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1.
2009 machte Tobias Rau von sich reden, als er die Fuß­ball­schuhe an den Nagel hängte und dafür in die schwei­ßigen Lei­nen­turn­schuhe eines Lehr­amts­stu­denten schlüpfte. Rau?“, wird jetzt der ein oder andere sagen. Rau war einst eines der größten Talente des deut­schen Fuß­balls, wurde Deut­scher Meister mit den Bayern und durfte gar sieben Mal in der Natio­nal­mann­schaft ran. Irgend­wann aber stockte die große Kar­riere. Als Raus Freundin ein Stu­dium begann und anfing, Kom­mi­li­tonen mit nach Hause zu bringen, muss es irgendwo zwi­schen WG-Party, Men­sa­fraß und Küchen­tisch­ge­sprä­chen über Adornos Kritik der poli­ti­schen Öko­nomie ein Erwe­ckungs­er­lebnis für den Profi gegeben haben. Wir hatten so viel Frei­heit“, sagte seine Freundin dem Spiegel“. Jeder, der den süßen Nektar des Stu­den­ten­le­bens kosten durfte und nun vom bösen, grauen Arbeits­leben gegei­ßelt wird, würde ihr Recht geben. Nur: Rau war Fuß­ball­profi. Fuß­ball­profi, ver­dammt!

2.
Eine Uni-Ver­an­stal­tung mit Chris­toph Daum zu teilen, muss die sprich­wört­liche Kir­sche auf der Semi­nars-Sahne sein. Egal worum es geht: Daum wird es besser wissen, lang­atmig erklären, even­tuell über heiße Kohlen laufen und dabei luf­tige Weis­heiten unters Volk werfen. Sicher­lich ein großer Spaß. Leider gibt es keine Über­lie­fe­rungen von Daums Kom­mi­li­tonen, nur vom Erfolgs­trainer selber. Der stu­dierte Sport in Köln und musste, da seine Gattin berufs­tätig war, öfter den gemein­samen Hund mit in den Hör­saal nehmen. Klau­suren saß der kleine Köter in Daums Sport­ta­sche aus, befriedet durch Hun­de­kno­chen und eine Tasse Wasser. Wun­der­schön auch, was Daum über das ins­ge­samt eher lockere Stu­den­ten­leben in den Sieb­zi­gern sagte: Wer zweimal mit der­selben pennt, gehört schon zum Estab­lish­ment. Das habe ich abge­lehnt, ich war auch schon ver­hei­ratet. Mit der ganzen Flower-Power-Bewe­gung hatte ich nicht viel zu tun. Ich hatte immer meine Pro­bleme mit dieser anti­au­to­ri­tären Erzie­hung und diesen ganzen Pop­kon­zerten.“

3.
Jeder Stu­dent kennt es, das anstren­gende Pro­bleme­reiten in der Uni-Admi­nis­tra­tion. Dass die Erb­sen­zäh­lerei auf den Prü­fungs­äm­tern nicht nur dazu da ist, Stu­denten mög­lichst effektiv und nach­haltig zu gän­geln, son­dern manchmal auch durchaus zu etwas gut ist, zeigt das Bei­spiel von Ottmar Hitz­feld. Der stu­dierte näm­lich par­allel zur Spie­ler­kar­riere Mathe­matik und Sport im hei­mi­schen Lör­rach, weil er nach der Kar­riere unbe­dingt Lehrer werden wollte. Als er sein Stu­dium 1983 beenden wollte, erklärte ihm das Lehramt Frei­burg, er sei seit über zehn Jahren nicht im Schul­dienst gewesen und bat ihn des­halb zur Nach­prü­fung. Eine Klein­geis­terei, die den jungen Hitz­feld derart erzürnte, dass er seine Berufs­wahl über­dachte und quasi aus Trotz von Lehrer auf Meis­ter­trainer umsat­telte. Eine gute Ent­schei­dung.

4.
Einer der ganz Großen des Fuß­balls war der Bra­si­lianer Sócrates, Kopf der genialen Seleção der Acht­ziger, die ohne WM-Titel trau­ri­ger­weise unvoll­endet blieb. Dass Sócrates Bra­sileiro Sam­paio de Souza Vieira de Oli­veira immerhin den längsten Namen aller jemals regis­trierten WM-Teil­nehmer trägt, wird ihm wahr­schein­lich kein Trost gewesen sein. Ungleich kürzer war sein Spitz­name: O Doutor“. Sócrates stu­dierte wäh­rend seiner Kar­riere Medizin, wes­halb er zwar die WM 1978 ver­passte, nach seiner Lauf­bahn als Fuß­baller aber als Kin­der­arzt arbeiten konnte. Das Recht auf sein Stu­dium ließ sich der Doktor“ vom Fuß­ball­ge­schäft nicht nehmen. Die Frei­stel­lungen für Semi­nare und Klau­suren hatte er sich ver­trag­lich zusi­chern lassen.

