Joshua Kimmich erinnert an Patrick Swayze, Münchner Fahrlehrer warnen vor Alphonso Davies und Erling Haaland muss zur Nasen-OP. Vielleicht. Hier sind die Einzelkritiken zum Topspiel.
Reagierte vor dem Gegentor von Kimmich wie unsereins mit Mitte 15, als wir in unserer ersten Clubnacht kurz Augenkontakt mit der Süßen aus der 9a hatten: Machte einen Schritt zu früh nach vorne. Wurde dann eiskalt überlupft. Würde uns nicht wundern, wenn er zur Pause eine Theke aufgesucht hat, um fünf Waldmeisterschnaps zu bestellen und zum ersten Mal über die Ungerechtigkeit des Lebens zu sinnieren.
Spielt jetzt seit 16 Jahren in der Bundesliga und noch immer können wir Lukas Piszcbdndfb.. nicht unfallfrei schreiben. Dabei haben wir es uns fest vorgenommen, seitdem er gestern die Bayern so lässig abkochte und Gnabrys beste Chance mit der Hacke abwehrte. Ein Ende aus Leistungsgründen ist bei dem 34-Jährigen jedenfalls nicht in Sicht. Deshalb: Lukas Piszczek, Lukas Piszczek, Lukas Piszczek, Lukas PiszsdfhdlskVERDAMMT NOCHMAL!!
Wäre Mats Hummels ein Auto, dann ein lässiger Schlitten mit etwas zu viel Patina. Und ja, die Übersetzung von Gaspedal zu Motor – kritisch. Bald gibt’s halt ein „H” ins Kennzeichen. Aber es gibt da diesen Hebel, Aufschrift „Topspiel”, und wenn man den betätigt: Uff, 90 Minuten Vollgas und dann aber schleunigst in die Werkstatt.
Verteidigt nicht nur ganz okay, sondern kann auch sehr gut Kopfrechnen. Den Mathematik-Gag sparen wir uns aber an dieser Stelle, wurde von den Bayern schon oft genug abgezogen.
Hätte das Spiel mit seinem Antritt und in dieser Form alleine entscheiden sollen. Traf dann auf Alphonso Davies und wurde so zur Personifizierung des BVB: Zweiter Sieger.
Spielte wie die Versicherung, die unser Sparkassen-Berater uns kürzlich aufdrängen wollte: Ja, mhm, klingt gut, wir denken drüber nach.
Eine derart beeindruckende sportliche Leistung in Zusammenhang mit einer sehr kurzen Hose haben wir zuletzt bei Dieter Baumann gesehen. Und auch sonst: Rettete sich über die Ziellinie.
Gerüchten zufolge will der Dortmunder Schäferhundverein noch heute Warnschilder bestellen, auf denen Guerreiros Freistoß kurz vor Schluss zu sehen ist. Als deutschlandweit anerkanntes Zeichen für: Gefährlicher Ruf, aber im Grunde harmlos.
Wie der Typ, der jeden Freitagvormittag in den Kiosk marschiert, seinen Lottoschein brav ausfüllt, den noch abknutscht und dann zur Kasse geht. Bemüht, aber ohne echtes Spielglück.
Es scheint, als hätte die Bayern-Defensive das erste wirksame Mittel gegen Haalands Torgefahr gefunden: Einfach mal vor ihm stehen bleiben. Heureka! Krachte derart oft gegen eine Wand, dass wir – Formel1-Fans bis zum Karriereende von Jarno Trulli – uns ganz sicher sind, dass er heute morgen erst einmal eine Nasen-OP hinter sich bringen muss.
Wie ein frischgezapftes Hefeweizen im Biergarten bei uns um die Ecke – erinnerte zu sehr an 2019. Zu selten mit guten Ideen, ohne Bindung zum Spiel. Immerhin: Ein fantastischer Pass auf Erling Haaland in der ersten Halbzeit. Cheers!
Die Irrationalität der Schlagzeilen. Denn weil Sancho nicht spielte, so heißt es, sei der endgültige Siegeswille von Lucien Favre widerlegt. Dabei bewies der eingewechselte Sancho selbst in den 45 Minuten, warum er nicht von Anfang an spielte: Weil er einfach nicht in Form ist. Leider keine Pointe.
Kam zur zweiten Halbzeit, weil Favre laut DFL-Regularien nicht in eine Werkzeugkiste greifen durfte, um eine Brechstange einzuwechseln.
Wie viel zwei einzelne Satzzeichen ändern können. Im Fall von Giovanni Reyna die Einschätzung von Lucien Favre vor der Einwechselung: „Warum eigentlich nicht?” und nach Spielende: „Warum? Eigentlich nicht!”
