Wir bauen unsere Seite für dich um. Klicke hier für mehr Informationen.

Seit kurzem hat Gaizka Gari­tano ein neues Druck­mittel. Immer, wenn dem Trainer der SD Eibar etwas nicht passt, droht er seinen Spie­lern mit Kunst­rasen. Das wirkt. Auf den kleinen Platz mit dem stumpfen Geläuf will nie­mand mehr zurück.
 
Anfang Dezember hat der Klub einen neuen Trai­nings­platz bekommen, er war längst über­fällig. Eibars Spieler dürfen ihre Übungen end­lich auf Natur­rasen abhalten. Woan­ders ist das normal, in Eibar nicht.
 
In Eibar ist gar nichts normal.
 
Die Sociedad Depor­tiva de Eibar, die Sport­ge­mein­schaft Eibar also, ist womög­lich sogar der unnor­malste Klub, der jemals in der Pri­mera Divi­sion gespielt hat. Das Sta­dion ist gemessen an Erst­li­ga­maß­stäben ein Witz, gerade mal 5900 Zuschauer passen ins Ipurúa – 4000 Plätze sind davon durch Dau­er­kar­ten­in­haber besetzt. In der Stadt leben rund 27.000 Men­schen – nie kam eine Mann­schaft in 86 Jahren Pri­mera Divi­sion aus einem klei­neren Ort.

Eibars Team-Wert ist so hoch wie Messis Gehalt
 
Eibar liegt in einem Tal zwi­schen Bilbao und San Sebas­tian im Bas­ken­land, keine sehr ansehn­liche Stadt, die bisher nur 1934 von sich Reden machte, als sie als erste die Repu­blik aus­rief. Ansonsten pas­sierten die auf­re­genden Dinge woan­ders. Gerade wenn es um Fuß­ball ging, wo Ath­letic Bilbao und Real Sociedad San Sebas­tian Erfolge fei­erten, die die Men­schen im Bas­ken­land stolz machten.
 
Nun end­lich hat auch Eibar seine Erfolgs­ge­schichte. Laut dem Bran­chen­portal Trans​fer​markt​.de ver­fügt Eibars Kader über einen Gesamt­wert von rund 26 Mil­lionen Euro. Das ist nur unwe­sent­lich mehr, als Lionel Messi in einem Jahr ver­dient. Und trotzdem ist diese Mann­schaft gerade dabei, ganz Spa­nien in Staunen zu ver­setzen. Nach 17 Spiel­tagen liegt Eibar auf Platz acht der Tabelle, deut­lich näher an den Plätzen für die Europa League als an der Abstiegs­zone.
 
Dabei sollte diese Mann­schaft eigent­lich gar nicht da sein, in der Pri­mera Divi­sion. Wer in Spa­niens erster Liga spielen will, muss min­des­tens ein Gesamt­ver­mögen von 2,1 Mil­lionen Euro auf­weisen – soviel hatten sie in Eibar nie besessen. Also gab der Klub im ver­gan­genen Sommer nach dem Auf­stieg Aktien aus. Die Vor­gabe: Kein Ein­zel­in­vestor dürfe mehr erwerben als Anteile im Gesamt­wert von 100.000 Euro. Die Leute spen­deten, auch Xabi Alonso gab Geld. In der Saison 2000/01 hatte er mal ein halbes Jahr für Eibar gespielt, ehe ihn John Toshack zurück nach San Sebas­tian holte. Alonso ist neben Welt­meister David Silva von Man­chester City der bekann­teste Spieler, der jemals das blau-wein­rote Trikot der SD Eibar trug.

Vor zwei Jahren noch in der Dritten Liga
 
Die erfor­der­liche Summe kam tat­säch­lich zusammen, Eibar durfte zum ersten Mal in seiner Geschichte in der Pri­mera Divi­sion antreten und schaffte beim Debüt einen 1:0‑Sieg gegen den his­to­risch über­mäch­tigen Rivalen San Sebas­tian. Vor zwei Jahren spielte der Klub noch in der Dritten Liga. Das war, gemessen an Etat und Infra­struktur, genau die rich­tige Klasse. Etwas über­ra­schend und völlig ohne Ambi­tionen gelang der Auf­stieg in die Zweite Liga, und ganz Eibar war damals aus dem Häus­chen. Mehr ging nicht, da waren sich alle sicher. Sie sollten irren.
 
Was dann geschah, ist im durch­kom­mer­zia­li­sierten Fuß­ball der Gegen­wart eigent­lich nicht mehr mög­lich. Eibar, vor der Saison 2013/14 in der Zweiten Liga als erster Absteiger gehan­delt, erwischte einen her­vor­ra­genden Sai­son­start und blieb das ganze Jahr über oben. Lange vor dem letzten Spieltag stand der sport­liche Auf­stieg fest.

Experten trauten Eibar nicht mehr als zehn Punkte zu
 
Von der Segunda B in die Pri­mera Divi­sion – das hatte es in Spa­nien schon lange nicht mehr gegeben. Erst recht nicht mit so beschränkten finan­zi­ellen Mit­teln, als Etat standen gerade mal 3,5 Mil­lionen Euro zur Ver­fü­gung. Kein Wunder, dass einige Experten vor der Saison glaubten, dass Eibar am Ende nicht einmal zehn Punkte haben würde. Weit gefehlt.
 
Die Mann­schaft zählt der­zeit zu den unan­ge­nehmsten Geg­nern in der Pri­mera Divi­sion. Defensiv arbeitet sie sehr kom­pakt und kommt im Kon­ter­spiel schnell vor das geg­ne­ri­sche Tor. Trainer Gaizka Gari­tano hat eine homo­gene Ein­heit geschaffen, in der jeder für den anderen mit­läuft.