Das Gigantenduell zwischen Dortmund und Bayern war lange Zeit eine einseitige Partie. Erst als der FC Bayern die Oberhand gewann, wurde es zum Spitzenspiel. Die 11FREUNDE-Spielanalyse sucht nach Gründen, warum der BVB am Ende doch die Nase vorn hatte.
Jürgen Klopp hat nicht nur einen schwarzen Gürtel im Ausweichen lästiger Meisterfragen, er ist auch ein kluger Defensivtaktiker. Dies wurde bereits nach wenigen Minuten im Spitzenspiel zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern München deutlich. Wie bereits bei den letzten Duellen gegen den Rekordmeister setzte Klopp auch diesmal auf eine Dreifachbewachung gegen die berüchtigte bayerische Flügelzange. Sowohl die Außenspieler als auch die Sechser rückten weit ein, um „Robbery“ von ihren Mannschaftskollegen zu isolieren. Dies funktionierte in Halbzeit eins recht gut, auch wenn Franck Ribery sich einige Male durch Läufe in die Mitte freispielen konnte. Dort fehlte es ihm jedoch an Unterstützung durch den blassen Thomas Müller.
Dass Dortmund in der ersten Halbzeit dominant war, lag neben der Kaltstellung der Flügelstürmer auch am starken Pressing. Die Dortmunder erzeugten keinen echten Druck, vielmehr zwangen sie die Münchener die Passwege auf. Oft ließen Shinji Kagawa und Robert Lewandowski nur den Weg zu Luiz Gustavo frei, der mit dem Aufbauspiel jedoch überfordert war. Auf Dortmunder Seite fanden Ilkai Gündogan und Sebastian Kehl hingegen sehr gut ins Spiel. Sie wichen oft auf die Außenverteidigerpositionen aus. Von dort bauten sie die schnellen Kurzpasskombinationen auf, mit denen sich die Dortmunder einige Chancen erarbeiten konnten – jedoch mangels Chancenverwertung kein Tor.
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Nach der Pause präsentierten sich beide Teams gänzlich anders. Der BVB agierte abwartender und presste nicht mehr so aktiv. Das Mittelfeld überließen sie nun den Münchenern, die mit Toni Kroos und dem eingewechselten Bastian Schweinsteiger vom Mittelkreis aus die Partie dominierten. Jürgen Klopp gab offensichtlich die Devise aus, sattelfest zu stehen und nach Ballgewinnen schnell und risikoreich in die Spitze zu spielen. Gündogan, Sebastian Kehl und Mats Hummels, die drei wichtigsten Aufbauspieler des BVBs, spielten fortan durch das höhere Risiko ungenauer (alle drei unter 80 Prozent Passgenauigkeit nach dem Wiederanpfiff).
Bayern dominant nach der Pause, Dortmund trifft
Aber auch das gute Gegenpressing der Münchener trug zu den zahlreicher werdenden Ballverlusten der Gastgeber bei. Insbesondere Schweinsteiger, Gomez und Kroos (acht abgefangene Pässe – Saisonrekord) suchten nach Ballverlusten die direkte Wiedereroberung des Spielgerätes. Das schnelle Umschaltspiel des Meisters wurde so empfindlich gestört. Zudem waren Badstuber und Boateng stets hellwach. Mit zehn bzw. elf Balleroberungen verdienten sie sich zusammen mit Neven Subotic (zwölf) das Prädikat „Abfangjäger des Spiels“. Die von den Dortmundern stets versuchten Schnittstellenpässe endeten fast immer in ihren Füßen.
Obwohl die Bayern in der zweiten Halbzeit die dominantere Mannschaft mit fast doppelt so viel gespielten Pässen waren, belohnten sie sich nicht für ihren Offensivdrang. David Alaba und Philipp Lahm rückten nun zwar sehr weit auf, ihre Flanken führten jedoch nur zu einer Chance, die Ribery vergab. Es war in der Folge der BVB, der mit einzelnen Nadelstichen wieder auf sich aufmerksam machte. Und dann kam Arjen Robben. Nachdem die Bayern bei einer eigenen Ecke mit fünf Spielern den Elfmeterpunkt sicherten, nicht aber Kevin Großkreutz im Rückraum attackierten, löste Robben das Abseits auf. Lewandowski konnte den Fernschuß ins Tor leiten. Ein verschossener Elfmeter und ein Frank-Mill-Gedächtnis-Aussetzer des Holländers später war den Dortmundern die Vorentscheidung in der Meisterschaft sicher.