit dem Vertrag gute Voraussetzungen geschaffen wurden. Wenn sich alle an diese Vereinbarung halten, sehe ich gar keinen Grund, warum man sich weiter streiten sollte. Der große Streitpunkt sollte sich damit erledigt haben. Jetzt steht bei Hannover 96 hoffentlich wieder der Fußball im Vordergrund.