RB Leipzig hat Trainer Alexander Zorniger entlassen. Das beweist die Ungeduld von Sportdirektor Rangnick, die auch den Wunschkandidaten Thomas Tuchel verhindern könnte
Allerdings waren bei diesen Transfers nicht inkompetente Bosse schuld, sondern die Umstände, und die will Rangnick unbedingt ändern. Ab der nächsten Saison wird er sich als Sportdirektor nur noch um den Standort Leipzig kümmern. Verständlich, dass er dann nicht mehr nach Sandhausen oder Aalen fahren, sondern gegen Bayern, Schalke und Dortmund spielen will. Außerdem mag er zwar viel von der Nachhaltigkeit und Projekthaftigkeit in Leipzig erzählen, aber er weiß auch, dass Erfolg im Fußball an den Investitionen gemessen wird. Und da hat RB Leipzig sowieso nichts mit dem Rest der Zweiten Liga zu tun.
In der Winterpause gaben nur zwei deutsche Klubs mehr Geld für Transfers aus: Der VfL Wolfsburg für André Schürrle und Borussia Dortmund elf Millionen für den schon erwähnten Kampl. RB bezahlte für den Israeli Omer Damari fünf Millionen an Austria Wien und 3,7 Millionen Euro für den schwedischen Nationalspieler Emil Forsberg an den Champions-League-Teilnehmer Malmö FF. Insgesamt investierte der Klub in dieser Saison damit 24 Millionen Euro allein in Ablösesummen und wurde damit nur von Dortmund und Wolfsburg übertroffen.
Zorniger war bereits ein erledigter Fall
All das zeigt: RB Leipzig soll in die Bundesliga durchgeprügelt werden, so wie einst Hoffenheim, wo erst von nachhaltigem Wachstum geredet wurde und dann plötzlich die Brasilianer Carlos Eduardo und Luiz Gustavo kamen. „Wir sagen offen: Die erste Liga ist unser Ziel, wir sind da auch durchaus ungeduldig“, hat Rangnick wiederholt gesagt. Insofern war die Mischung aus Ergebnissen und seiner Haltung für den nun entlassenen Trainer Alexander Zorniger der schlechteste mögliche Mix. Fünf Spiele ohne Sieg inklusive der 0:2‑Niederlage zum Rückrundenstart in Aue waren sportlich unpassend. Unpassender noch war aber aus Sicht von Rangnick, dass Zorniger schon vor der Winterpause gesagt hatte, es wäre für den Klub vielleicht ganz gut, noch eine Saison zweitklassig zu bleiben. Im Grunde war er damit ein erledigter Fall, trotz der Verdienste um den Durchmarsch von der vierten in die zweite Liga. Zornigers Vertrag lief zwar noch bis zum Ende übernächster Saison. Am Dienstag wurde ihm mitgeteilt, dass er nicht bis übers Saisonende hinaus bleiben sollte. Daraufhin zog er den Schlussstrich, offiziell „einvernehmlich“.
Noch in der letzten Woche hatte Rangnick gesagt, dass der Klub „geisteskrank“ sei, wenn er über den Trainer debattieren würde. Nun ist Zorniger weg, und wäre Rangnick heute noch Coach, würde er diese Geschichte wohl als weiteren Beleg für den Irrsinn des Trainerjobs erzählen. Seine Ungeduld auf dem Weg zum Erfolg könnte aber auch verhindern, dass der angebliche Wunschtrainer Thomas Tuchel wirklich nach Leipzig kommt. Denn der hat den Übertrainer Rangnick als Vorgesetzten schon in Stuttgart erlebt, als er dort die A‑Jugend trainierte. Man schätzt sich, heißt es aus dem Umfeld von Tuchel, aber man kennt sich eben auch.