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Seite 2: „Hier kann nichts falsch laufen“

Haben Sie nach hinten geschaut, wäh­rend der Ball auf Sie zuflog?
Natür­lich. Aber es war nicht son­der­lich windig, die Flug­bahn schien mir klar. Also schaute ich schnell wieder nach vorn, um weiter zu sprinten und den Ball zu errei­chen. Und irgend­wann weißt du ein­fach, dass du abspringen musst, dann treffen sich Ball und Fuß in der Luft. Eine Sym­biose. Das hat mit Kal­ku­la­tion zu tun, aber vor allem mit Erfah­rung.

Und nachdem Sie den Pass mit einem Kon­takt her­un­ter­ge­pflückt hatten?
Da rea­li­sierte ich: Das war der erste Schritt. Du willst aber den kom­pletten Moment, die kom­plette Sequenz. Es sind drei Ball­kon­takte und jeder ein­zelne kann schief­gehen. Von daher denkst du von einem zum anderen. Aber du kennst den zweiten Schritt nicht vor dem ersten. Wenn der Ball im ersten Kon­takt etwas zu weit weg­springt, musst du das berei­nigen.

Nachdem Sie den Ball ange­nommen und Roberto Ayala aus­ge­spielt hatten, schossen Sie nicht mit dem linken Fuß, son­dern mit dem rechten Außen­rist. Warum?
So fühlte ich mich sicherer. Der Ball lan­dete zwi­schen meinen Beinen, keine opti­male Situa­tion für einen Links­schuss. Also habe ich mich für den Außen­rist des rechten Fußes ent­schieden, um den Ball auf den langen Pfosten zu schießen. Er drehte sich ein biss­chen, vom Tor­wart weg, genau so wollte ich es.

Hatten Sie über­haupt den Gedanken, der Tor­hüter könnte den Ball halten?
Nein, manchmal gibt es diese Momente, in denen du weißt: Hier kann nichts falsch laufen.

Das war einer davon?
Ja.

Womit könnte man das ver­glei­chen?
Mit anderen Sport­arten viel­leicht, einem Hun­dert­me­ter­sprinter, der einen Lauf hat und schon vor dem Ziel weiß, dass er Erster wird. Nach den ersten zwei Kon­takten fühlte es sich für mich kurz an, als wäre mein Leben genau auf diese Sekunde hin­aus­ge­laufen.

Das beste Spiel des Tur­niers?
So sahen wir das. Das war wahr­schein­lich unser Höhe­punkt – danach brach alles aus­ein­ander. Eine Schande!

Drei Tage später mussten Sie im Halb­fi­nale gegen Bra­si­lien ran.
Ich bin eigent­lich gut ins Spiel gekommen, aber dann spürte ich, wie die Kraft aus meinen Beinen wich.

Schon gegen Argen­ti­nien wirkten Sie zum Zeit­punkt Ihres Tores erschöpft. Trainer Guus Hiddink hat Sie nur auf dem Platz gelassen, weil er daran glaubte, Sie könnten noch etwas Außer­ge­wöhn­li­ches voll­bringen.
Auch gegen Bra­si­lien hätte ich sicher­lich noch Reserven für eine letzte beson­dere Situa­tion gehabt. Aber sie kam nicht. Ich war gebro­chen.

Viele Fans halten Ihr Pirou­et­tentor gegen New­castle aus dem Jahr 2002 für das beste Tor aller Zeiten. Wieso Sie nicht?
Weil so viel Glück mit­ge­spielt hat. Wenn der Ver­tei­diger (Nikos Dabizas, d. Red.) nur einen Schritt tiefer steht, ist es vorbei. Das Tor ist nicht pur.

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Mögen Sie keine Trick­tore?
Ich mag es, wenn andere Spieler Tricks auf­führen. Ich freue mich auch, wenn sie mal bei mir klappen. Aber ich habe nie nach Situa­tionen gesucht, einen Trick zu machen. Das war nicht mein Spiel.

Son­dern?
In meinem Spiel ging es um den ersten Kon­takt, Annahme, Passen. Kann ich mit einem Pass oder einer Ball­an­nahme mich oder jemand anderen direkt vor den geg­ne­ri­schen Tor­wart bringen? Kann ich den Raum schaffen für eine Tor­chance? Das war meine Lei­den­schaft, meine Spe­zia­lität. Ein Trick ist, nun ja, nur ein Trick. Für mich muss alles einen Nutzen haben, funk­tional sein. Die Kunst um der Kunst willen inter­es­siert mich nicht.