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Seite 2: Perfektion und Egoismus liegen nah beieinander

Als Stürmer ist Lewan­dowski Per­fek­tio­nist. Er for­dert ständig den Ball, möchte in jedem Spiel treffen, am besten dop­pelt. In den ver­gan­genen zwei Bun­des­li­ga­spielen ist ihm das gelungen, Bay­erns Nummer neun führt auch die Bun­des­li­ga­tor­schüt­zen­liste wieder an. Er hat die zweit­beste Bayern-Tor­quote aller Zeiten nach Gerd Müller und ist mitt­ler­weile auch bester aus­län­di­scher Tor­schütze der Bun­des­liga, in der alle 0,7 Spiele trifft.

Läuft es aber mal weniger gut und gelingt nicht alles zur Per­fek­tion, kommt der Egoist durch. An der per­sön­li­chen Flaute sind dann die Mit­spieler schuld, die ihn nicht bedienen, oder die defen­sive Taktik, nur im sel­tensten Fall aber er selbst. Auch nicht gegen Liver­pool, als er nur 33 Pro­zent seiner Zwei­kämpfe gewann. Dass Lewan­dowski in den letzten sieben K.O.-Spielen in der Cham­pions League kein ein­ziges Tor erzielt hat, kann eben­falls nicht aus­schließ­lich daran liegen. Auch des­halb befand Dietmar Hamann, Lewan­dowski sei kein Team­player, er würde sich selbst und damit die jün­geren Spieler an seiner Seite hängen lassen. Mehr­fach koket­tierte der Pole in der Ver­gan­ge­heit mit einem Wechsel zu Real Madrid, um – und das ist die Kom­bi­na­tion aus Per­fek­tion und Ego­ismus – für sich selbst das Maximum her­aus­zu­holen.

Kar­rie­re­ende in Mün­chen?

Trotzdem blieb die Tür beim FCB im Sommer zu, als sechs euro­päi­sche Top­klubs wegen Lewan­dowski anklopften. Trotzdem hält Uli Hoeneß ihn beim FCB nach wie vor für uner­setz­lich“.

Das könnte daran liegen, dass er der ein­zige Mit­tel­stürmer im Bayern-Kader ist. Oder daran, dass er für mehr als ein Viertel aller Bayern-Liga­tore und die Hälfte in der Cham­pions League ver­ant­wort­lich zeichnet. Oder daran, dass er trotz starker Kon­kur­renz wie Paco Alcacer, Luca Jovic und Sebas­tien Haller nach wie vor der beste, weil reifste und kom­plet­teste Stürmer der Bun­des­liga ist. 

Wahr­schein­lich liegt es aber auch daran, dass Lewan­dowski die Balance aktuell immer besser gelingt. Ich spiele in dieser Saison anders als früher, ich habe mich noch mal ent­wi­ckelt. Man kann das auch an meiner Vor­la­gen­sta­tistik erkennen. Ich habe bisher zehn Tore vor­be­reitet“, wider­legte er Hamanns Kritik in der Welt am Sonntag. Außerdem machte Kovac ihn zum dritten Kapitän. Seitdem nimmt er auch in der Kabine eine wich­ti­gere Rolle ein.

Wegen all dieser Fak­toren möchte der FC Bayern über 2021 hinaus mit Lewan­dowski ver­län­gern. Und im Gegen­satz zur Ver­gan­gen­heit scheint der Stürmer der Idee gegen­über auf­ge­schlossen. Zuletzt sagte er sogar, er könne sich ein Kar­rie­re­ende in Mün­chen vor­stellen. Und: Bayern gehört weiter zu den Top vier Europas.“ Das Aus in der Cham­pions League hat das Gegen­teil bewiesen. Meis­ter­titel hin oder her, spä­tes­tens damit ist beim FCB das Ende einer Ära besie­gelt. Ob auch Lewan­dowskis Zeit in Mün­chen zu Ende geht, könnte die Frage end­gültig beant­worten: Ego­shooter oder Team­player?