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3. Liga

Seite 3: Zündstoff in der Kabine

Wie­singer ging auf Platz zwei lie­gend nach einem Kabi­nen­streit mit Pono­marev. Die West­deut­sche Zei­tung berich­tete damals, dass Pono­marev nach einem Spiel gegen Essen erbost in die Kabine gekommen sei. Er habe Spieler nach­ge­äfft und immer wieder ein Ergebnis von 0:2 genannt. Das legt nahe, dass der Investor nicht mit­be­kommen hatte, wie die Mann­schaft in der Nach­spiel­zeit zwei Tore schoss. Wie­singer stellte sich vor die Spieler und musste gehen. Die Geschichte wurde demen­tiert. Ob Pono­marev das Ergebnis wirk­lich nicht kannte? »Ich denke nicht, dass es Sinn macht, über ver­gan­gene Geschichten zu spre­chen«, sagt Rei­singer heute und nimmt einen Schluck aus seinem mit Eis­wür­feln gefüllten Glas Mara­cu­ja­schorle.

Stefan Reisinger
Arne Piepke

»Nun ja, Herr Pono­marev inves­tiert sehr viel Geld. Da ist doch klar, dass der Druck groß ist. Im besten Fall sollten wir immer gewinnen«

Stefan Reisinger, Trainer KFC Uerdingen

Er sitzt im »Café del Sol«. Ein Restau­rant in Sta­di­onnähe, das von außen aus­sieht, als habe sich nicht ein rus­si­scher, son­dern ein texa­ni­scher Unter­nehmer nach Kre­feld ver­irrt. Rei­singer geht in Gedanken die letzten drei Jahre durch, er ist auf­merksam, aber wirkt auch abge­klärt. »Nun ja, Herr Pono­marev inves­tiert sehr viel Geld. Da ist doch klar, dass der Druck groß ist. Im besten Fall sollten wir immer gewinnen«, erklärt er das Prinzip Uer­dingen. Pono­marev schreibt: »Mein Ziel ist es, mit­tel­fristig in die 2. Liga auf­zu­steigen. Das bleibt auch so. Trotzdem for­mu­lieren wir mit Absicht keine Sai­son­ziele. Das Team und die Trainer sollen in Ruhe arbeiten können.« Auf­stiegs­trainer Stefan Krämer musste als Tabel­len­vierter gehen. Seitdem erlebte der Verein eine sport­liche Tal­fahrt. Nor­bert Meier kam und ging. Frank Hei­ne­mann über­nahm und ging. Zuletzt flog Vogel. Jetzt sind Rei­singer und Steu­er­nagel an der Reihe. Und das alles in nur sieben Monaten. Der Ruhe­zu­stand wirkt fragil.

Das gilt auch für den Kader. Er ist gespickt mit Profis, die für ver­schie­dene Sys­teme und teils wegen des Namens geholt wurden. Das Ergebnis ist eine Umkleide voller Kon­kur­renz­druck, sobald Alt­ge­diente nicht zum Auf­gebot zählen, etwa weil in der 3. Liga immer vier U23-Spieler mit­ge­nommen werden müssen. Zünd­stoff in einer Kabine, in der Duschen schon mal kalt bleiben und der Abfluss riecht. »Wir sind in kurzer Zeit zweimal auf­ge­stiegen, haben sport­lich unglaub­liche Sprünge gemacht. Was die Rah­men­be­din­gungen angeht, befinden wir uns des­halb viel­leicht noch nicht in der Spit­zen­gruppe der Liga«, sagt Rei­singer. Es heißt, es werden solche Gehälter gezahlt, dass nie­mand den Verein frei­willig ver­lässt. Ist es das, was Spieler unter Wert­schät­zung ver­stehen?

Einer, der sich der Dinge annimmt

Unter diesen Vor­aus­set­zungen soll Stefan Effen­berg die Mann­schaft umstruk­tu­rieren. »Wir müssen sehen, was uns sport­lich wei­ter­bringt. Das müssen Spieler sein, die Feuer haben und mit uns erfolg­reich sein wollen«, for­dert Team­chef Rei­singer. »Herr Pono­marev legt den Fokus bei seinen Inves­ti­tionen vor allem auf den sport­li­chen Bereich«, sagt Rei­singer. »Das ist sein gutes Recht. Er kann ja auch ent­scheiden, wo er sein Geld rein­steckt.« Ange­spro­chen auf das, was »Effe« in der kurzen Zeit beim KFC Uer­dingen ver­än­dert hat, ant­worten Spieler und Trainer glei­cher­maßen: eine ICE-Fahrt nach Mün­chen. Gemeint ist keine Team­buil­ding­maß­nahme. Effen­berg soll dafür gesorgt haben, dass das Team zum Aus­wärts­spiel gegen 1860 mit dem Zug anreiste – und damit dem Risiko ent­ging, mit dem Bus im Wochen­end­ver­kehr ste­cken­zu­bleiben. »Die Anreise zum Spieltag, ein Kraft­raum, die Platz­ver­hält­nisse, Kla­motten«, zählt Kapitän Kirch­hoff auf. »Es braucht einen, der sich der Dinge annimmt.«

Aber wie wird Stefan Effen­berg reagieren wird, wenn es um mehr geht? Mikhail Pono­marev gilt als jemand, der Wider­worte nicht akzep­tiert. Chef und Cheffe könnten da schnell anein­an­der­ras­seln. Schon andere im Verein haben auf Pono­marev ein­ge­wirkt, dass drin­gend intel­li­genter inves­tiert werden müsse. Getan hat sich wenig. Und so steckt der KFC Uer­dingen in der Sack­gasse. Wie sich das anfühlt, kann Stefan Effen­berg in Duis­burg erleben. Er steht im Fahr­stuhl, will in die Loge gefahren werden. »Dürfte ich einmal Ihr Bänd­chen sehen?«, fragt die Ser­vice­kraft freund­lich. Effen­berg zeigt sein Hand­ge­lenk, eine Akkre­di­tie­rung hat er mitt­ler­weile. »Tut mir leid, das ist leider das fal­sche.« Dass das schon passe, wirft jemand ein. Dass sie das gar nicht inter­es­siere, hält die junge Frau dagegen, solange das rich­tige Bänd­chen fehle. »Dann fahren wir jetzt noch mal runter und klären das«, sagt Effen­berg. Zwei Minuten später ver­lässt die Frau den Fahr­stuhl. Sie nimmt ihre dun­kel­blaue Stepp­jacke mit und wirkt auf­ge­löst. Sie wird abge­löst. Stefan Effen­berg ist da schon auf dem Weg in die Loge.