Als sich Mario Götze das Trikot überstreifte, ausgerechnet gegen die Bayern also noch einmal auf den Platz schlurfen durfte, da dachte sich jeder, der nur einmal von einem Debütroman geträumt hatte: Mensch, das wäre eine tolle Geschichte. Und dann vertändelte er den ersten Ball an der Seitenauslinie, ließ eine Ballannahme springen, flankte in die Hände von Manuel Neuer. Und jeder fühlte sich wie dieser talentierte Nachwuchsautor an einem regnerischen Samstagnachmittag, aufgeladener Laptop, ach was, Schreibmaschine und frischer Tee auf dem Tisch, der sich denkt: Ja gut, Wäsche muss halt auch gemacht werden.
Durfte noch für zwei Minuten mit Vollkontakt Fußball spielen. Ist damit 83 Millionen Deutschen einen Schritt voraus. Glückwunsch also.
Wie jemand, der gerade in Rente gegangen ist: Am Anfang noch viel draußen, später dann weitgehend beschäftigungslos in der eigenen Bude. War aber zur Stelle, wenn doch mal jemand klingelte.
Innenspiegel, Außenspiegel, Schulterblick. Gut möglich, dass Fahrlehrer in München ihren Schülern diese Regel künftig noch etwas eindringlicher einbläuen. Könnte schließlich sein, dass hinter ihnen aus dem Nichts auf einmal Alphonso Davies angerauscht kommt und zum riskanten Überholmanöver ansetzt. Dabei war der doch beim letzten Blick noch ein winziger Punkt am Horizont!
Rettete schon in der ersten Minute auf der Linie. Rettete später dann noch einmal – mit dem Ellenbogen. Aber der erfährt ja seit dem Bundesliga-Restart ohnehin eine ungeahnte Aufwertung, von daher völlig richtig, in dieser Szene nicht auf Elfmeter zu entscheiden.
Was für eine Transformation. Jahrelang war David Alaba ein aufregender Linksverteidiger, immer etwas überdreht, stets etwas frech. Nun bildet er unter Hansi Flick gemeinsam mit Jerome Boateng das abgeklärteste und gleichzeitig lässigste Duo seit Starsky & Hutch.
Solide Partie. Abzüge gibt’s lediglich für seine Christian-Drosten-Gedächtnisfrisur, mit der er dafür sorgt, dass die aktuelle Bayern-Viererkette dann doch nicht die mit dem größten Swag der Fußballgeschichte ist.
Das letzte was so gefühlvoll gehoben wurde wie der Ball von Joshua Kimmich zum 1:0 war Jennifer Grey von Patrick Swayze in „Dirty Dancing“. Time of his life!
Seit der Corona-Pause trägt Leon Goretzka ja zwei stattliche Oberarme über den Platz spazieren. Eine Kostprobe seiner neugewonnenen Kräfte gab er in der zweiten Halbzeit ab, als er einen Dropkick aufs Dortmunder Tor strahlte. Aber wie das eben so ist: Unter zu viel Kraft leidet eben oftmals die Präzision.
Dank Geisterspiel-Atmosphäre und Thomas Müllers lautem Organ wissen wir nun, dass Kingsley Coman von seinen Mitspielern „King“ gerufen wird. Seine Flanken waren aber maximal „Prince“.
Dank Geisterspiel-Atmosphäre und Thomas Müllers lautem Organ wissen wir nun, wer der uneingeschränkte Wortführer der Münchner ist: Thomas Müller!. Lief und lief und lief und redete und redete und redete. Dass da nicht mehr so viel Zeit für noch eine Torvorlage oder noch einen Treffer blieb, ist da nur verständlich.
Hatte die dickste Chance der ersten Halbzeit. War schon im Begriff zu seinem Umrühr-Jubel anzusetzen, wurde aber von Lukas Piszczek auf der Linie abgekocht.
Lange Zeit waren die im Wind über den Platz tänzelnden Pollen weitaus auffälliger als der Pole. Einem plötzlichen Niesen gleich ließ der uns erst nach 83 Minuten aufschrecken, als er den Ball an den Pfosten schlenzte.
Kam für King Coman. Konnte sich aber nicht als Thronfolger empfehlen.
Kam im vergangen Sommer für 80 Millionen Euro von Atletico Madrid. Nun kam er für fünf Minuten gegen Dortmund. Demnächst dann mit Florian K. und Steffen B. bei den Anonymen Absteigern.