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Seite 2: „Für diesen Verein schlägt mein Herz“

Was fas­zi­niert Sie so am Ama­teur­fuß­ball?
Die Gemein­schaft, das Mit­ein­ander ohne Geschäfts­mä­ßig­keit und die Ein­ord­nung dieses Sports als schönste Neben­sache der Welt, unab­hängig von Sieg oder Nie­der­lage. Die char­manten Spiel­stätten. Und vor allem die Men­schen. Sei es unserer Kas­sierer Rolf, der für jeden einen flotten Spruch parat hat. Oder Alber­tino Pinto am Grill, der seit der Geburt seines Sohnes Sergio vor 36 Jahren mit Stolz seinen Schnurr­bart trägt und nach eigener Aus­sage Rekord­stadt­meis­ter­trainer in Hal­tern am See ist. Oder die Spieler, die zum Teil bei anderen Verein spielen könnten, aber trotzdem bleiben, weil das ihr Verein ist.

Treten Sie selbst noch gegen den Ball?
Ab und an schmeiße ich mich als Stürmer unserer Dritten in der Kreis­liga B in Ring.

Was macht den Reiz aus, mit 35, nach 13 Jahren Pro­fi­fuß­ball, in der Kreis­liga zu spielen?
Nur weil ich nicht mehr in den großen Arenen spiele, heißt es ja nicht, dass die Liebe zu diesem Sport auf­ge­hört hat. Und jetzt darf ich für den Verein spielen, für den mein Herz schlägt. Und auch wenn ich wei­terhin unbe­dingt gewinnen will, bleibt immer Zeit für einen Plausch mit dem 40-jäh­rigen Libero, der ent­weder Schalke- oder Dort­mund-Fan ist. Da kriege ich auch ordent­lich auf die Socken, aber nie unfair! Und spä­tes­tens beim ersten Bier nach dem Spiel ist das ver­gessen,

Wann mussten Sie zuletzt einen Kasten spen­dieren?
Nach meinem Debüt in der Kreis­liga 2014. In der 89. Minute schoss ich das 1:1. Danach musste ich natür­lich einen aus­geben.

Geht es denn bei den Profis so viel ste­riler zu?
Nur nach außen. Am Ende kommen in jeder Mann­schaft 25 junge Männer zusammen, die gemeinsam Erfolg und Spaß haben wollen. Über­spitzt gesagt, wenn Cris­tiano Ronaldo bei Real Madrid mit pinken Schuhen zum Trai­ning kam, hingen die direkt als Mahnmal“ unter der Decke. Wie in jeder anderen Kabine auch. Und diese Gemein­schaft, dieses ganz beson­dere Mann­schafts­ge­fühl, ver­misse ich auch manchmal.

Sie wollen mit Ihrer Kam­pagne für den Ama­teur­fuß­ball werben. Hat der denn Wer­bung nötig?
Ja! Denn wir müssen auch in Zukunft junge Men­schen dafür begeis­tern, als Spieler, Trainer oder Offi­zi­elle Ver­ant­wor­tung zu über­nehmen. Ohne dafür immer einen finan­zi­ellen Gegen­wert zu bekommen. Nur mit dem Ehrenamt kann die breite Basis des Fuß­balls über­leben.

Brau­chen die Ama­teure die Profis?
Auch hier ein ein­deu­tiges Ja“. Spit­zen­fuß­ball, der Men­schen in die Sta­dien lockt und Idole pro­du­ziert, ist und bleibt der Grund, warum Jungen und Mäd­chen über­haupt anfangen, Fuß­ball zu spielen.

Brau­chen die Profis die Ama­teure?
Natür­lich! Woher kommen denn die vielen Talente in den Nach­wuchs­leis­tungs­zen­tren? Aus den kleinen Ver­einen, die noch vor den Pro­fi­klubs eine Vor­auswahl der Talente vor­nehmen. Die offen sind für ALLE fuß­ball­be­geis­terten Jungen und Mäd­chen, wäh­rend die Pro­fi­clubs nur noch die besten Spieler auf­nehmen. Das ist wich­tige Basis­ar­beit, die Ama­teur­klubs sind das Fun­da­ment der großen Ver­eine. Dessen müssen sich die großen Clubs bewusst sein. Und sich zu regel­mä­ßigen kos­ten­losen Auf­tritten bei Ama­teur­ver­einen ver­pflichten. Als wir 2012 den FC Schalke 04 zu Besuch hatten, war ganz Hal­tern im Aus­nah­me­zu­stand. Die Kids sehen ihre Idole und der Kas­sierer freut sich über die Ein­nahmen. Das wirkt bis heute nach!

Was ist für den Sky-Experten und Ama­teur­fuß­ball-För­derer Chris­toph Met­zelder aktuell der größte Dorn im Auge?
Die Dis­kus­sion über die Anstoß­zeiten. Ich kann ver­stehen, dass die Ver­eine und die DFL erstmal für sich selber ver­ant­wort­lich sind. Aber für den Ama­teur­sport wären Spiele am Sonn­tag­mittag, also zur Kern­spiel­zeit in den unteren Ligen, eine Voll­ka­ta­strophe. Wenn bei­spiels­weise Dort­mund oder Schalke am Sonntag um 13.30 Uhr spielen sollten, ver­lieren Ver­eine wie der TuS Hal­tern nicht nur Zuschauer, son­dern auch Spieler, die Dau­er­kar­ten­in­haber der beiden Revier­klubs sind.