Wie hat Werder das gemacht? Gegen drückend überlegende Leverkusener schafften Robin Dutt und seine Spieler ein 3:3‑Unentschieden. Verdient? Unverdient? Uns interessiert nur die Taktik.
Roger Schmidt formierte seine Mannschaft im 4−2−3−1, bei dem der Zehner Hakan Calhanoglu jedoch alle Freiheiten hatte – so kamen nicht selten 4−4−2− oder 4 – 3‑3-Ordnungen zustande.
Wie in den vergangenen Spielen bewegte sich die Leverkusener Offensivabteilung extrem kollektiv über das Spielfeld – ein bisschen wie in der E‑Jugend mit allen Spielern in Ballnähe. Bei Ballverlusten konnten sie durch die kurzen Abstände untereinander nahtlos ins Gegenpressing übergehen, so dass Werder zu Beginn fast ausschließlich auf lange Bälle setzen musste.
Diese brachte Leverkusen wiederum direkt zurück – und zwar mit vollem Risiko. Die Bayer-Defensiv-Spieler nahmen kaum einen Ball an, nahezu jeder Pass ging in die Spitze. Die Partie wurde folglich sehr intensiv, da Bayer mit dem angesprochenen Gegenpressing die Ungenauigkeit der vielen riskanten Bälle nach vorne auffing.
Die größte Gefahr der Leverkusener ging von den nachrückenden Außenverteidigern aus. Weil Bellarabi, Calhanoglu und Öztunali immer wieder die Räume neben und hinter Werders Sechsern suchten, musste sich die Mittelfeldkette stark zusammenziehen, was wiederum Räume auf den Flügeln öffnete. Boenisch links und Jedvaj rechts rückten mit viel Tempo nach und waren nicht selten auf einer Höhe mit Mittelstürmer Stefan Kießling. So erzielte Jedvaj beinahe folgerichtig das Führungstor nach einer Verlagerung. Bayer hatte halblinks mit der kompletten Offensivabteilung kombiniert und Werder so aus der Ordnung gelockt.
Schmidts Taktik als zweischneidiges Schwert
Bei all der Gefahr, die Leverkusen über die enge Spielweise mit schnellen Verlagerungen erzeugte, hatte diese Spielweise auch ihre Schattenseite. Gegen den Ball agierte die Werkself ebenso ballorientiert. Die Spieler bewegten, nein sprinteten, als Pulk über das Feld und setzten den Ballführenden mit drei Spielern unter Druck.
Konnten sich die Bremer jedoch mal aus dem starken Pressing befreien, öffneten sich riesige Räume. So überraschend der Ausgleichstreffer der Norddeutschen vor der Halbzeit war, so wenig überraschend war seine Entstehung: Werder schaffte es, die erste Gegenpressingwelle von Bayer zu überwinden und verlagerte beim Kontern geschickt. In der 45. Minute tauchte Fin Bartels frei vor Bernd Leno auf und traf zum 1:1.
Im zweiten Durchgang wurde die Dutt-Elf mutiger: Zlatko Junuzovic löste sich häufig aus der Doppelsechs, sodass im Pressing ein 4−1−3−2 entstand. Leverkusen hatte so größere Probleme, in die zentralen Offensivräume zu gelangen und wurde auf die Flügel gedrängt.