Der FC Bayern und Robert Lewandowski, das war nie die einfachste Beziehung. Trotzdem hält Uli Hoeneß den Stürmer für „unersetzlich“. Ob der über das Saisonende hinaus in München bleibt, könnte die große Frage seiner Karriere endgültig beantworten.
Als Stürmer ist Lewandowski Perfektionist. Er fordert ständig den Ball, möchte in jedem Spiel treffen, am besten doppelt. In den vergangenen zwei Bundesligaspielen ist ihm das gelungen, Bayerns Nummer neun führt auch die Bundesligatorschützenliste wieder an. Er hat die zweitbeste Bayern-Torquote aller Zeiten nach Gerd Müller und ist mittlerweile auch bester ausländischer Torschütze der Bundesliga, in der alle 0,7 Spiele trifft.
Läuft es aber mal weniger gut und gelingt nicht alles zur Perfektion, kommt der Egoist durch. An der persönlichen Flaute sind dann die Mitspieler schuld, die ihn nicht bedienen, oder die defensive Taktik, nur im seltensten Fall aber er selbst. Auch nicht gegen Liverpool, als er nur 33 Prozent seiner Zweikämpfe gewann. Dass Lewandowski in den letzten sieben K.O.-Spielen in der Champions League kein einziges Tor erzielt hat, kann ebenfalls nicht ausschließlich daran liegen. Auch deshalb befand Dietmar Hamann, Lewandowski sei kein Teamplayer, er würde sich selbst und damit die jüngeren Spieler an seiner Seite hängen lassen. Mehrfach kokettierte der Pole in der Vergangeheit mit einem Wechsel zu Real Madrid, um – und das ist die Kombination aus Perfektion und Egoismus – für sich selbst das Maximum herauszuholen.
Karriereende in München?
Trotzdem blieb die Tür beim FCB im Sommer zu, als sechs europäische Topklubs wegen Lewandowski anklopften. Trotzdem hält Uli Hoeneß ihn beim FCB nach wie vor für „unersetzlich“.
Das könnte daran liegen, dass er der einzige Mittelstürmer im Bayern-Kader ist. Oder daran, dass er für mehr als ein Viertel aller Bayern-Ligatore und die Hälfte in der Champions League verantwortlich zeichnet. Oder daran, dass er trotz starker Konkurrenz wie Paco Alcacer, Luca Jovic und Sebastien Haller nach wie vor der beste, weil reifste und kompletteste Stürmer der Bundesliga ist.
Wahrscheinlich liegt es aber auch daran, dass Lewandowski die Balance aktuell immer besser gelingt. „Ich spiele in dieser Saison anders als früher, ich habe mich noch mal entwickelt. Man kann das auch an meiner Vorlagenstatistik erkennen. Ich habe bisher zehn Tore vorbereitet“, widerlegte er Hamanns Kritik in der Welt am Sonntag. Außerdem machte Kovac ihn zum dritten Kapitän. Seitdem nimmt er auch in der Kabine eine wichtigere Rolle ein.
Wegen all dieser Faktoren möchte der FC Bayern über 2021 hinaus mit Lewandowski verlängern. Und im Gegensatz zur Vergangenheit scheint der Stürmer der Idee gegenüber aufgeschlossen. Zuletzt sagte er sogar, er könne sich ein Karriereende in München vorstellen. Und: „Bayern gehört weiter zu den Top vier Europas.“ Das Aus in der Champions League hat das Gegenteil bewiesen. Meistertitel hin oder her, spätestens damit ist beim FCB das Ende einer Ära besiegelt. Ob auch Lewandowskis Zeit in München zu Ende geht, könnte die Frage endgültig beantworten: Egoshooter oder Teamplayer?