Wir bauen unsere Seite für dich um. Klicke hier für mehr Informationen.

Seite 4: Die innere Route 66

Und ver­mut­lich hat Zum­dick Recht, auf Dauer kann Feren­cvaros, die im Juli in der Europa-League-Qua­li­fi­ka­tion gegen Sara­jevo aus­ge­schieden sind, nicht der Anspruch eines Trai­ners sein, der schon mal um die deut­sche Meis­ter­schaft mit­ge­spielt hat. Denn auch abseits des Sport­li­chen genießt der unga­ri­sche Fuß­ball zumin­dest in Deutsch­land nicht den besten Ruf.

In etli­chen Klubs sitzen Par­tei­freunde von Minis­ter­prä­si­dent Viktor Orban. Die Regie­rung ver­gibt seit ein paar Jahren immer wieder Bau­auf­träge für über­di­men­sio­nierte Arenen. Nutz­nießer sind Unter­nehmen, die wie­derum die Partei finan­zieren. Beson­ders gro­tesk ist das, weil der Zuschau­er­schnitt der Liga aktuell bei 3000 liegt.

Außerdem hat Gabor Kubatov, Feren­cvaros-Prä­si­dent und Gene­ral­se­kretär von Orbans Fidesz-Partei, den Ultras den Kampf ange­sagt. Die Fans müssen ihre Hände seitdem in einen Venen­scanner legen. Zum Derby gegen MTK waren des­halb nur 6000 Zuschauer in einem Sta­dion, das 24.000 Platz bietet. Doll, Hajnal und die anderen finden das zwar schade, aber mehr wollen sie dazu nicht sagen.

Auch am Sams­tag­abend sitzen nur 9000 Fans auf den Tri­bünen, bei einem Spiel zweier Klubs, die Legenden wie Sandor Kocsis oder Ferenc Puskas her­vor­ge­bracht haben.

Der zehnte Sieg im elften Spiel

Honved trifft nach zehn Minuten zum 1:0. Dolls Abwehr­spieler laufen bei dem Gegentor ori­en­tie­rungslos über den Rasen, es sieht ein biss­chen aus wie vor­ges­tern beim Bubble Ball. Wird das die erste Nie­der­lage der Saison? Thomas Doll schreit und pfeift und ges­ti­ku­liert, Zum­dick steht mit ver­schränkten Armen daneben. Noch vor der Pause gleicht Tamas Hajnal aus. Das Tor ist fein her­aus­ge­spielt, eine Kom­bi­na­tion, wie ges­tern im Trai­ning ein­stu­diert. Schließ­lich schießt Roland Varga den Sieg­treffer, die Serie hält, es ist der zehnte Sieg im elften Spiel.

Wenige Minuten nach dem Schluss­pfiff sitzt Thomas Doll wieder mal in einer Pres­se­kon­fe­renz. Er sagt, heute sei ein sehr schöner Tag. Seine Mutter habe Geburtstag. Außerdem sei ja der 3. Oktober, der Tag der Deut­schen Ein­heit. Auch das sei für ihn, den Ossi aus Mal­chin“, etwas Beson­deres.

Und dann ist da dieses fan­tas­ti­sche Jahr mit Feren­cvaros. Wir haben zuletzt im Oktober ver­loren? Im Oktober 2014!“, sagt er. Die Rede dauert 1:45 Minuten, und am Ende spürt man, dass Doll wieder unter­wegs ist, mit den besten Freunden, auf seiner inneren Route 66. Sind seine Augen feucht? Er sagt jeden­falls: Jetzt werde ich sen­ti­mental.“ Aber noch bevor der Dol­met­scher den Satz über­setzt hat, ergänzt er: Nein, nein, alles gut.“ Thomas Doll winkt ab. Er hat alles im Griff.