2018 überfielen Ultras von Sporting Lissabon das eigene Team. Der damalige Keeper Rui Patricio verrät nun erstmals schockierende Einzelheiten der Attacke.
„Vasco Fernandes, unser Teammanager, versuchte noch, die Tür des Umkleideraums zu verschließen, aber er kam nicht mehr dazu“, berichtete Patricio. „Sie stürmten mit maskierten Gesichtern herein und griffen uns an.“ Die Täter, betont der portugiesische Nationaltorwart, hätten einzig und allein Gewalt im Sinn gehabt: „Sie haben mit niemandem gesprochen, sie begannen einfach, uns zu attackieren. Sie platzten herein – ich weiß nicht, ob sie kamen, um zu töten – aber sie hatten alles mögliche dabei.“
Am schlimmsten erwischte es laut früheren Aussagen von Sporting-Spielern und ‑Betreuern die beiden Argentinier Marcos Acuna und Rodrigo Battaglia, die regelrecht zusammengeschlagen wurden. Bas Dost, in jener Saison 2017/18 mit 34 Pflichtspiel-Treffern (!) Sportings bester Goalgetter, bekam einen Hieb auf den Kopf und erlitt klaffende Platzwunden, die später im Krankenhaus genäht werden mussten. Auch die beiden Assistenztrainer Mario Monteiro und Raul Jose trugen heftige Blessuren davon. Chefcoach Jorge Jesus blutete laut Rui Patricio aus dem Mund.
Das volle Ausmaß der Gewalt, so Patricio weiter, sei ihm erst später klar geworden: „Währenddessen herrschte in der Kabine totales Chaos, wir wussten nicht, wen es alles erwischt hatte. Überall war Rauch. Sie hatten Fackeln geworfen, nachdem sie eingedrungen waren. Wir versuchten noch, sie zu beruhigen, aber sie brüllten: ‚Wir nehmen euch die Trikots weg, ihr seid eine Schande, wir töten euch!‘“ Einer der Ultras habe sich Patricio persönlich zugewandt und gedroht: „Du lachst? Wenn du abhauen willst, brech ich dir den Kiefer!“ Verteidiger William Carvalho sei von „drei oder vier“ Angreifern gepackt und verdroschen worden.
Fünf Tage nach dem brutalen Überfall musste Sporting das Pokalfinale gegen den Erstliga-Neuling Desportivo Aves bestreiten – und verlor mit 1:2. Kurz darauf reichten zahlreiche Profis, darunter die portugiesischen Nationalspieler William Carvalho, Bruno Fernandes, Gelson Martins, aber auch Bas Dost, ihre Kündigungen ein – sie wollten nur noch weg, trotz laufender Verträge. Auch, weil sie wussten: Ihr eigener Klubchef hatte die Ultras gegen das Team aufgestachelt. Doch besagter Bruno De Carvalho lehnte die Kündigungen ab. Ob der inzwischen zurückgetretene Präsident den damaligen Kabinen-Überfall gar persönlich angeordnet hatte, wie viele im Umfeld des Klubs mutmaßen, muss nun das Gericht befinden.