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Seite 2: The Humble One

Der Por­tu­giese hat aus den Feh­lern seiner ver­gan­genen Auf­gaben gelernt – und scheint sein alle gegen mich“-Motto abge­legt zu haben. So kon­zen­triert er sich nicht mehr nur darauf, in jeder Pres­se­kon­fe­renz min­des­tens einmal jeden Jour­na­listen im Raum anzu­pö­beln, son­dern besinnt sich auf die alten Stärken, die ihn bei seinen erfolg­rei­chen Sta­tionen zum Trainer mit schier ange­bo­rener Titel­ga­rantie geformt haben: In all diesen Teams domi­nierte seine Mann­schaft das Mit­tel­feld mit zwei­kampf­starken und defensiv aus­ge­rich­teten Sech­sern, bei all diesen Klubs diri­gierte ein spiel­starker Zehner als Dreh- und Angel­punkt die Offen­siv­ak­tionen seiner Mann­schaft. Damit bescherte Mour­inho bei Inter Mai­land fast Wesley Sneijder den Ballon d’Or, so formte er aus Mesut Özil bei Real Madrid den viel­leicht besten Zehner dieser Dekade.

Ganz so weit ist der jet­zige Spiel­ma­cher in seinem System, Dele Alli, in seiner Ent­wick­lung noch nicht. Unter seinem neuen Trainer blüht jedoch auch er zuneh­mend auf. Fünf Scor­er­punkte sam­melte der Eng­länder allein in der letzten Woche, mit teils akro­ba­ti­schen Pässen und Tricks nutzt er die ihm ange­bo­tene Frei­heit zudem für das bei den Fans so sehn­lich gewünschte Spek­takel im Tot­tenham-Sta­dium. Hinter ihm räumen die Sechser Moussa Sis­soko und Eric Dier alles ab, was ihnen in Grätsch-Reich­weite kommt und auf Harry Kane ist ohnehin Ver­lass – so lautet das momen­tane Erfolgs­re­zept.

Mour­inho bleibt Mour­inho

Die größte Ver­än­de­rung aber ist nicht die Aus­rich­tung der Mann­schaft, son­dern deren Außen­dar­stel­lung. Der Trainer, der einst über das sen­sibel gel­tende Talent Pedro León sagte, er würde nicht mal spielen, wenn die gesamte erste Mann­schaft bei einem Flug­zeug­ab­sturz“ ums Leben käme, scheint bei seinem neuen Arbeit­geber auf nega­tive Schlag­zeilen ver­zichten zu wollen. Ein fan­tas­ti­sches Team“ habe er. Es brauche keine neuen Spieler, er sei ohnehin nur da, um all die groß­ar­tigen Talente zu ent­wi­ckeln. Selbst in Rich­tung des wech­sel­wil­ligen Chris­tian Eriksen hat sich der Coach bis­lang bis­sige Kom­men­tare ver­kniffen. Und sogar auf der Pres­se­kon­fe­renz vor dem heu­tigen Duell beim FC Bayern klagte er nicht über die (offen­sicht­li­chen) Fehler seiner Mann­schaft bei der 2:7‑Pleite im Hin­spiel. Er kün­digte ledig­lich an, seinem Team ab jetzt bloß helfen“ und die Erin­ne­rung zur dama­ligen Schmach von ihnen fern halten zu wollen.

Der eins­tige Defen­siv­fe­ti­schist hat sich wei­ter­ent­wi­ckelt – alles ver­än­dert hat sich bei ihm aber doch nicht: Ange­spro­chen auf die Frage, ob seine Spieler nach dem ver­lo­renen Cham­pions-League-Finale im ver­gan­genen Sommer mög­li­cher­weise gehemmt in die neue Spiel­zeit gestartet seien, kam der alte Mour­inho“ dann doch nochmal durch: Keine Ahnung, ich hab noch nie eins ver­loren“, lau­tete seine lapi­dare Ant­wort. Viel­leicht ist der jet­zige José Mour­inho also doch nicht sein gut gelaunter Bruder, son­dern eine tem­po­räre Erschei­nung. Viel­leicht ist er aber auch ein­fach der nor­male“ Mour­inho – so normal“, wie ein selbst­er­nannter Spe­cial One“ eben sein kann.