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Seite 3: „Ich wollte Guardiola unbedingt umtreten!“

Sind Sie Winnie Schäfer heute noch sauer?
(lacht) Warum sollte ich? Dank Winnie bin ich Erst­liga- und Natio­nal­spieler geworden!

Das müssen Sie jetzt erklären.
Er hatte mich zwar gegen Wand laufen lassen und sus­pen­diert, aber dafür war ich nun frei für einen anderen Verein. In Test­spielen gegen Energie Cottbus hatte ich offenbar einen so guten Ein­druck hin­ter­lassen, dass mich Ede Geyer unbe­dingt haben wollte. Aller­dings hatte ich bereits dem MSV Duis­burg zuge­sagt. Schließ­lich ent­schied sich alles an einem Tag: Mor­gens sagte ich dem MSV ab, mit­tags kam noch ein Angebot aus der Türkei rein, das ich schließ­lich aus­schlug, abends unter­schrieb ich in Cottbus. Mit 32 Jahren war ich plötz­lich Bun­des­li­ga­spieler.

Was hat Energie damals aus­ge­zeichnet?
Die Stim­mung war von Anfang an her­vor­ra­gend. In der Stadt drehte sich alles um den Verein, dieser Enthu­si­asmus über­trug sich auf die Mann­schaft. Dazu hatten wir mit Geyer einen kau­zigen Trainer, der groß­ar­tiges Team­buil­ding betrieb. Viel­leicht sogar, ohne es zu ahnen.

Inwie­fern?
Geyer hat jeden Spieler gleich behan­delt. Und uns immer als Kol­lektiv betrachtet: Wir haben alles zusammen gemacht. Und wenn die Mann­schaft gewann, war das ein Ver­dienst der Mann­schaft. Spielten wir scheiße, war daran die ganze Mann­schaft schuld, nicht der Ver­tei­diger, der das ent­schei­dende Gegentor ver­ur­sacht hatte. Das schweißte uns zusammen.

Energie sorgte für ein Novum, als die Mann­schaft am 6. April 2001 mit elf Aus­länder in der Startelf gegen den VfL Wolfs­burg antrat.
Die Info habe ich damals an Kai Ditt­mann von Pre­miere wei­ter­ge­geben! Den kannte ich noch aus meiner Zeit bei Göt­tingen 05, Ditt­mann war damals unser Ersatz­tor­wart. Er fragte mich: Bruno, spielen bei euch heute nur Aus­länder?“ Und ich zu ihm: Zähl doch mal nach.“

Obwohl als Abstiegs­kampf Nummer 1 gehan­delt, schafften sie 2001 und 2002 den Klas­sen­er­halt. Wer waren die prä­genden Figuren in diesen Jahren?
Tor­wart Tomislav Piplica und unser Spiel­ma­cher Vasile Miriuta. Zwei unglaub­liche Typen, die es gehasst haben, zu ver­lieren. Und sei es nur ein Trai­nings­spiel. Die waren so heiß, das hat sich auf die ganze Mann­schaft über­tragen. Dazu kam, dass Vasile Gold im Fuß hatte. Seine Frei­stöße waren Extra­klasse. Unver­gessen sind außerdem seine Auf­tritte beim Fuß­ball­tennis, dafür hätten wir eigent­lich Ein­tritt nehmen sollen.

Sie müssen uns noch erklären, warum Sie mit stolzen 32 Jahren Ihr Debüt als Natio­nal­spie­lern feiern durften.
(lacht) Ich befürchte, dass man mich in den Jahren zuvor ein­fach nicht wahr­ge­nommen hatte. Es war schließ­lich ein Scout von Werder Bremen, der dem dama­ligen Natio­nal­trainer von Bos­nien-Her­ze­go­wina den Tipp gab, sich mal ein Spiel von Energie Cottbus anzu­schauen. Prompt wurde ich nomi­niert. Mein erstes Spiel ver­loren wir knapp mit 1:2 gegen Spa­nien. Und im zweiten Spiel gegen Israel schoss ich das ein­zige Län­der­spieltor meiner Kar­riere. Eine fan­tas­ti­sche Direkt­ab­nahme aus 40 Metern, das sollte man hier ruhig erwähnen (lacht). Leider ver­loren wir mit 1:3.

War das Ihr größter Moment im Natio­nal­trikot?
Ver­mut­lich. Aber allein die Nomi­nie­rung zu erhalten und in meinem hohen Fuß­bal­ler­alter für dieses so arg gebeu­telte Land zu spielen, das mir so am Herzen liegt, war schon unglaub­lich. Intensiv in Erin­ne­rung geblieben ist mir auch meine zweite Begeg­nung mit Spa­nien.

Warum?
Vor dem Spiel hatte ich überall rum­ge­prahlt, dass ich dem spa­ni­schen Spiel­ma­cher ordent­lich auf die Füße treten werde. Das war ein gewisser Pep Guar­diola. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich auf ganzer Linie bei meinem Vor­haben ver­sagte. Der spielte mit solch einer Ele­ganz und hatte immer eine Lösung parat, dass ich das bis heute nicht ver­gessen habe.