5.
Die Bestim­mung des Plat­zie­rungs­preises von Aktien im Vor­feld einer Bör­sen­neu­ein­füh­rung – Eine ver­glei­chende öko­no­mi­sche Ana­lyse am Bei­spiel des Bör­sen­ganges von Fuß­ball­ver­einen“. Der Titel von Oliver Bier­hoffs Diplom­ar­beit kommt ähn­lich gestrie­gelt daher wie seine Frisur. 2002 schloss der DFB-Team­ma­nager sein Stu­dium der Wirt­schafts­wis­sen­schaften an der Fernuni Hagen ab. Nach nur 26 Semes­tern. Bier­hoff als Lang­zeit­stu­dent? Der mit Mitte Dreißig noch in seiner WG wohnt, bis zum Mittag schläft, Dosen­ra­violi früh­stückt, sich mit Kell­ner­jobs über Wasser hält und am Wochen­ende säcke­weise Wäsche mit zu Mama nimmt? Mit­nichten. Der Mann ist beschäf­tigt. Wer ita­lie­ni­scher Meister werden und das Golden Goal im Euro­pa­meis­ter­schafts­fi­nale schießen muss, der darf so lange im Stu­dium rum­bum­meln, wie er will.

6.
Als der etwas andere“ Profi gilt hier­zu­lande Thomas Broich. Von seinen Mit­spie­lern Mozart“ genannt, schaute Broich Zeit seiner Kar­riere stetig über den Tel­ler­rand und schrieb sich zu seiner Glad­ba­cher Zeit an der Düs­sel­dorfer Uni ein, um Phi­lo­so­phie zu stu­dieren. Ein schönes Spiel­chen für die Medien, denn Broich posierte auch mal gerne mit Büchern und Bas­ken­mütze. Was die wenigsten wissen: Broich war nicht der ein­zige Stu­dent im Team. Auch die Mit­spieler Zé Antonio und Kasey Keller waren damals ein­ge­schrieben. Keller, der aus Eng­land gekommen war, sagte dazu: Es ging bei den eng­li­schen Profis immer nur um Autos, Alkohol und Frauen.“ Ein Prio­ri­tä­ten­ver­hältnis, dass sich zu zwei Drit­teln mit dem zahl­rei­cher Stu­denten deckt.

7.
Auch in der Riege der stu­dierten Fuß­baller: Hans-Jörg Butt. Der ehe­ma­lige Natio­nal­tor­hüter begann wäh­rend seiner Kar­riere ein Stu­dium der Betriebs­wirt­schafts­lehre an der Fernuni. Von der Bild“ darauf ange­spro­chen, maulte Butt: Ja, BWL, als Fern­stu­dium, zehntes Semester. Aber jetzt fangt nicht an mit ›Der etwas andere Profi‹ oder so was!“ Na gut, dann nicht.

8.
Genervt reagierte einst auch Richard Golz. Als ihn ein Jour­na­list auf das Kli­schee der Stu­den­ten­stadt Frei­burg ansprach und allen Ernstes wissen wollte, ob das Uni­ver­si­täts­leben auch in der Kabine zu bemerken sei, fuhr der Tor­mann dem Schreiber sar­kas­tisch übers Maul. Ja, klar. Vor lauter Phi­lo­so­phieren über Scho­pen­hauer kommen wir gar nicht mehr zum Trai­nieren.“ Na na na, man wird ja wohl noch eine total dumme Frage stellen dürfen.

9.
Eine Son­der­stel­lung im mexi­ka­ni­schen Fuß­ball nehmen die UNAM Pumas ein. Die Pumas sind näm­lich nicht nur eines der erfolg­reichsten Teams des Landes, son­dern dar­über hinaus auch eine Uni­ver­si­täts­mann­schaft. Natür­lich sind nicht mehr alle Kicker zugleich Stu­denten, 2009 waren aber immerhin noch sechs Profis an der Uni ein­ge­schrieben. Das eigene Sta­dion mit einem Fas­sungs­ver­mögen von 72.449 steht auf dem Uni-Gelände, die Meis­ter­schafte werden auf dem Campus gefeiert. Die viel­leicht beste Uni-Party der Welt? Nicht aus­zu­schließen.

10.
Zum Abschluss ein kleiner Schwenk in die Nie­de­rungen des Frei­zeit­fuß­balls. Fester Bestand­teil des Uni-Lebens sind mitt­ler­weile die Uni-Ligen, in denen Frei­zeit-Teams gegen­ein­ander antreten, um fest­zu­stellen, wer weniger ama­teur­haft ist. An sich eine nette Sache, die tra­di­tio­nell wit­zige, Ent­schul­di­gung, wit­zige“ Namens­ge­bung der Teams birgt aber durchaus Fall­stricke. In der Uni­liga Göt­tingen etwa hatten sich zwei Teams die Namen Ein­tracht Frau­en­schweigt“ und FC Sie­willja“ gegeben und die Wappen mit halb­nackten Frauen gar­niert. Was folgte, war eine Sexis­mus­de­batte. Wir wollen diese hier nicht wieder auf­nehmen und distan­zieren uns natür­lich von jeder Form von Sexismus. Des­halb weisen wir lieber auf Namen von anderen Uni-Teams hin, die emp­find­lich genau unseren Pen­nä­ler­humor treffen: Wacker Durchs­aufen. Bal­ler­das­darein Istanbul. Arsenal Long­dong. Glas­hoch Ran­gers. Glas­bier Ran­gers. Fel­latio Rom. AS Rum. Boavista Porno. Und schließ­lich unser Favorit: Die Elfen­bein­brüste