Kamaljit Singh ist Deutsch-Inder mit punjabischen Wurzeln – und seit zwei Wochen amtierender Conifa-WM-Torschützenkönig. Wir sprachen mit ihm über das Turnier der Nicht-FIFA-Mitglieder.
Kamaljit Singh, Sie sind WM-Torschützenkönig. Herzlichen Glückwunsch.
Vielen Dank.
Zugegeben, es handelt sich „nur“ um die Conifa-WM. Eine Weltmeisterschaft der Nationen, Minderheiten und Völker, die nicht Mitglied der FIFA sind. Wie sind dort hineingeraten?
Ich lebe in Deutschland, spiele bei der SpVgg Vreden in der Westfalenliga, besitze aber auch die indische Staatsangehörigkeit. Meine Familie kommt aus Punjab, einer ehemaligen Provinz in Britisch-Indien, die nach der Unabhängigkeit zwischen Indien und Pakistan aufgeteilt wurde. Punjab ist eine vergleichsweise wohlhabende, aber getrennte Region. Und hat immer wieder Autonomiebestrebungen.
Zwischen Vreden und Punjab liegen etwa 8.100 Kilometer. Wie kam der Verband auf Sie zu?
Durch ein Scoutingsystem. Im April, also zwei Monate vor der Weltmeisterschaft, wurde ich vom Vorsitzenden angerufen, ob ich bei einem Testspiel vorspielen möge. Meine Familie war sehr stolz. Der Verband hat seinen Sitz in London, dort sollte im Juni auch die Conifa-WM ausgetragen werden. Also nahm ich mir Urlaub, machte ich mich auf den Weg und spielte gegen den FC Liverpool.
Gegen den FC Liverpool?
Naja, genauer gesagt, gegen die U23. Aber allein das war für mich schon ein unglaubliches Erlebnis. Wir spielten in Kirkby, auf dem neuen Trainingsgelände der „Reds“. Am Ende stand es 1:4, aber ich hatte scheinbar einen guten Eindruck hinterlassen.
… und so wurden Sie auch für die WM nominiert.
Ganz genau. Wir hatten viele englischstämmige Punjabi im Kader, aber auch einen Dänen und einen Spanier. Schon vor dem ersten Spiel habe ich mich gefühlt, als hätte ich eine verlorene Familie wiedergefunden. Es war ein unglaublicher Zusammenhalt.
Die Conifa-WM fand innerhalb von zehn Tagen statt. Auf Sportplätzen in Sutton, Southwark, Bracknell Forest oder auch: Slough.
Ich habe noch nie so schöne Plätze gesehen wie dort. Wenn ich in Deutschland auf Kunstrasenplätzen spielen muss, hasse ich es, weil meine Knie danach so schmerzen. Aber in England waren die Plätze butterweich und perfekt gepflegt. Die Stadien hatten bis zu 5.000 Plätze und waren auch ganz gut gefüllt. Ich fand es wunderbar.
Wie war das Niveau?
Ich würde sagen, es lag zwischen Regionalliga- und Landesliganiveau. Ein Spieler der „Vereinigten Koreaner in Japan“, An Yong-hak, stand sogar bei der WM 2010 gegen Brasilien und Portugal auf dem Platz.