Die Klubs der Premier League streiten um die Austragungsorte einer möglichen Saisonfortsetzung. Nun kam die Idee auf, die restlichen Spiele in Australien auszutragen. Doch es spricht eine ganze Menge dagegen.
Rucksack auf, Badehose einpacken, den blassen Isolations-Teint mit Sonnencreme einschmieren – und ab geht’s nach Down Under. Die Vorstellung mag ganz nett sein, die Realität lässt das jedoch derzeit eher nicht zu. Und dennoch bringt sich die Premier League gerade ins Gespräch, nach Australien zu traveln und die Saison in Perth zu Ende zu bringen. Kann das klappen?
Gary Neville ist präsenter und gesprächiger in den Medien als er es zu Zeiten seiner aktiven Karriere war. Bei beinahe jeder öffentlichen Diskussion hat der ehemalige englische Rechtsverteidiger mittlerweile seine Finger im Spiel. So brachte er vergangene Woche auch die Debatte ins Rollen, dass die Premier League an einem neutralen Ort fortgesetzt werden müsse, der nur geringfügig vom Coronavirus betroffen ist. Sein Blick richtete sich dabei vor allem auf die Länder Malta und Katar, andere Stimmen brachten nun Australien ins Spiel.
Wie The Sun berichtet, würden die Gespräche zwischen Premier League und australischer Regierung derzeit über den britischen Agenten Gary Williams laufen. Er lebt seit Jahren in Western Australia und soll zurzeit in regem Kontakt mit einigen Verantwortlichen der Premier-League-Klubs und dem Senator Glenn Sterle stehen. Dieser habe sich begeistert von der Idee gezeigt, Gastgeber der noch ausstehenden Premier-League-Spiele zu sein, erzählte Williams dem britischen Boulevardblatt.
„Ich sehe mit schweren Herzen, was in England passiert. Wir wollen helfen“, sagte Glenn Sterle. Perth sei das „Zentrum des australischen Sportuniversums“. Die Bedingungen seien ideal, Luft und Wetter gut und die Stadien modern. Perth verfügt über vier potentielle Stadien, wovon das Optus Stadium mit 65.000 Zuschauerplätzen die größte Spielstätte der Stadt ist. Außerdem gibt es Cricket-Stadien und Mehrzweckarenen, die im Falle eines Premier-League-Betriebs umfunktioniert werden könnten.
Perth gilt ob seiner abgeschottenen Lage als isolierteste Metropole der Welt. Die nächste große Stadt liegt mit Adelaide gut 2.700 Kilometer entfernt. Daher geht das Leben in Perth auch in Coronazeiten weitgehend normal vonstatten.
Dennoch würden die Spiele selbstverständlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden, erklärte Williams. Genügend Testungen müssten vorausgesetzt werden und die Spieler müssten sich im Falle einer Infektion in 14-tägige Quarantäne begeben können. Ein umfangreiches Sicherheitskonzept, das die Maßnahmen festhält, gibt es nicht.
Genauso wenig gibt es bisher eine offizielle Anfrage an die australische Regierung, wie Mark McGowan, Premierminister von Western Australia, in einem Statement erklärte.
Überhaupt äußerte der Premier klare Bedenken zu Williams Idee. Man würde den bis dato sehr erfolgreichen Umgang Australiens mit dem Coronavirus gefährden. Er verwies dabei auf die hohen Infektions- und Todeszahlen in England und die harten Einreisebestimmungen in Australien: 28.000 Menschen sind in England bisher an den Folgen von Covid-19 gestorben. In Australien gerade einmal 96. „Wir wollen kein unnötiges Risiko eingehen“, so McGowan.