Damit ihr auch am Sonntag mitreden könnt: Die fünf Lehren der gestrigen Samstagskonferenz.
Wolfsburg hat ein Fan-Problem
Wir bitten an dieser Stelle alle Wolfsburger Radiosender (eins) in der kommenden Woche täglich Aretha Franklin zu spielen. Damit die Soulkönigin in den VW-Werken mal dran erinnern kann: „All I’m asking (ho) is for a little respect. When you come home“. Da trifft der VfL Wolfsburg im Champions-League-Viertelfinale auf Real Madrid, das ganz große Los in der internationalen Lotterie, und trotzdem ist das Stadion gegen Darmstadt 98 mal wieder nicht voll – was zugegebenermaßen auch an den Gästefans lag. Trotzdem: Was muss diese Mannschaft eigentlich noch tun, damit sich die Fans auch in der Bundesliga für den Verein interessieren und mal wieder nach Hause (sprich: ins Stadion) kommen?
Jedem würde mehr Knut Kircher im Leben gut tun
Er ist die letzte unumstrittene Institution, an die wir in diesen Tagen des modernen Fußballs mit all seinen Statistiken um Laufverhalten und Fehlpassquoten noch glauben können. Der Franz-Xaver Wack des 21. Jahrhunderts. Und doch müssen wir erkennen, dass auch Schiedsrichterlegende Knut Kircher mal einen schlechten Tag erwischen kann. Erst verweigerte der Referee aus Rottenburg HSV-Schlussmann Rene Adler nach einem rotwürdigen Foul den fälligen Platzverweis. Dann entschied er auf der Gegenseite auf Elfmeter, als selbst die beschenkten Hamburger ihre Überraschung kaum überspielen konnten.
Die Erkenntnis, dass Knut Kircher nicht alles richtigmacht, lässt uns traurig zurück. Zugleich ist es die Bestätigung, dass auch wir unsere Ansprüche an uns selbst zurückschrauben sollten. Wenn Kircher Fehler macht, dann dürfen wir das vielleicht auch. Auf der Arbeit, in der Beziehung (mit unserem Wellensittich), beim Bäcker. Damit hat Kircher mal wieder ein Statement gesetzt. Wir sagen ganz unparteiisch: Weiter so.
Sandro Wagner muss für Jogi Löw stürmen
„Elf Saisontore für Darmstadt 98. Unglaublich. Kratzen Sie sich da nicht auch manchmal am Kopf?“, fragte der ARD-Reporter. „Nö“, sagte Sandro Wagner. Und guckte trotzig in die Kamera. Seine Tore seien schließlich das Ergebnis harter Arbeit und guter Mitspieler. Da fiel dem soeben aufgelaufenen ARD-Kollegen auch nichts mehr ein. Wagners Formkurve lässt indes jeden Mathematiker staunen. 1,90 Meter voller Torgefahr – und dann auch noch ein Schnäuzer. Sandro Wagner bringt wahrlich genügend Argumente mit, um im Sommer für die Europameisterschaft nominiert zu werden. Und wenn er nur mitkommen würde, um im Finale den letzten und entscheidenden Elfmeter zu schießen.
Vermutlich wird Joachim Löw unsere Gebete nicht erhören. Er wird stattdessen vielleicht einen Stürmer mitbringen, der Geldkoffer im Taxi liegen lässt, oder einen, der sowieso nie spielen wird. Mit Wagner hätte Löw hingegen eine echte Waffe im Kader. Ein Stürmer, den die internationalen Gegner ganz sicher nicht kennen. Und zudem würde Sandro Wagner irgendwie auch den Teil der Gesellschaft in der jogginghosen tragenden Variante repräsentieren. Einer, der nicht nur Ja sagt, sondern auch mal Nö. Schön wäre das.