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Am 26. August bescherte uns die Losfee die Gegner Arsenal, Mar­seille und Olym­piakos. Wenige Tage später waren Hotel und Flüge zu den Spielen gebucht, natür­lich auch nach Grie­chen­land. Irgend­wann im Sep­tember machte schon das Gerücht die Runde, dass am 19. Oktober, unserem Spieltag in Piräus, gestreikt wird. Also hieß es dann schon Tage vor dem end­gül­tigen Abflug nach Alter­na­tiven zu suchen und auf alles gefasst zu sein.

Natür­lich kam es wie befürchtet, am 19. und 20. Oktober wurde ein Flug­lot­sen­streik aus­ge­rufen, unser Flieger sollte am 19. in Athen um 00:10 Uhr landen, eine heikle Kiste. Stän­diger Kon­takt mit unserer Flug­ge­sell­schaft wurde her­ge­stellt, doch selbst am 18. Oktober um die Mit­tags­zeit konnte man uns noch keine wei­teren Infor­ma­tionen geben.

14.00 Uhr: Der Flug ist ersatzlos gestri­chen

Da wir bereits mit einigen Kom­pli­ka­tionen gerechnet haben, traf sich unsere drei­köp­fige Flug­be­sat­zung schon um 11 Uhr am Ham­burger Flug­hafen, der Abflug war erst für 16:30 geplant, um evtl. umbu­chen zu können. Nachdem wir die Sicher­heits­schleusen pas­siert hatten, ver­brachten wir noch einige Zeit im Sicher­heits­be­reich, bis wir um ca. 14 Uhr fest­stellten, dass unser Con­nec­ting Flight von Zürich nach Athen ersatzlos gestri­chen wurde. Wir waren also gezwungen, den Bereich wieder zu ver­lassen, um den Schalter zu errei­chen, an dem uns Frau Roh­leder bes­tens mit Infor­ma­tionen bediente. Sie teilte uns mit, dass sie uns umbu­chen könne und fragte, wohin wir denn fliegen möchten.

Um uns ein bes­seres Bild von Ziel­orten machen zu können, gab sie uns zwei Atlanten mit auf dem Weg. Schnell waren Rei­se­ziele erfasst. Bari, Tirana, Sofia sprangen uns sofort ins Auge, doch nahezu alles war aus­sichtslos. Die Fähre ab Bari, so erfuhren wir hin­terher, fuhr nicht mehr auf­grund des Streiks, Sofia hätte zeit­lich nicht gepasst, zudem gab es große Ver­spä­tungen an den Grenz­über­gängen und in Tirana wollte uns die Flug­ge­sell­schaft aus Sicher­heits­gründen nicht um 23 Uhr landen lassen, da wir dort an einem leeren Flug­hafen gestrandet wären. Wei­tere Flüge direkt nach Athen über Frank­furt bzw. Mün­chen waren schon gestri­chen bzw. über­füllt.

Alter­na­tive: Auto­fahrt über 2600 Kilo­meter

Uns blieb nur noch eine Alter­na­tive, die 2600 km mussten wir also mit dem Auto fahren, laut Rou­ten­planer hätte man es zeit­lich wohl auch geschafft. Also runter zum Miet­wa­gen­schalter, Nach­frage nach einem Auto für eine Tour über den Balkan nach Grie­chen­land, Miet­be­ginn sofort. Wie erwartet machte die Dame am Schalter große Augen, schlug uns aber einen Wagen für drei Tage inklu­sive aller Kilo­meter für 300 vor. So weit, so gut, machen wir, brau­chen wir nur noch einen Mit­fahrer. Da uns klar war, dass wir die Nacht vor und nach dem Spiel durch­fahren müssen, stand sofort fest, dass wir noch einen vierten Mit­fahrer brauchten. In der Vor­saison sind wir bereits nach Paris und Lviv (rund 1500 km eine Strecke) zwei Nächte mit drei Fah­rern durch­ge­fahren, für die län­gere Strecke nach Athen brauchten wir also min­des­tens eine Person mehr.

