Weiße Spieler überzeugen mit Spielintelligenz, schwarze durch ihre Physis. Eine Studie zeigt, wie der Sprachgebrauch von Fußballkommentatoren rassistische Stereotypen verstärkt – und damit ganze Karrieren erschwert.
Geht es hingegen um körperliche Attribute, zeigt sich ein anderes Bild: Für ihre Geschwindigkeit heimsen zu 84,17 Prozent dunkelhäutige Spieler Lob von den Kommentatoren ein, für ihre Kraft sind es sogar 86,76 Prozent. All diese Zuschreibungen, so die Autoren der Studie, beeinflussten natürlich auch die Wahrnehmung der Zuschauer. Bei diesen verfestige sich dadurch das rassistische „brawn versus brain“-Stereotyp, wonach dunkelhäutige Menschen vor allem durch physische Attribute, weniger durch kognitive Fähigkeiten auffallen. Oder wie Piara Powar, der Direktor von Football Against Racism in Europe es ausdrückt: „Es besteht weiterhin das Vorurteil, dass schwarze Athleten zwar gute Performer sind, aber keine Leader.“
Ein Vorurteil mit weitreichenden Folgen. „Es ist wichtig, sich klar zu machen, wie weitreichend diese Wahrnehmungen sind und wie sie Spieler sogar beeinflussen, wenn sie ihre aktive Karriere schon beendet haben“, sagt Jason Lee aus dem Vorstand der Spielergewerkschaft PFA. Als Beispiel führt er Profis an, die eine Trainertätigkeit anstreben: „Ist es nicht ein unfairer Vorteil, dass die Bewertung von Spielern als intelligent und fleißig das Resultat einer rassistisch geprägten Wahrnehmung ist?“
„Es gilt nach wie vor: Man muss als Schwarzer deutlich härter arbeiten, um zu leben wie ein Weißer“
Tatsächlich gibt es in den Topligen Europas kaum dunkelhäutige Trainer. Daniel Thioune, Trainer vom VfL Osnabrück, sagte vergangenen Sommer im Gespräch mit 11FREUNDE: „Es gilt nach wie vor: Man muss als Schwarzer deutlich härter arbeiten, um zu leben wie ein Weißer.“ Geht es nach der Studie von RunRepeat trägt auch die Art und Weise wie Kommentatoren Fußballspiele im Fernsehen begleiten zu dieser Ungleichheit bei. „Um die tatsächlichen Auswirkungen des strukturellen Rassismus anzugehen, müssen wir rassistische Vorurteile anerkennen und angehen“, so Jason Lee.
Ein erster Schritt dazu sei es, sich des Problems bewusst zu werden, sagt der Studienleiter Danny McLoughlin gegenüber Zeit Online. Auch größere Diversität bei den Fußballkommentatoren selbst könnte helfen, die rassistisch geprägten Sprachmuster zu durchbrechen. Weniger als acht Prozent der in der Studie analysierten Kommentatoren waren dunkelhäutig. „Wenn sie diverser wären“, so McLoughlin, „würde ich weniger drastische Ergebnisse erwarten.“ Dann wäre vielleicht weniger Donnerwetter. Aber mehr Gerechtigkeit.