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Seite 2: „Es kommt gerade knüppeldick für uns”

Können Sie Ihre Spiel­idee etwas kon­kreter fassen?
Wir leben von unserem Team­geist. Alle Spieler, auch die neuen, haben ver­in­ner­licht, wie wir mit und gegen den Ball agieren wollen. Es ist uns gelungen, den durch­schnitt­li­chen Ball­be­sitz von 46 auf zuletzt 56 Pro­zent pro Spiel zu stei­gern. Ten­denz stei­gend. Anfangs fehlten uns Lösungs­an­sätze, wie man das Spiel mit dem Ball auf­zieht. Die Gegner stellten sich hinten rein und war­teten auf Konter. Also haben wir als Team kon­kret an diesem Bau­stein gear­beitet und Lösungen gesucht. Und wenn ich unsere Ergeb­nisse anschaue, muss ich sagen: Es klappt nicht nur das Spiel gegen son­dern auch das mit dem Ball ganz gut.

Das Errei­chen des Europa-League-Ach­tel­fi­nals ist der größte inter­na­tio­nale Erfolg des LASK. Gab es einen Schlüs­sel­mo­ment, der diesen Erfolg mög­lich werden ließ?
Aus meiner Sicht waren es zwei Knack­punkte: Im August hatten wir das Rück­spiel in der Euro-League-Quali beim FC Brügge ver­loren. Es war das erste Mal, seit wir als Gruppe zusammen waren, dass wir kei­nerlei Zugriff auf das Spiel bekamen. Hin­terher waren alle sehr ent­täuscht, wie chan­cenlos wir gewesen waren. In dem Moment war es swichtig, dass wir nicht den Kopf in den Sand steckten, son­dern uns bewusst machten, dass wir besser werden müssen, wenn wir in Europa mit­spielen wollen. Im Trai­ner­team haben wir dar­aufhin die Trai­nings­steue­rung kom­plett ver­än­dert – und kurz darauf das erste Grup­pen­spiel gegen Trond­heim gewonnen. Das war für alle eine sehr wich­tige Erkenntnis.

Und der zweite Knack­punkt?
Unsere Nie­der­lage bei Sporting Lis­sabon im Oktober. An dem Tag spielten wir Sporting regel­recht an die Wand, wir domi­nierten die Por­tu­giesen von der ersten bis zur letzten Sekunde, ver­loren am Ende aber mit 2:1. Als wir nach Linz zurück kamen, wurde uns sei­tens der Medien und vom ganze Umfeld klar gemacht, dass wir trotz der knappen Aus­wärts­nie­der­lage eine wirk­lich beein­dru­ckende Leis­tung abge­lie­fert hatten geleistet hatten und auf dem rich­tigen Weg sind. Kurz: Die Nie­der­lage brachte uns den Glauben an die eigene Stärke. Es war der Beginn der Erfolgs­welle, die wir bis jetzt reiten. Danach spielten wir in Eind­hoven unent­schieden, schossen Sporting mit 3:0 aus unserem Sta­dion und gewannen gegen Rosen­borg.

Im Ach­tel­fi­nale wartet nun Man­chester United mit Paul Pogba, Anthony Mar­tial und Marcus Rash­ford auf Ihr Team. Auf dem Papier hat der LASK keine Chance.
Sie haben Recht, meine Mann­schaft tritt gegen Spieler an, die sie bisher nur aus dem Fern­sehen oder von der Play­sta­tion kennen. Auch in der Kader­breite können wir da nicht mit­halten, aber am Spieltag stehen da auf dem Rasen nur elf gegen elf – und dann gibt es immer eine Chance.

Können Sie in dieser Lage auf Erfah­rungen aus Ihrer Spie­ler­zeit zurück­greifen?
Ich erin­nere mich an die Saison 1997/98, als wir mit Racing Stras­burg im UEFA-Cup auf den FC Liver­pool trafen. Ich war im Hin­spiel zuhause gesperrt und furchtbar ent­täuscht. Bis dahin war es das größte Spiel meiner Lauf­bahn. Bei Liver­pool spielten damals Robbie Fowler und Michael Owen. Vor dem Rück­spiel an der Anfield Road war ich sehr auf­ge­regt und machte mir unglaub­lich viele Gedanken. Aber als ich auf dem Platz stand, war es alles nicht mehr so extrem, da ging es Mann gegen Mann – und am Ende schafften wir den Einzug ins Ach­tel­fi­nale. Das sollten meine Spie­lern auch ver­in­ner­li­chen: Dass in einem Spiel immer alles mög­lich – selbst wenn der Gegner Man­chester United heißt.

Selbst wenn beim LASK die beiden etat­mä­ßigen Innen­ver­tei­diger wegen einer Gelb­sperre im Hin­spiel aus­fallen und Goal­getter Thomas Goi­dinger und Links­ver­tei­diger Marvin Potz­mann wegen eines Kreuz­band­risses fehlen?
Wir haben in dieser Saison schon viel rotiert und stets haben die neuen Leute sich rei­bungslos in die Mann­schaft ein­ge­fügt. Egal wer bei uns auf dem Platz steht: Die Prin­zi­pien werden umge­setzt.

Ein wei­terer Hemm­schuh ist, dass das Heim­spiel wegen des Corona-Virus vor leeren Rängen statt­findet.
Ja, es kommt gerade knüp­pel­dick für uns. Aber das sind alles Dinge, die wir nicht beein­flussen können. Natür­lich ist es schade, dass wir aus­ge­rechnet ein Spiel gegen Man­chester nicht gemeinsam mit unseren Fans erleben können. Aber in der gegen­wär­tigen Lage haben wir alle eine Ver­ant­wor­tung gegen­über der Gemein­schaft.

Und wel­chen ober­ös­ter­rei­chi­sches Bon­mont haben Sie sich zurecht gelegt, für den Fall, dass es am Ende fürs Wei­ter­kommen gegen Man­United reicht?
Noch keinen. Jetzt spielen wir erst einmal und im Zweifel wird meinem Co-Trainer bestimmt wieder ein lus­tiger Spruch ein­fallen.