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Seite 2: Was macht Italien anders?

Ita­lien
Michele Tossani arbeitet als freier Fuß­ball­re­dak­teur in Ita­lien und schreibt an dieser Stelle häufig über die Serie A

Natür­lich hat sich noch nicht jeder so ganz an den neuen Video­be­weis gewöhnt, aber gene­rell loben Fans und Experten seine Umset­zung. Und es besteht kein Zweifel daran, dass er in dieser Saison bereits großen Ein­fluss hatte: Nach sieben Spiel­tagen hat der VAR bereits zu 33 Straf­stoß­ent­schei­dungen bei­getragen. Die Zahl der Fouls ist gesunken (von 260 in der ver­gan­genen Saison auf 203 in dieser), ebenso wie die Zahl der Gelben Karten (von 313 auf 245).

Viele Fans hatten geunkt, dass der Video­be­weis auf­grund der Unter­bre­chungen die Nach­spiel­zeit ins Uner­mess­liche steigen lassen würde. Das konnte sich nach den ersten Spielen so nicht bestä­tigen lassen. Die effek­tive Spiel­zeit hat sich im Ver­gleich zur Vor­saison nur um 0,02 Pro­zent ver­rin­gert.

Der Popu­la­rität des Video­be­weises hier in Ita­lien hat es sicher­lich geholfen, dass der erste von außen ver­hängte Straf­stoß gegen Juventus aus­ge­spro­chen wurde. In Ita­lien ist die Ansicht weit ver­breitet, dass die regu­lären Schieds­richter zu nach­sichtig mit den Bian­co­neri umgehen würden. Natür­lich rief der Video­be­weis unter den Spie­lern Kritik hervor. Gigi Buffon meinte, das Spiel werde zum Was­ser­ball degra­diert, und Sami Khe­dira fügte hinzu: Im Moment ist es ein Desaster!“ Ata­lantas Trainer Gian Piero Gas­pe­rini regte sich fürch­ter­lich über die Fehler des Video­be­weises auf und monierte, dass die lange Zeit bis zur Ent­schei­dung dem Fuß­ball seine Emo­tio­na­lität raube. Doch das sind Ein­zel­mei­nungen, die breite Öffent­lich­keit gou­tiert die Mini­mie­rung der Fehl­ent­schei­dungen in dieser Spiel­zeit.



Der ent­schei­dende Unter­schied: Ein Video­as­sis­tent in jedem Sta­dion!

Ita­lien unter­scheidet sich bei der Umset­zung in einem Punkt deut­lich von Deutsch­land: Wäh­rend die Bun­des­liga eine Zen­trale in Köln für die Ent­schei­dungen aus­ge­wählt hat, sitzt in der Serie A bei jedem Spiel ein Video­as­sis­tent in einer eigenen Kabine im jewei­ligen Sta­dion. Von dort gibt es einen Hin­weis an den Referee auf dem Rasen, sich eine bestimmte Szene auf einem Monitor am Spielf­reld­rand noch einmal genauer anzu­schauen.

Es gibt also keinen Haupt­ver­ant­wort­li­chen wie Hellmut Krug in Deutsch­land, der jedes Spiel über­blickt. Die Ent­schei­dungs­mög­lich­keit von außer­halb des Platzes sind auf meh­rere Schul­tern ver­teilt. Natür­lich bleibt ein Pro­blem: Kommt es zu einer psy­cho­lo­gi­schen Unter­wer­fung des Haupt­schieds­rich­ters? Sprich: Lässt sich der Mann an der Pfeife schneller kor­ri­gieren, wenn ein eta­blier­terer und ange­se­hener Koor­di­nator ihm einen andere Ent­schei­dung nahe­legt?

Bisher ist klar abge­stimmt, wann der VAR ein­greifen kann: bei Tor­ent­schei­dungen, roten Karten, Bestra­fung des fal­schen Spie­lers und Elf­me­tern. Nicht wenige Fans wün­schen sich eine noch weit­rei­chen­dere Kom­pe­tenz. Und: Sie wollen mehr Infor­ma­tionen dar­über, was vor sich geht. Bis­lang – und das ist ähn­lich wie in der Bun­des­liga – sehen sie nur das Zei­chen des Schieds­rich­ters für den Video­be­weis und müssen dann warten, wie der Schieds­richter nach der Revi­sion der Bilder ent­scheidet.