Emre Mor ist erst zwanzig Jahre alt. Womöglich steht er nach seinem Rauswurf bei Celta Vigo schon jetzt am Scheideweg seiner Karriere. Schließlich haben schon viel begnadetere Fußballer ihr Talent verschwendet. Ein paar mahnende Beispiele.
Der Prototyp des überhypten Talents: Freddy Adu. Schon im Alter von 13 Jahren der erste Werbevertrag mit Nike. Mit 14 der erste Einsatz bei den Profis von DC United, zwei Wochen später der erste Treffer. Adu gilt zu diesem Zeitpunkt in seiner Heimat als »Heilsbringer des Soccer«, als Sinnbild des American Dream. Doch der Druck ist zu groß, viel zu groß. In den Folgejahren verschlägt es Adu nach Brasilien, Serbien, Finnland, Griechenland, Portugal und in die Türkei. Für eine der Top-Ligen reicht es nie, mehrmals ist er vereinslos. Mittlerweile hat er immerhin wieder einen Verein gefunden, in Las Vegas. Irgendwie passend.
Der allererste »neue Messi«. Ein Vergleich, dem schon von vornherein niemand standhalten kann, auch Bojan nicht. Während Leo Messi immer noch die alles überragende Figur in Barcelona ist, verschlug es den kleinen Spanier hinaus in die Welt. Barcelona, AS Rom, AC Mailand, Ajax Amsterdam, Stoke City, Mainz 05, Deportivo Alaves. Das klingt bitter, weil es das ist. Nichtsdstotrotz gab es unzählige »neue Messis« nach ihm, die es härter ewischt hat…
.… so beispielsweise Gabriel Torje. Der machte in seinem Heimatland nicht nur durch seine Dribbling-Künste auf sich aufmerksam, sondern auch durch ein Video, auf dem er die Vereinshymne von Steaua Bukarest singt. Als Spieler von Dinamo Bukarest. Kurze Zeit später verließ er Rumänien dann auch, wurde von Udinese Calcio vier mal hintereinander verliehen und ist mittlerweile wieder bei… na? Richtig! Dinamo Bukarest.
Noch vor wenigen Jahren galten Hachim Mastour und Martin Odegaard als DIE Spieler der nächsten Generation. Während Odegaard noch mit sich hadert, stürzte Mastour sportlich vollkommen ab. In den letzten Jahren nach Zwolle verliehen, kam er selbst da nur in der zweiten Mannschaft zum Einsatz und kehrte anschließend nach Mailand zurück. »Transfermarkt.de« gibt für die Saison 17/18 einen(!) Einsatz an, in der italienischen Jugendliga. Im Sommer läuft sein Vertrag aus.
Phil Henrique Ganso fungierte zu Beginn seiner Karriere als Assistent für einen gewissen Neymar. Immerhin 80 Spiele haben die beiden gemeinsam gemacht. Danach hätten die Wege unterschiedlicher kaum sein können. Die Nummer Zehn des FC Santos blieb lange in der Heimat, die Nummer Elf eroberte Europa. Mittlerweile hat sich auch Ganso über den großen Teich getraut, beim FC Sevilla kommt er immerhin sporadisch zum Einsatz.
Schoss in der Leverkusener Jugend jahrelang alles kurz und klein. Seit er Profi wurde hat Samed Yesil nie mehr als drei Treffer in einer Saison erzielt. Spielt mittlerweile bei Panionios Athen und ist unerwarteterweise immer noch 23 Jahre jung. 11FREUNDE sagt: Der kommt vielleicht noch mal.
War für drei Jahre mal der heiße Scheiß in Manchester: Anderson. Kam nach einem Kreuzbandriss 09/10 nie wieder zu alter Form. Nach einer Leihe zum AC Florenz ging er zurück in die Heimat. Ist nach Stationen bei Coritiba und Porto Alegre momentan vereinslos.
War für zwei Jahre mal der heiße Scheiß in Manchester: Federico Macheda. Der Stürmer tingelte jahrelang durch die englische Unterklassigkeit, und ist nach einem halben Jahr Vereinslosigkeit zurück in Italien. Serie-B-Klub Novara Calcio muss auf Grund einer Rotsperre jedoch gerade auf ihn verzichten.
Kerlon ist wohl die Definition eines One-Trick Ponys. Mit seinem Seehund-Trick brachte der kleine Brasilianer dutzende Abwehrreihen in seiner Heimat zur Verzweiflung. In Europa konnte er nie so recht Fuß fassen, weder in Italien, noch bei Ajax Amsterdam. Er ging anschließend über Asien zurück nach Brasilien und beendete bereits mit 29 seine Karriere. Bitter für Kerlon: Er hätte sich beinahe das richtige Tier ausgesucht. Bis heute feiert ein anderer Offensivkünstler mit dem Robben-Trick große Erfolge.
Es wäre deutlich mehr drin gewesen für den Rabona-Rabauken. Ricardo Quaresma kommt als 11-jähriger zusammen mit Cristiano Ronaldo zu Sporting Lissabon. Die Ankunft von »Q7«, war der großen portugiesischen Sportzeitung »A Bola« eine Doppelseite wert. »CR7« bekam zwei Zeilen. Im Laufe seiner Karriere hatten Texte über ihn immer weniger mit Sport zu tun. Überwarf sich mit Frank Rijkaard bei Barca, gewann bei Inter die goldene Mülltonne und saß bei Chelsea fast ausschließlich auf der Bank. Immerhin bescherte ihm seine Laufbahn den EM-Titel 2016. Und ‚ne Menge geiler Tattoos.