Seinen Spitznamen kann man sich nicht aussuchen. Und nicht für jeden springt einer wie ?Titan?, ?Boss? oder ?Kaiser? raus. Siehe Moritz Stoppelkamp, RW Oberhausen. Irgendwann in seiner Zeit bei RW Essen wurde er gemeinerweise ?Stolperkamp? getauft. Der Neckname hält sich auch heute in Oberhausen noch. Doch mittlerweile hat die Numero sieben der Kleeblätter für derlei Hohn eine schlagfertige Antwort in petto. Nach seinem Treffer zum 2:2 beim unglaublich intensiven und oft vogelwilden Niederrheinderby in Duisburg führte Stoppelkamp erneut jenen Jubel vor, bei dem er sich im Laufen selbst ein Beinchen stellt. Die Kleeblätter mussten drei Kreuze machen, dass bei der Einlage nichts Schlimmeres passiert ist (vgl. Klose, Villa, van Persie). Trainer Bruns hatte Stoppelkamp, zur Welt gekommen in Duisburg, ungewohnterweise im Sturm platziert. Ein findiger Schachzug, wie sich schnell erweisen sollte. Zweimal war es Stoppelkamp, der die MSV-Abwehr im wahrsten Wortsinn hinterrücks düpierte. Und zwar in beiden Fällen nach demselben Schema: Ball von Grundlinie zurückgelegt, Stoppelkamp dremelt ihn rein. Erst zur Führung, später zum Ausgleich. Duisburg: löchrig wie eine Dartscheibe. Stoppelkamp nahm gern an und genehmigte sich seinen ersten Doppelpack als Profi. Legt er konstant nach, landet die Akte ?Stolperkamp? bestimmt bald im Schredder. Er fasste den Zähler-Gewinn bei Sky übrigens mit diesem Plädoyer zusammen: ?Wir haben einen Punkt mitgenommen, Arschlecken, und gut is‘.“ Das Attribut ?gut? kommt für Ligaprimus Kaiserslautern heuer fast wie eine Beleidigung. Seit dem sechsten Spieltag rangieren die Pfälzer auf einem direkten Aufstiegsplatz, seit dem 13. haben sie ihre Zelte auf dem höchsten Gipfel des Klassements aufgeschlagen. Auch Orkan ?Xynthia? und der ganze Schiet und Schmer, den der flotte Wind aufs Spielfeld prügelte, schafften es nicht, die Heringe der FCK-Zelte zu lockern. Ein letztlich verdientes 3:1, durch das der Anhang der ?Roten Teufel? selbstverständlich immer mehr Oberwasser bekommt: Auch beim KSC nahmen die Gästefans schonmal Abschied vom Unterhaus – mit wei?en Taschentüchern wedelnd. Dieser Schmähung sahen sich schon vergangene Woche die Paulianer Schlachtenbummler beim 0:3 auf dem ?Betze? ausgesetzt. Gegen Bielefeld sollte alles wieder gut werden. Doch Federico bewies beim 1:0‑Siegtor seine kalte Schnauze und legte seinem Klub damit den drei Punkte auf dem Sparbuch für den Aufstieg an. Für den Torschützen fand St. Paulis Sportchef Helmut Schulte im Sky-Pausenschnack fast schon heroisierende Worte: ?Wenn der Federico so frei im Strafraum an den Ball kommt, hat kein Torwart der Welt eine Chance – nicht mal Klaus Thomforde…? Auch ein Klaus Thomforde wäre am Freitag mächtig in die Bredouille geraten, hätte er anstelle von Pyjamahosen-Király das Löwen-Tor in Paderborn hüten müssen. Dem Aufsteiger gelang die dritte Dreier-Einfuhr am Stück. Die praktizierte Spiellust beim 3:1 gegen München lie? die Tribüne zum Fiesta-Deck werden. Das Triumvirat Saglik/Brückner/Alushi übernahm die Rädelsführung bei der geradlinigen Heimelf und steuerte je einen Treffer bei. Zum Tophit, nicht nur in Ostwestfalens Gro?raumdiscos, sondern auch in der Energieteam-Arena, ist indes ?Sexy Bitch? von David Guetta aufgestiegen. Die Tormusik von Stürmer Saglik bewummert die Zuschauer in Paderborn mit gro?er Regelmä?igkeit. Zum zwölften Mal schon durfte Saglik zu seinem Lieblingslied abfeiern, nachdem er den Elfer zum 1:0 gewissenhaft im Kasten untergebracht hatte. Die Wolfsburger Leihgabe legte nach der Pause noch zum 2:0 durch Brückner auf, der wiederum servierte seinem Kollegen Alushi das vorentscheidende 3:0. So feierten die SCP-Anhänger nach dem Abpfiff völlig zu Recht mit dem Gassenhauer ?Ooohh wie ist das schön…?. Derartige Stimmungshits gehören bei den Münchner Löwen in dieser zähen Spielzeit auf den Index. Nach einer schwachen Darbietung in Paderborn ist bei Sechzig Katerlaune angesagt. Der Grund für die Un-Leistung kann, wie man es auch dreht und wendet, natürlich nur ein einziger gewesen sein: der Transport des bayerischen Trosses von München nach Paderborn. Denn der durfte nicht wie gewohnt flugs rüber jetten zum Auswärtsspiel, sondern musste mit einer Bahnreise nach Kassel, und von dort weiter westwärts mit dem Bus, vorliebnehmen. Zu verdanken hatten sie das Abenteuer dem Streik bei der Lufthansa. Während Coach Ewald Lienen die Hinfahrt im ICE (natürlich in der 1. Klasse) noch als angenehm eingestuft hatte, dürften die Mundwinkel auf der Rückreise gen Fu?boden gehangen haben. Und zu Hause warten zu allem ?berfluss auch noch die Roten als neuer Spitzenreiter in Liga 1. Kreizkruzzifix!