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Seite 2: „England, meine Güte, das ist ein Fußball-Traum“

Punjab wurde Fünfter bei der WM. Sie mit sieben Toren sogar Tor­schüt­zen­könig. Sind Sie zufrieden?
Natür­lich! Als ich mein erstes Tor schoss gegen Kabylei, einer Region aus Alge­rien, sprin­teten alle meine Mit­spieler zu mir. Es war ein tolles Tor, mit der Brust ange­nommen und volley aufs Tor, alle freuten sich mit mir. Dabei stand es schon 6:0. Das war so schön, da habe ich gleich nochmal getroffen. Ernst­haft, die Conifa-WM war das Beste, was ich je in meinem Fuß­bal­ler­leben erlebt habe. Ich bin sehr stolz über die Aus­zeich­nung, auch wenn wir mit unserem Land leider nicht ganz unser Ziel erreichten.

Warum?
2016, bei der letzten WM in Russ­land, schei­terten wir erst im Finale. Bis zur 80. Minute hatten wir 1:0 geführt, dann fingen wir uns den Aus­gleich und ver­loren im Elf­me­ter­schießen. Ich kenne die Geschichten nur, weil sie mir meine Team­kol­legen erzählten. Aber in zwei Jahren will ich es unbe­dingt nochmal pro­bieren.

Sie schieden in diesem Jahr im Vier­tel­fi­nale gegen Pada­nien aus.
Das war wirk­lich bitter, Klei­nig­keiten haben ent­schieden. Die Ita­liener hatten fast aus­schließ­lich Spieler aus der dritten und vierten Liga dabei. Eine erfah­rene Mann­schaft.

Pada­nien ist ein Begriff, der von der rechts­extremen Partei Lega Nord“ für die Regionen Nord- und Mit­tel­ita­liens ver­wendet wird. Sie wollen sich von Ita­lien und der Euro­zone abspalten.
Ja, ich weiß. Und ich ver­stehe die Kritik derer, die an den Teil­neh­mern der Conifa-WM ihre Zweifel haben. Jedes Land hat seine Geschichte, seine Gra­ben­kämpfe. Aber auf dem Platz hatten wir keine Pro­bleme mit­ein­ander, keine ras­sis­ti­schen Vor­fälle wie man viel­leicht glauben könnte. Das Tur­nier war von Liebe und Respekt geprägt. Und der Ver­band, unser Trainer Reuben Hazell und das Betreu­er­team taten sowieso alles für uns.

Und neben dem Platz?
Wurde es noch viel besser. Die Volks­gruppen haben teil­weise ihre tra­di­tio­nellen Tänze auf­ge­führt. Wir lebten alle zusammen in einer Appar­te­ment­an­lage in London-Colindale. Ich glaube, so fühlt es sich an, im olym­pi­schen Dorf zu leben.

Sie sind der beste Tor­jäger Pun­jabs. Dürften Sie eigent­lich auch für die indi­sche Natio­nal­mann­schaft spielen?
Ja, theo­re­tisch wäre das schon mög­lich. Aber in Indien ist die Zusam­men­stel­lung der Mann­schaft von Eth­nien bestimmt. Es spielen vor allem Spieler mit nepa­le­si­schem Hin­ter­grund. Wir, die Sikhs, kommen nur selten zum Zug.

Haben sich mit dem Titel trotzdem Türen geöffnet?
Bisher noch nicht. Und um ehr­lich zu sein, bin ich hier ja auch glück­lich.

Aber wenn doch ein Anruf aus Eng­land käme…
… dann würde ich schon ins Grü­beln kommen. Eng­land, meine Güte, das ist ein Fuß­ball-Traum. Ganz egal in wel­cher Liga, die Men­schen leben dort für diesen Sport. Das wäre ein Aben­teuer.