Er ist im Sturm von Eintracht Frankfurt der wilde Indianer an der Seite des lässigen Cowboys Alex Meier. Doch der wäre ohne Seferovic nur halb so viel wert und nicht Torschützenkönig der Bundesliga geworden.
Jeder möchte Sherlock Holmes sein, doch niemand Dr. Watson, denn niemand möchte als kleines Licht im Schatten seines genialen Kollegen stehen. Doch was wäre Derrick ohne seinen Harry, der Brain ohne Pinky,Netzer ohne Wimmer? Das Gefühl dürfte auch Haris Seferovic kennen.
Sein Frankfurter Sturmkollege Alex Meier wird zurecht mit Lobeshymnen überschüttet: Torschützenkönig, Spielentscheider, Strafraummagier. Und doch wäre Meier ohne seinen Sturmpartner Seferovic nur halb so viel wert.
Ein Mann für die Drecksarbeit
Es ist kein Zufall, dass Alex Meier ausgerechnet in dem Jahr Torschützenkönig der Bundesliga wurde, in dem der Schweizer aus dem sonnigen Sevilla in das weit weniger sonnige Frankfurt wechselte. Denn Meier kann sich im Zwei-Stürmer-System der Eintracht mehr denn je auf das Gerd-Müller-Element seines Spiels konzentrieren: das Runde ins Eckige zu schießen.
Haris Seferovic besorgt derweil die Drecksarbeit, läuft, ackert und ist immer anspielbereit. Der Schweizer ist zudem wesentlich kombinationsstärker als Sturmkollege Meier. Seine weitläufigen Bewegungen helfen den Frankfurter Mittelfeldspielern, den Ball in die Spitze zu tragen. Dabei weicht er besonders gerne auf die Flügel aus. Ein beliebter Spielzug der Eintracht: Doppelpass auf dem Flügel mit Seferovic, halbhohe Flanke, Meier, Tor!
Wenn Meier trifft, bleibt Seferovic im Schatten
Auch im Pressing leistet Seferovic eifrig Fleißarbeit. Meier agiert gegen den Ball fokussierter und stellt gewissenhafter die Räume zu. Seferovic hingegen sprintet meistens um den zentralen Meier herum, startet Pressingattacken und zwingt Gegner in Zweikämpfe. Man könnte auch sagen: Alex Meier ist der lässige Cowboy, Haris Seferovic der wilde Indianer.
Die Rollenverteilung gilt auch im gegnerischen Strafraum. Seferovic und Meier schossen in der Vergangenheit zwar ungefähr gleich oft aufs Tor (94 Torschüsse zu 80). Doch Cowboy Meier trank besseres Zielwasser und traf doppelt so oft. So ging jeder vierte Meier-Schuss ins Tor, jedoch nur jeder neunte von Seferovic. Solange Meier weiter wie am Fließband trifft, wird Seferovic in der öffentlichen Wahrnehmung die Nummer zwei bleiben. Bei Eintracht Frankfurt wissen sie jedoch, was sie an ihrem Supporting Act im Sturmduo haben. Und letztlich gibt es schlimmere Schicksale, als Dr. Watson sein zu müssen.
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