Zum Glück hatten wir vorher vier wei­tere BVB-Fans getroffen, die mit uns fliegen wollten, aber nun auch in Ham­burg fest­saßen. Wir fragten sie, ob einer von denen denn mit­fahren würde. Das Inter­esse bestand, doch leider hatte von denen keiner einen Rei­se­pass dabei. Inter­na­tional erfahren wie wir sind, hatten wir eine Auto­fahrt schon von Beginn an im Hin­ter­kopf gehabt, unsere Rei­se­pässe für die Nicht-EU-Länder also mit­ge­nommen. Mitt­ler­weile war es dann auch schon nach 15 Uhr, die Chance, irgendwie nach Athen zu kommen, schwand mit jeder Sekunde.

1.00 Uhr: Eine neue Buchung mitten in der Nacht

Somit gingen wir nie­der­ge­schlagen nach Hause, im Wissen, das Spiel nur im TV ver­folgen zu können. Als ich abends um 21.30 Uhr nach dem Fuß­ball­trai­ning auf mein Handy schaute, ging bereits das Gerücht um, das der Flug­lot­sen­streik auf 12 Stunden (von ursprüng­lich 48 Stunden) wurde. Noch später am Abend stellte die erste Air­line wieder Flüge nach Athen ins Internet. Sofort wurde natür­lich geschaut, von wo die nach Athen fliegen. Berlin-Schö­ne­feld wurde als Abflugsort dann aus­findig gemacht, Ankunft Athen war um 15:35 Uhr geplant, gerade noch recht­zeitig, um zum Treff­punkt der BVB-Fans zu kommen.

Mitten in der Nacht noch schnell drei Freunde zum Buchen über­redet, um ein Uhr wurde letzt­end­lich gebucht. Für mich hieß es dann schon sechs Stunden später Abfahrt per ICE nach Berlin, um den Flug um 11:30 zu errei­chen. Fahrt und Flug klappten rei­bungslos, das Flug­zeug war nahezu kom­plett leer, 30 Flug­gäste nur, davon 20 Dort­munder. Als wir in Athen am Flug­hafen ankamen, stellte sich dann die nächste Frage: Wie kommt man in die Innen­stadt?

Eine unge­wöhn­liche Taxi­fahrt

Die Züge hielten mitten auf der Strecke an, Busse und Taxen fuhren auch nicht. Doch vorm Flug­hafen standen gewiefte grie­chi­sche Pri­vat­per­sonen, die Taxi­fahrer spielten und uns eine Fahrt in die Stadt für 70 Euro anboten, mehr als dop­pelt so hoch wie der Stan­dard­preis. Gut, man nimmt, was da ist, also los. Mit fünf Mann saßen wir dann in einem Taxi mit pol­ni­schem Num­mern­schild – mit 180 km/​h auf der Auto­bahn (erlaubt 80), Ziga­rette im Mund und am Handy spie­lend raste unser Fahrer in die Stadt, hielt auf einmal auf dem rechten Fahr­streifen an und teilte uns mit, dass rechts die Akro­polis in der Ferne steht. Es sollte der letzte Blick für heute auf die Sehens­wür­dig­keit sein. Eine Stunde vor Abfahrt der Fan­busse trafen wir am Sygrou Fix ein, von da aus ging die Reise ins Sta­dion und zurück zum Flug­hafen ohne nen­nens­werte Zwi­schen­fälle.

Schlafen im Muse­ums­raum

Nachts um halb zwei nach dem Spiel waren wir also wieder am Flug­hafen, der Abflug ging erst um 16:30 Uhr. Noch ein paar Gänge auf und ab, dann in einem offenen Muse­ums­raum mit ins­ge­samt zwanzig Leuten auf den Boden zum Schlafen gelegt. Mitten in der Nacht um 4 Uhr vom Flug­ha­fen­per­sonal geweckt worden, dann doch bis 8 Uhr wei­ter­ge­schlafen. Nach wei­teren Stunden des Zeit­tot­schla­gens dann end­lich der Abflug, ab Berlin wieder weiter mit dem ICE, Ankunft in den eigenen vier Wänden um kurz vor 22 Uhr am Don­nerstag. 59 Stunden nach unserem ersten Treffen.

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