Aktuell gibt es in der deutschen Rap-Musik immer mehr Songs über Fußballspieler und ‑Klubs. Woher kommt dieser Trend und was hat es damit auf sich?
Eine Hochhaussiedlung am Rande einer deutschen Großstadt. Ein Haufen Kids schaut böse in die Kamera, boxt in die Luft und imitiert mit den Fingern das Halten einer Schusswaffe. Ein Hubschrauber kreist über der Szenerie. Plötzlich setzen die Bässe ein und eine brachiale Stimme erklingt. „Dribbel’ wie Zinedine! Dribbel‘ wie Zinedine!“ ruft sie, immer und immer wieder. Sie gehört zu Xatar, einem Rapper aus Bonn, der vor allem durch einen spektakulären Goldraub bekannt wurde und anschließend als Musiker und Chef einer Plattenfirma Karriere machte. Der Song stammt von seinem aktuellen Album „Alles oder Nix II“ und das dazugehörige Video zählt mittlerweile mehr als zwei Millionen Aufrufe auf YouTube.
Es ist nur einer von vielen Songs der letzten Jahre, mit denen deutsche Rapper ihren Vorbildern aus der Fußballwelt huldigen. Die KMN-Gang aus Dresden und Dortmund kommt „wie Real Madrid“, der Wahl-Berliner Massiv stürmt „die Garage wie Pelé“ und seine Feinde „rennen weg wie Louis Figo“. Der Dortmunder Miami Yacine wiederum vergleicht seine Beziehung sogar mit der Selecao und der Berliner Capital Bra bunkert „lila Scheine in der Jacke von Paris“. Und wenn sich ein Trend abzeichnet, ist die Parodie meist nicht weit. Die Düsseldorfer Kollegah und Farid Bang – der breiten Masse durch ihren Echo-Skandal bekannt – nahmen ihre Rap-Kollegen mit dem Titel „Ronaldo & Messi“ auf die Schippe, während MC Smook keinem aktuellen Superstar, sondern Uwe Möhrle einen Song widmete.
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Eine Verbindung zwischen Deutschrap und Fußball bestand schon immer. So philosophierte beispielsweise der Rostocker Marteria, der einst selbst unter Horst Hrubesch spielte, schon vor Jahren über sein „Maradona Shirt“ auf dem gleichnamigen Song. 2006 veröffentlichte der Hamburger Samy Deluxe gemeinsam mit befreundeten Künstlern sogar einen kompletten Sampler, auf dem diese jeweils einen Titel ihrem Lieblingsverein widmeten. Die Münchener Rap-Gruppe Blumentopf durfte für die ARD die WM 2014 und 2018 raptechnisch begleiten. In jüngster Vergangenheit sind die Berührungspunkte noch einmal deutlich zahlreicher geworden, was nicht zuletzt auch dem Aufstieg des Genres an sich geschuldet ist.
Deutscher Rap läuft mittlerweile im Mannschaftsbus der deutschen Nationalmanschaft, deutsche Rapper hängen privat mit den Profis der ersten Bundesliga ab. Franck Ribéry filmt sich dabei, wie er den Song „Ya Salam“ des Heidelbergers Kurdo hört, in dem dieser vom „Ribéry-Tanz“ rappt. Sein Team-Kollege David Alaba wiederum postet ein Video, auf dem er die Zeile „Hab’ ganz Wien hinter mir wie David Alaba“ vom Album „Palmen aus Plastik“ der Rapper Bonez MC und Raf Camora mitrappt, und veröffentlicht später sogar einen eigenen Rap-Song. Auch Jerome Boateng hat ein Lied samt Video veröffentlicht, zudem wird er von Megastar Jay‑Z gemanagt. Sein ältester Bruder ist unter dem Pseudonym BTNG schon seit Jahren als Rapper aktiv und hat mit diversen Szenegrößen zusammengearbeitet. Ebenfalls auffällig sind die zahlreichen Fußball-Trikots, die mittlerweile Einzug in die entsprechenden Musikvideos und zahlreiche Instagram-Posts gefunden haben. Bevorzugt Champions-League-Vereine wie Real Madrid, Paris Saint-Germain, Juventus Turin oder auch Bayern München erfreuen sich in diesem Zusammenhang großer Beliebtheit. Der Subtext: Der performende Künstler gehört in jeglicher Hinsicht zur Spitzenklasse.