Nächstes Kapitel in der abwechslungsreichen Zoff-Geschichte zwischen Hertha BSC und Lars Windhorst: Jetzt schaltet sich Ex-Kapitän Axel Kruse ein. Und kritisiert den Investor mit derben Worten.
Am Dienstagnachmittag ist Hertha BSC in die neue Trainingswoche gestartet. Dabei begleitet die Berliner nicht nur bestes Frühlingswetter, sondern auch das zuvor in diesem Jahr noch unbekannte Gefühl eines zarten Aufwärtstrends. Am Samstag hatte der Fußball-Bundesligist erstmals in diesem Jahr ein Spiel gewonnen, 3:0 gegen die TSG Hoffenheim – und damit nach Wochen der teils heftigen Niederlagen ein deutliches Zeichen im Kampf um den Klassenerhalt gesendet.
Doch Ruhe im Umfeld gibt es trotzdem nicht. Am Sonntag forderte Investor Lars Windhorst bei „Bild live“ offen die Ablösung von Präsident Werner Gegenbauer. Tags darauf äußerte sich Herthas früherer Kapitän Axel Kruse im rbb-Podcast „Hauptstadtderby“ und hielt mit seiner Meinung nicht hinterm Berg.
Mit den Worten „doof ist er also auch noch“ leitete Kruse seine scharfe Kritik in Richtung Windhorst ein. „Seit wann entscheidet denn der Investor, wer hier Präsident ist und mit wem er zusammenarbeitet? Ich bin schockiert, dass sich in Zeiten von 50+1 ein Investor hinstellt und sagt, mit dem arbeite ich nicht mehr zusammen. Sondern nur mit jedem anderen, der ihm genehm ist“, sagte der 54-Jährige: „Das ist wirklich alles krank.“
Kruse, der kürzlich neben Gabor Kiraly und Marko Rehmer vom Verein als einer der Protagonisten der Initiative „Fahnenträger“ präsentiert wurde, war noch nicht fertig. Er machte mit ebenso deutlichen Worten weiter. „Unsere Leute freuen sich alle, endlich mal ein Spiel gewonnen zu haben und ein bisschen Licht am Ende des Tunnels zu sehen“, sagte er: „Und dann setzt sich diese Pfeife da hin, zieht vom Leder und macht alles wieder kaputt.“
„Und dann setzt sich diese Pfeife da hin“
Abseits des Rasens geht es also auch in dieser Woche mit reichlich Wirbel weiter. In sportlicher Hinsicht wird es erst einmal etwas ruhiger – die letzte Länderspielpause der Saison steht an. „Freundschaftsspiele im März sind unglücklich. Aber es gibt ja auch noch ein paar Akteure, die sich im Wettbewerbsmodus befinden, das müssen wir dann akzeptieren“, sagt Sportgeschäftsführer Fredi Bobic.
Den Schwung vom Sieg gegen Hoffenheim gleich in die nächste Partie im Abstiegskampf mitnehmen können sie bei Hertha nicht. Aber zumindest bleibt für das neue Trainerteam etwas Zeit, intensiv mit der Mannschaft zu arbeiten. Diese Aufgabe wird zunächst weiter Assistent Mark Fotheringham übernehmen, da sich Felix Magath noch in coronabedingter Quarantäne befindet.
Allerdings ist die Gruppe der Spieler, die zur Verfügung stehen, deutlich kleiner als sonst. Neun Profis sind mit ihren Nationalteams unterwegs. Ursprünglich wären acht Akteure weg gewesen, doch am Montag wurde noch Marton Dardai für die U 21 nachnominiert. Deutschland trifft zu Hause auf Lettland und auswärts auf Israel. Kommt Dardai zum Einsatz, wäre es sein Debüt.
Den Anfang machen Linus Gechter und Anton Kade. Die beiden Talente treten am Mittwochmittag mit der deutschen U‑19-Nationalmannschaft im finnischen Vantaa gegen Italien an. Es ist das erste Spiel eines Viererturniers, der Sieger qualifiziert sich für die Europameisterschaft.
Danach geht es bis kommenden Dienstag Schlag auf Schlag. Sportlich am wichtigsten sind die anstehenden Begegnungen für Stürmer Ishak Belfodil, der mit Algerien zweimal gegen Kamerun spielt. Es geht Freitag und Dienstag um die Qualifikation für die WM in Katar. Ebenfalls mit der A‑Nationalmannschaft auf Reisen sind Stevan Jovetic – Montenegro trägt Freundschaftsspiele in Armenien und gegen Griechenland aus – sowie Dedryck Boyata (mit Belgien in Irland und gegen Burkina Faso) sowie Fredrik André Björkan. Norwegen spielt gegen die Slowakei und Armenien.
Ein mannschaftsinternes Duell gegen Peter Pekarik wird es allerdings nicht geben, da der Slowake auf eine Reise zum Nationalteam verzichtet hat. Er will sich ganz auf den Abstiegskampf mit Hertha konzentrieren. Außerdem spielen Jurgen Ekkelenkamp und Torwart Marcel Lotka für die Nachwuchsnationalteams der Niederlande beziehungsweise Polen.
Dieser Text erscheint im Rahmen unserer Kooperation mit dem Berliner Tagesspiegel.